Die Pfanne brät nicht!
zuzugeben, dass einem die moderne Kommunikationstechnik einfach über den Kopf wächst. Selbst die Jüngeren kommen da zum Teil nicht mehr mit. Aber nein! Der ältere Herr hat den totalen Durchblick, bringt aber zum vierten Mal in drei Tagen einen Dia-Scanner zurück, der angeblich defekt sein soll. Jedes Mal gibt die Kollegin ihm wieder ein Austauschgerät mit. Auf ihre vorsichtige Frage, ob es denn EVENTUELL möglich sein KÖNNTE , dass es an ihm oder seinen Anschlüssen zu Hause liegt, ergießt sich direkt ein Wortschwall der Entrüstung. Man kenne sich schließlich damit aus!
Alle anderen verkauften Dia-Scanner im Bezirk funktionierten im Übrigen anscheinend einwandfrei – wir hatten keine weiteren Reklamationen!
«Die möchte ich zurückgeben. Die ist kaputt», verlangt ein älterer Herr und übergibt mir eine Personenwaage.
«Es ist nämlich so: Meine Frau und ich wiegen gleich viel. Immer! Aber nicht auf dieser Waage hier. Dann haben wir einige Tests durchgeführt. Wir haben uns zusammen draufgestellt» – bei der Vorstellung muss ich einfach grinsen –, «und das Ergebnis stimmte nicht. Dann habe ich mich mit Pantoffeln gewogen. Dann ohne. Auch das stimmte nicht. Und als ich schließlich die Pantoffeln alleine auf die Waage stellte, zeigte sie null an!»
Bevor er mir noch erklärt, was er sonst noch alles ausgezogen und gewogen hat, bemerke ich schnell: «Es ist ja auch eine Personenwaage und keine Pantoffelwaage!», und gebe ihm sein Geld zurück.
Einige Kunden schwören Stein und Bein, den zu reklamierenden Artikel bei uns gekauft zu haben. Das THEO -Grundsortiment ist übersichtlich, und wir kennen es in- und auswendig. Auch unser Scanner spricht die Wahrheit – einer der wenigen Vorteile des Gerätes –, wenn er wild zu piepen beginnt und uns damit sagen will: «Das Teil kenne ich nicht!»
Da werden olle Schnitzel von Lidl, Schimmelwurst von Aldi, stinkende Paprika von Penny und grüner Käse von Norma auf den Tresen geknallt und versucht, sie in Bares zu tauschen. Besonders zum Monatsende hin, wenn das Geld knapp wird, kommt so einiges wieder zurück, worauf man einigermaßen gut verzichten kann. Von Kleidung über Deko-Artikel bis hin zu feinen Pralinen oder gar Waschmittel. Ich warte auf den Tag, an dem mir jemand seine Schwiegermutter bringt. Die nehmen wir dann auch noch, sofern sie noch putzen kann.
«Den Weichspüler von Ihnen kann man vergessen! Der färbt mir meine ganze Wäsche blau!», zetert die aufgebrachte Kundin und knallt die Flasche Weichspüler auf die Kasse.
«Der ist aber nicht von uns», antworte ich.
«Aber natürlich! Ich gehe nirgendwo anders einkaufen. Ich kaufe nur hier bei THEO !»
Ich kontere: «Und ich arbeite schon ein paar Tage hier, dieses Zeug haben wir nie gehabt.»
«Aber ich bin doch nicht senil! Ich weiß doch, wo ich die gekauft habe! Die ist ganz bestimmt von hier!»
Ich drehe die Flasche und lese: «Hergestellt und abgefüllt für NETTO ».
«Da», sage ich zur Kundin, « NETTO », und zeige auf das Etikett. Trotzdem tausche ich der erstaunten Kundin ihre Flasche gegen eine Flasche guten THEO -Weichspüler, und sie geht happy ihrer Wege.
Das Unglaublichste, was mir je zurückgebracht wurde, war eine Dose Suppengrün. Sie war geöffnet, und die Kundin überreichte sie mir vorwurfsvoll mit den Worten: «Riechen Sie mal!» Ich konnte mich gerade noch beherrschen! Wo kämen wir denn hin, wenn wir überall unsere Nase hineinhalten würden oder – besser noch – alles probieren würden, was die Kunden uns so vors Gesicht halten. Ich sah mir die Dose an. Die verkaufen wir nicht im THEO . Andererseits, so gänzlich unbekannt kam sie mir auch nicht vor, aber die Erinnerung war sehr blass.
Meine Kollegin aus der Nebenkasse bestätigte mir, Suppengrün hätten wir schon seit Jahren nicht mehr im Sortiment. Ich ahnte Böses. Mein ängstlicher Blick wanderte unter die Dose zum Mindesthaltbarkeitsdatum, und meine Befürchtungen wurden noch weit übertroffen. Ich las nämlich das Geburtsjahr meines Sohnes – und der war inzwischen schon ziemlich groß! Wenn man dann noch davon ausgeht, dass Suppengrün beim Kauf noch etwa zwei Jahre haltbar ist, dann stand dieses Dinosaurier-Kraut ganze zwölf Jahre in der Küche der Kundin. Igitt! Mich schüttelt es bei dem Gedanken, welche vorsintflutlichen Lebensmittel dort noch immer vor sich hingammeln oder gar schon krabbeln.
Eine andere Unart vieler Kunden löst bei uns regelmäßig fast Schreikrämpfe aus:
Die
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