Die Pfanne brät nicht!
plötzlich blinkt und blitzt es durch die Gänge. Hat jemand eine Discokugel angeschmissen? Nein! Unser Weihnachtsbaum ist mal wieder unterwegs! Eine ältere Kundin mit grellbunter Hose, auf dem Kopf eine dunkelgrüne Mütze, Marke selbstgestrickt, über und über bestückt mit 2 -Euro-Stück-großen, glänzenden Pailletten in Blau, Grün und Silber. Dabei ist Weihnachten doch noch eine Weile hin.
So richtig in Festtagslaune war wohl auch eine andere, etwas betagtere Kundin. Die Kunden hinter ihr lachten schon alle verschmitzt und drehten sich verlegen weg. Ein Kind flüsterte sogar: «Mama, guck mal!», und zeigte mit dem Finger auf das geschmückte Haupt der Dame. Dort thronte nämlich pompös ein Gesteck aus Grünzeug, roten Beeren und hellbeigen Christbaumkugeln. Wenn noch Kerzen dabei gewesen wären, hätte ich glatt auf Adventskranz getippt. Sie wirkte nicht so, als ob sie sich darüber bewusst war, was sie dort oben hatte. Da saß ich nun in der Kasse, alle Wartenden in der Schlange grunzten vor sich hin, tuschelten oder kicherten, und ich erstickte beinahe bei dem Versuch, mir krampfhaft das Lachen zu verbeißen.
Und natürlich, nicht zu vergessen, der «Trennstab-Kontrolletti»! Er ist so der Typ «Ich-weiß-ja-sonst-nichts-mit-mir-anzufangen»! Er kommt sehr häufig, meist mehrmals täglich. Immer kauft er wenig, so drei bis zehn Teile.
Alle Waren befinden sich auf dem Band. Ich kassiere eine Kundin ab, er kommt direkt nach ihr.
Ich frage die Frau: «Bis wohin geht denn Ihr Einkauf?», da auf dem Band kein Trennstab liegt.
Sofort regt sich der Kontrolletti auf: « SIE hätten doch den Balken dahin legen müssen!»
Ich erwidere, möglichst gelassen: «Mir ist es egal, wer dieses Holz dorthin legt, nur einer sollte es tun.»
Er, beleidigt: «Bestimmte Leute haben es wohl nicht nötig, den Stab zu legen! Achten Sie mal darauf!»
Hab ja auch sonst nichts zu tun! Circa vier Stunden später. Ich kassiere immer noch. Ich schaue zu einer Kundin hoch, weil wieder der Trennstab fehlt: «Bis hierhin?»
Sie antwortet: «Ja, da ist das Ende meines Einkaufs.»
Aber ich habe die Rechnung ohne mein Trennstab-Studien betreibendes Penibelchen gemacht! Denn da steht er wieder. Und hat absichtlich keinen Balken gelegt, um zu beobachten, was passiert. Schon wettert er wieder los: «Sehen Sie? Habe ich Ihnen doch gesagt! Blond und blauäugig, und man braucht keinen Trennstab zu legen!»
Ich sehe ihn an und frage: «Was wollen Sie denn von mir? Das war doch jetzt wohl kein Problem. Es war doch genug Platz zwischen den Waren.»
«Ja, dann lege ich das nächste Mal auch keins hin, und dann tippen Sie zwei Einkäufe zusammen und müssen alles wieder stornieren.»
Sprach’s und dampfte ab! Soll er doch von mir aus zehnmal am Tag kommen und sein Trennstabspiel spielen.
Das Beste kommt zum Schluss: das Ehepaar Sänger! Nur er singt, aber einen Vogel haben sie beide. Beide sind nicht unbedingt das, was man gemeinhin als Augenweide bezeichnet. Er ist klein, dick, um die 60 , die Haare zackig kurz geschnitten im Kasernen-Stil. Zwischendurch versuchte er es auch mal mit einem modischen Lagerfeld-Zopf. Sie ist ungepflegt, ebenfalls beleibt, immer in einem verwaschenen Strickpullover. Manchmal ist auch ihr Sohn dabei – der kommt ganz nach dem Vater.
Er singt also, oder vielmehr johlt er seiner Holden Liebesweisen quer durch den Laden zu und fühlt sich dabei wie Karel Gott. Sie errötet und lächelt geschmeichelt. – Man meint, man wäre in einem Schmalzfilm aus den Fünfzigern. Das könnten wir alles ertragen, wäre er nur nicht so ein Ekelpaket.
«Ich wollte das Keyboard abholen, das man mir zurückgelegt hat.»
«Das kann gar nicht sein, denn wir legen keine Ware zurück.»
Darauf er, ganz der Großkotz: «Aber natürlich, das hat man mir zugesagt. Außerdem bin ich Tester und von der THEO -Geschäftsleitung ausgesandt.»
JA , SISCHER DAT ! «Wer soll denn das gewesen sein, der Ihnen das Keyboard zurückgelegt hat?»
«Na, wie der heißt, weiß ich nicht. Aber so ein Arsch mit großer Schnauze und nichts dahinter!»
«Und THEO schickt so einen wie Sie raus? Das glauben Sie doch wohl selber nicht.»
Sofort zückt er sein Handy, um der angeblichen THEO -Geschäftsleitung zu berichten. Dass ich nicht lache!
An der Kasse prollte er dann mit allen schlechten Manieren, mit denen er aufwarten kann. Meine Kollegen brauchten eine weitere Kassiererin und klingelten nach mir. Ich war gerade in der Pause und hatte das
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