Die Pfanne brät nicht!
weder Freund noch Feind! Da gehe ich über Leichen! Frau Advokat kommt überhaupt nie zu Potte an der Kasse. Äußerst ärgerlich, wenn ich doch einmal nicht bemerkt habe, wie sie bei mir an der Kasse auflegt. Da hilft nur eins: zumachen, abmelden und verschwinden! Um in aller Ruhe eine Zigarette zu rauchen oder eine erholsame Sitzung auf dem stillen Örtchen abzuhalten. Wenn ich zurückkomme, ist sie – wenn ich Glück habe – fertig mit Aufladen und wartet vorne, um mir auf die Nerven zu gehen. Und das kann sie!
Erst einmal wird ausgiebig herumgejammert, dass sie jetzt
sooo
viel für zu Hause einkaufen müsste, da sie gerade wieder mal aus Spanien zurückgekehrt sei, wo sie immer viele Monate verbringt. Die Spanier haben mein vollstes Mitgefühl!
Genauso behäbig und lahm, wie sie zuvor ihren Kram aufs Band gefummelt hat, geht alles wieder zurück in den Wagen. Sie ist, laut ihrer telefonbuchdicken Krankenakte, nicht so schnell, weil sie Schmerzen im Arm hat. Noch dazu legt sie zwischendurch immer wieder Pausen ein, stützt sich ab, japst, stöhnt herum und schnappt nach Luft:
«Ich kann nicht mehr!» Sie legt theatralisch die Hand aufs Herz.
Ich frage besorgt: «Geht’s denn, oder soll ich einen Krankenwagen rufen?»
Sie – ganz das Leiden Christi: « DAS würden Sie tun? Nein, das ist aber sehr aufmerksam von Ihnen! Das würden Sie WIRKLICH für mich tun?»
«Ja», erwidere ich genervt, aber überfreundlich – die Firma wäre stolz auf mich –, «wir lassen doch hier niemanden sterben!» Seitdem habe ich nun leider Gottes einen Stein bei ihr im Brett.
Herr Bollmann, ein hartgesottener Geselle der älteren Generation. Ein knötteriger alter Knochen. Sehr frauenfeindlich und ständig über das weibliche Geschlecht schimpfend. Seine arme Frau! Wenn ich die wäre, hätte ich ihm schon längst Scherben ins Essen gemischt!
Er kommt immer mit folgenden Worten mit seinem Wagen an die Kasse: «Donn mer ens ietsch de Katzefoderduse zälle!» Während des nun folgenden Kassiervorgangs kommt dann garantiert: «Mädche, du mähs dir selwer de Arbeitsplaatz kapott, maach doch jätt langsamer!»
Am Ende, nach mehreren Knöttereien, verabschiedet er sich stets mit dem Gruß: «Bes in de nächste Woch! Un betrinken Se sich nit!»
Ein einziges Mal kam ich ihm zuvor und habe es gewagt, diesen Satz vorwegzunehmen und sagte: «Dann bis nächste Woche, Herr Bollmann.»
Er knurrte mürrisch zurück: «Wenn mer dann noch levven.»
Woraufhin ich schlagfertig konterte: «Herr Bollmann, jetzt machen Sie uns aber mal keine falschen Hoffnungen!» Ein Raunen ging durch meine Kundenschlange, gefolgt von Gelächter. Die Ortsansässigen kennen ihre Pappenheimer auch.
Dann ist da noch der lange, dünne Typ mit Spitzbart. Der hat noch gar keinen Namen von uns bekommen. Er ist einfach nur einmalig. Einmalig dämlich! Ende 30 . Immer dunkle Sonnenbrille auf der Nase und im Anzug. Durchgeknallt! Aber total!
Er kommt an die Kasse und fragt: «Na, jetzt sind Sie sicher neugierig, was ich so alles gekauft habe, nicht wahr?» ( JA , KLAR DOCH , HMM .) Und dann: «Wie viel Umsatz machen Sie eigentlich so?»
Hat der sie noch alle? Solche banalen Fragen von ihm überhöre ich ganz einfach, da stelle ich mich taub.
Einmal hatte er einen fettarmen Kirschjoghurt, dessen Deckel eingerissen war. Ich fragte ihn, ob ich stornieren solle oder ob er sich einen neuen holen möchte.
«Ja», antwortete er, «ich möchte einen neuen, dann klingeln Sie mal schön Ihrem Chef. Der soll mir einen holen!»
Ich erwiderte, dafür hätte unser Chef leider keine Zeit, da müsse er sich schon selber bemühen. Im THEO tanzte mal wieder der Bär, und mein Chef hätte an meinem Verstand gezweifelt, wenn ich ihn für so etwas rausgeklingelt hätte. Aber dieses Herzchen bestand weiterhin darauf. Und überhaupt wäre dort hinten kein Kirschjoghurt mehr, und der Filialleiter solle ihm jetzt sofort einen besorgen. Ich war kurz davor, ihm etwas anderes zu besorgen, nämlich eine Freifahrt in die nächste Anstalt.
Dahin hätte er den anderen Kunden auch gleich mitnehmen können, der kurze Zeit später in Pyjama, Bademantel und Birkenstock-Schlappen bei uns auftauchte und, als wenn nichts wäre, seinen Einkauf tätigte. Entweder hatte der eine Wette laufen, oder die Herren mit der Zwangsjacke waren schon auf der Suche nach ihm.
In den Wintermonaten laufen viele warm eingepackte Menschen durch den THEO . Meist in tristem Grau oder Schwarz. Dunkel eben. Doch
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