Die Pfanne brät nicht!
runterbeugst und den Ansatz deiner Brüste zeigst, dann werde ich so spitz, dass ich dich sofort hier an der Kasse vernasche!»
Meine Farbe wechselt von blass zu Rosa und schließlich Rot. Aber als er Tage später mit seiner Frau einkaufen kommt, macht er um mich einen großen Bogen. Jaja, das schlechte Gewissen.
Nach diesen Enthüllungen werden wohl einige Frauen wieder selber den Einkauf übernehmen und ihre Männer nicht mehr frei herumlaufen lassen. Das wäre bei einigen Spezialisten ganz in unserem Sinne, das können Sie mir glauben.
Es war in meinen Anfängen als Kassiererin. Ich war 21 Jahre alt und schüchtern, brav und streng katholisch erzogen worden. Ich sitze also an der Kasse, glücklich, preissicher zu sein. Die Finger fliegen nur so über die Tastatur, es macht richtig Spaß. Da steht ein Typ so Anfang 30 neben mir und raunt mir zu: «Na, sind Sie zu Hause bei Ihrem Mann auch so flink wie hier an der Kasse?»
Ping! Mein Kopf gleicht einer überreifen Tomate, und ich kann nichts mehr antworten.
Einige, oft handelt es sich um den Anzugträger-Typ («Ich bin wer»), haben auch die Angewohnheit, uns mit unserem Nachnamen anzureden. Der steht ja schließlich gut leserlich auf die Brust gepinnt. Die dröhnen uns dann lautstark und souverän, sodass es auch jeder mitbekommt, entgegen: «Guten Tag, Frau Diestel!» – «Danke, Frau Diestel!»
Ich persönlich mag das gar nicht von Leuten, die ich nicht kenne. Ich fühle mich in dem Moment degradiert zu einem Würstchen, das sich krampfhaft überlegt, mit «Guten Tag, Herr Hinz oder Kunz!» zu antworten, aber dann doch nicht den Mut dazu aufbringt. Würde es Ihnen gefallen, wenn wir den Namen auf Ihrer EC -Karte lesen und Ihnen diese dann mit den Worten «Danke, Frau Schulz! Einen schönen Tag noch, Frau Schulz!» wieder aushändigen würden? Einige Geschäfte handhaben das zwar auf diese Weise, aber mal ehrlich – da fühlt man sich doch in seiner Privatsphäre verletzt. Aber wir sollen das gut finden?
Viele männliche Spezialisten duzen uns auch einfach ganz frech. Manches Mal rutscht uns dann etwas heraus wie: «Sind wir verwandt? Bist du mein Onkel, oder was?»
Die heiratswilligen oder teils auch notgeilen Werber übertreffen sich gegenseitig in ihrem Einfallsreichtum. Wir werden eingeladen zum Paragliding oder zum Kaffee, zum Candlelight-Dinner oder zum Urlaub am Baikalsee. Zu einem Liebesfilm oder zur Rennrad-Tour mit einem rüstigen Rentner. Nach Feierabend erwarten besonders hartnäckige Gesellen uns vor der Tür, in der Hoffnung, dass die überreichte Schallplatte «Dein ist mein ganzes Herz» dieses versteinerte Kassiererinnenherz doch nur erweichen möge.
Mir wurde mal ein Ständchen an der Kasse gesungen. Wie romantisch! Und wie furchtbar peinlich! Ich saß da. Alle Kunden in der Schlange warteten, weil es ja nicht weiterging, und schauten mich erwartungsvoll an, während ich mit hochroter Birne dem lieblichen Gesang lauschte und ein schnelles Ende herbeisehnte. Ein besonders hartnäckiger junger Mann war sogar erfolgreich. Er ließ seiner angebeteten Kassiererin immer wieder Blumensträuße in den Laden zustellen und eroberte sie so im Fluge. Und schon läuteten die Hochzeitsglocken.
Seien wir mal ehrlich, liebe Kolleginnen: Wenn wir wieder mal so richtig gestresst sind oder klebrig und verschwitzt in den Regalen herumkriechen, träumen wir nicht alle mal von dem Prinzen, der auf einem weißen Gaul dahergeritten kommt, uns auf den Armen aus dem THEO trägt – schmalzige Musik im Hintergrund –, uns auf sein Pferd hievt, von dannen trägt und errettet? Und – ganz wichtig – uns nicht nach einem Ritt um den Block wieder dort absetzt.
Haaallooo, Kasse 3 ! Mädchen, träumst du?
Frauen
Kommen wir zum anderen Geschlecht. Da hätten wir zum Beispiel den Typ Blaublüter. Die Hochwohlgeborene, die sich wohl verlaufen hat, weil THEO doch eigentlich weit unter ihrem Niveau liegt. Sie würde in ihrem Bekanntenkreis niemals zugeben, bei uns einkaufen zu gehen. Es sei denn, in ihren Kreisen ist es schon wieder
absolut angesagt
,
hip
oder
einfach Kult
. Dann werden aber natürlich nur die hochpreisigen Produkte gekauft, die es in unserem Gourmettempel natürlich auch gibt. Oder die internationalen Spezialitäten, die regelmäßig bei uns angeboten werden. Die Nase in die Höhe gereckt, stolziert sie durch den Laden. Die Designer-Sonnenbrille nimmt sie selbst an dunklen Wintertagen nicht ab. Arrogant schaut sie herab auf das niedere Volk
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