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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Diestel
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wieder hoch und reicht mir eine einzelne Klorolle!
    «Ist der Raumduft giftig?»
    «Wie? Giftig?»
    «Nun ja, der ist doch sicher giftig!»
    «Wollen Sie den trinken, oder was?»
    «Nein, das nicht.»
    «Ich denke nicht, dass wir ihn verkaufen würden, wenn er tödlich wäre.»
    Apropos Gift …
    «Wo haben Sie denn die leckeren Methanol-Bonbons? Die habe ich doch immer hier gekauft?»
    An der Kasse hinter mir poltert und kracht es ein paarmal heftig. Ich drehe mich um und sehe, wie ein Kunde mit beiden Händen auf den Zigarettenträger haut und damit meiner Kollegin wohl mitteilen will, dass sie das Rollo öffnen und damit die Zigaretten freigeben soll.
    Mir schwant Böses! Da ist er genau an die Richtige geraten. Renate – unser « THEO -Ranger» –, die immer klare Worte spricht. Und schon geht es los:
    «So, mein Freund! Jetzt hör mir mal gut zu! Und hör GUT zu, denn das sage ich nur ein einziges Mal. Du benimmst dich jetzt hier an meiner Kasse. Und wage es bloß nicht, dich jemals wieder bei mir anzustellen. Dann lernst du mich erst richtig kennen! Verstanden?»
    Bei uns haben Sie übrigens keinerlei Anspruch auf persönliche Betreuung. Das gehört ganz eindeutig nicht zu unseren Service-Leistungen, da müssen Sie sich schon Ihren Zivi, den Butler oder Ihre Haushaltshilfe mitbringen.
    Ich schufte im ersten Gang still vor mich hin. Ein gutgekleideter Mann kommt in den Laden, nimmt mich direkt ins Visier und stürmt auf mich zu. Er schwenkt einen ziemlich langen Einkaufszettel und fragt mich: «Können Sie mir mal helfen? Das hier brauch ich alles!», und versucht mir seine Monats-Einkaufsliste in die Hand zu drücken.
    Bei der Suche nach ein, zwei oder drei Artikeln, kein Thema! Ich würde ihm selbstverständlich gerne helfen, aber was zu viel ist, ist zu viel! Ausweichend und möglichst schonend bringe ich ihm also bei, dass das leider nicht gehe, weil ich meine Arbeit machen müsse.
    «Ich kenne mich hier aber nicht aus! Wenn Sie mir die Sachen nicht holen, brauch ich ja drei Stunden!»
    Ich blicke ihn ungläubig an und ermuntere ihn: «Das schaffen Sie schon. Ist ja recht übersichtlich hier.»
    Er aber dreht sich um und verlässt mit einem «Dann gehe ich besser woanders hin» den Laden.
    Beim Kontrollgang bemerke ich allerlei Zeichen, dir mir die nackte Wahrheit über unsere Konsumgesellschaft aufzeigen: Was sind wir doch für ein verwöhntes Volk! Die Deutschen, ein Volk von Korinthenkackern!
    Dass niemand die blanken Konservendosen ohne Banderole kaufen will, ist einleuchtend. Nicht jeder hat Lust auf ein spannendes Überraschungspaket zum Mittagessen. Auch beschädigte einschichtige Verpackungen, aus denen einem der gesamte Inhalt mehr oder weniger appetitlich entgegenquillt, muss niemand kaufen. Aber doppelt eingepackte Ware? Außen Karton, innen Folie?
    Vergessen und zurückgewiesen stehen Kartoffelpüree und Reispackungen herum. Aufgerissen, um einen Blick hineinzuwerfen, aber dann stehengelassen. In der Tiefkühltruhe drängen sich unzählige Haxen traurig und verloren aneinander. Sie wurden in der Packung begrapscht und gezählt, gekauft wurde aber die unversehrte Schachtel. Kaffeepäckchen mit eingerissenem Papier, die verschweißte Aluverpackung darunter vollkommen intakt, stehen von allen verschmäht im Regal. Sogar der Sechserpack Wasser, dessen bloßes Manko darin besteht, dass das aufgeklebte Plastikband, welches als Griff dienen soll, sich gelöst hat, leidet unter starkem Selbstzweifel – bin ich denn nicht so attraktiv wie die anderen?
    Und immer wieder Klopapier! Zehnerpacks Toilettenpapier zuhauf. An einer Ecke aufgerissen und wieder hingeschmissen. Was für eine Verschwendung! Benutzt und beschmutzt, um die Griffqualität zu testen? Wir erbarmen uns seiner und nehmen es für unser Personalklo. Da kann man oft das Örtchen vor lauter Papier nicht mehr finden. Die nächste Durchfall-Epidemie kann kommen – wir sind bereit!
    Allen anderen, dem Püree, dem Reis, dem Kaffee, ist der Weg vorbestimmt, ihr Schicksal besiegelt: Alles wird entsorgt. Oh – Schrei der Entrüstung! Nun, kein verwöhnter Kunde will so etwas kaufen. Wenn schon, dann will man auch hundertprozentige Ware für sein Geld – und da muss schließlich auch die Pappe stimmen, auch wenn man diese zu Hause sofort entsorgt. Nicht nur makellose, perfekte Produkte sind gefragt, sondern auch makellose, perfekte Verpackungen. Es zerreißt mich innerlich, wenn ich wieder einmal einen Bund Bananen in den Müll befördere, nur

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