Die Pfanne brät nicht!
die gescannten Waren in ihre Einkaufswagen packen, kann man die Herren der Schöpfung oft vor sich hinsummen hören. Jedoch nicht, wie die Männer jetzt mit stolzgeschwellter Brust denken werden, weil sie immer so cool und besonders gut drauf sind. Falsch gedacht! Nein! Sie summen oder pfeifen vor lauter Nervosität. Die Charts rauf und runter. Damit niemand bemerkt, wie verunsichert und kribbelig sie innerlich werden, sobald das ganze Spielchen zu hektisch wird.
So manch einer steht dann auch noch mit offener Hose da. Die Kassiererin blickt zu ihm auf, versucht ihn einzuschätzen. Handelt es sich um ein weiteres eingeschüchtertes Kerlchen, oder kann er die Wahrheit vertragen? Mit psychologischem Einfühlungsvermögen weiß man nach den Jahren, was man wem zumuten kann oder wer eher mit hochrotem Kopf und stotternd das Weite sucht und sich nie wieder zu uns wagt.
So manch einer der Schüchternen schafft es jedoch, über seinen eigenen Schatten zu springen. Wie der Kunde, der tatsächlich in die Höhle des Löwen zurückgekehrt ist, um einen Herren-Stringtanga mit Leopardenmuster zurückzubringen. Das muss man sich mal vorstellen: Da muss er sich erst vor seiner vor Liebe schmachtenden Jane rechtfertigen und ihr erklären, dass er wohl eher nicht gewillt ist, ihr den Tarzan zu machen, und sich dann noch todesmutig dem Hohn der Dame an der Kasse und dem restlichen grinsenden Publikum ausliefern. Hut ab, Tiger!
Ein junger Mann war schier verzweifelt, weil er das Gesuchte einfach nicht finden konnte, war wohl auch in dem Augenblick, da er mich fragen wollte, ein wenig verwirrt und nicht in der Lage, das Kind beim Namen zu nennen. Also probierte er es mit Zeichensprache, indem er mit der Hand Schüttelbewegungen vollzog – ungeschickterweise genau vor seiner Körpermitte, was einerseits auf mich sehr erheiternd, andererseits auf die umstehenden Zeugen ziemlich anzüglich wirken musste. So auf die Art: «Mama, was will der Mann?» – «Das erzähle ich dir, wenn du groß bist.» Aber dieses Rätsel war nicht schwer zu lösen. Ich reichte ihm eine Flasche Sprühsahne und erlöste ihn so von seinen Qualen.
Die vielen guten Ehemänner, die zum Großeinkauf bei THEO verdonnert werden, stehen oftmals ratlos und verloren im Gang herum. Sie starren auf den Einkaufszettel, den ihre Frauen geschrieben haben, und haben null Schimmer, wo was steht. Damit sie von ihren sich sorgenden Ehefrauen nicht als vermisst gemeldet werden, weil sie vom Einkaufen nicht wiederkehren, nehmen wir sie schnell helfend an der Hand und erforschen mit ihnen zusammen die hintersten Ecken des THEO .
Dann gibt es natürlich auch die gegenteilige Sorte Mann: die Coolen. Die Draufgänger, die nichts unversucht lassen, uns zu zeigen, wie unwiderstehlich und scharf sie sind. Im Grunde könnten wir THEO auch in
Flirt-Café
oder
Club der einsamen Herzen
umbenennen. Über der Tür ein Schild: «Kommen Sie ruhig rein – wir kriegen auch Sie unter die Haube!» Nur den Elite-Partner wird man hier nur schwerlich finden.
Wenn ein unzufriedener Kunde seine Ware zurückbringt, muss er seine Adresse auf dem Rückgabe-Bon eintragen. Ein Mann überreicht diesen der Kassiererin mit den Worten:
«Ich hab Ihnen meine Telefonnummer mit draufgeschrieben. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich anrufen.»
Manche sind da auch weniger umständlich, brauchen nicht so viele Worte. Die geben dann vorbereitete Notizzettel ab:
« RUF MICH AN ! – Telefonnummer: …»
Ob der mich mit Schantall verwechselt hat?
Es kam sogar vor, dass um 3 Uhr in der Nacht mein Telefon klingelte. Schlaftrunken nahm ich ab. Der junge Mann am anderen Ende der Leitung erkundigte sich, ob ich die Frau Diestel sei, die im THEO an der Kasse sitzt, und ob ich eventuell noch zu haben wäre. Ein Ehemann wäre selbstverständlich auch kein Hindernis.
Kunde: «Letzte Woche haben Sie mir aber sehr viel besser gefallen.»
Meine Kollegin (erstaunt): «Ich wüsste nicht, wo wir uns gesehen hätten.»
Kunde (lechzend): «Ei, in der Sauna.»
Wenn man Kassiererin bei THEO ist, spürt man auch ein klein wenig, wie es sein muss, berühmt zu sein. Gerade, wenn man schon lange dabei ist. Man ist bekannt wie ein bunter Hund. Klar hat das auch schon mal Vorteile. Das können meine prominenten Kollegen – die Filmstars, Politiker und Topmodels – bestätigen. Wenn man ein halbwegs umgänglicher Vertreter ist, hat man bei Behörden, Ärzten und verschiedenen Lokalitäten schon mal Vorrang.
Die Leute
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