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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Diestel
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sollte!
    Nun, da haben die Verantwortlichen mal gemerkt, wie es ist, wenn ihr blödes Päckchen nicht so gut ankommt. Zu einer zweiten Übergabe ist es dann aber nicht mehr gekommen. Auch von der Gehaltserhöhung hat die nette Mitarbeiterin leider nichts gesehen.
    Die Kundin ist sichtlich überfordert. Ganz vorne auf dem Band schaukeln zwei große Sechserpacks Wasser, dahinter noch jede Menge Kleinkram. Sie versucht vergeblich, das voluminöse Wasser und den restlichen Kram in einen Karton zu packen, der dieser Last jedoch nicht standhält. Der Karton kracht und die Waren fallen zu Boden. Die Kundin verliert schnell den Überblick und ihre Ruhe. Ich versuche, ihr so gut es geht zu helfen und bemerke dabei überaus freundlich und halb zum Spaß, um sie nicht noch mehr zu stressen: «Mit einem Einkaufswagen könnten Sie es erheblich relaxter angehen!»
    Sie lacht mich an, ist ehrlich einsichtig und sagt: «Da haben Sie aber auch recht! Ich mache hier ja nur Chaos!»
    Gut und schön! Einsichtige, nette Kunden sind doch was Feines! Wenn da nicht das spießige Ehepaar hinter der Chaoskundin wäre. Sie wurden zwar nicht gefragt, meinen aber dennoch, sich wütend einmischen zu müssen: «Das gibt es ja wohl nicht! Eine Frechheit, wie Sie hier die Leute behandeln. Wie können Sie der Frau vorschreiben, was sie zu tun oder zu lassen hat. So was Unfreundliches wie Sie – einfach unverschämt! Wir werden uns bei der THEO -Leitung darüber beschweren, wie man hier von Ihnen behandelt wird!»
    Was sie dann auch taten! Wer war wieder mal der Dumme? Ich!
    Die nächste Beschwerde kam, weil ich vorne an der Kasse beim Einräumen half – recht behutsam, sei dazugesagt. Denn werfen tun wir schon lange nichts mehr, außer Suppen- und Salatfixtütchen vielleicht. Der bitterböse Brief an die Geschäftsleitung beinhaltete Beschwerden über grobes, rüpelhaftes Hineinpfeffern der Waren. Es wären äußerst zerbrechliche Lebensmittel darunter gewesen, unter anderem eine Tüte Chips (!!!). Von der Geschäftsleitung kam prompt ein Verbot, den Kunden zu helfen, es sei denn, sie wünschten es ausdrücklich. Kein Problem! Wir können ja vor jedem Kassiervorgang Fragebögen zur Selbstauskunft ausfüllen lassen: Darf die Kassiererin Sie ansprechen? Darf die Kassiererin Ihre Waren anfassen? Darf sie Sie anlächeln?
     
    Langeweile haben wir nie, dafür sorgen schon unsere Kunden. Bei vielen, die tagtäglich in der Schlange stehen, wissen wir schon, wie sie gestrickt sind. Wann wir einen Spruch riskieren können, bei wem man besser den Affen macht (nix sehen, nix hören, nix sagen) oder bei wem man allerhöchste Vorsicht walten lassen muss, damit nicht wieder eine Beschwerde hereinflattert.
    Eine Kundin erzählt mir, dass sie gerade aus dem Krankenhaus entlassen wurde und ja soooo viel abgenommen hätte. Ich habe selber reichlich Gewicht, weshalb die Kundin glaubt, mir Folgendes stecken zu müssen: «Sie wären doch bestimmt froh, wenn Sie mir etwas davon abgeben könnten.» Was für eine Frechheit! Ich baue mich also mit meinem wohlgenährten Körper voluminös vor ihr auf und erwidere: «Ich kämpfe jeden Tag, damit ich genau dieses Gewicht halten kann. Ich würde Ihnen nicht mal ein einziges Gramm abgeben!»
    Sie kommt weiterhin zu uns, ist superfreundlich, aber hat mich nie wieder auf mein Gewicht angesprochen.
     
    Eine andere Kundin meint auch, mich in Kenntnis setzen zu müssen, dass ich sehr viel zugenommen habe. Sie selbst ist schlank, aber ziemlich verknittert. Also erwidere ich: «Der eine nimmt zu, der andere bekommt Falten!»
    Komisch, dass unser Aussehen immer wieder Anlass gibt für Bemerkungen der Kunden. Entweder sind wir zu fett oder zu dünn. Einmal sehen wir gut aus, dann sehen wir schlecht aus, oder wir sind sogar alt geworden. An einem Tag sah eine meiner Kolleginnen sogar schwanger aus! Es war jedoch keineswegs der Bauch, der die Hobby-Psycho-Tussi dazu veranlasste, ihr diese niederschmetternde Diagnose eines späten Mutterglücks an den Kopf zu schleudern, sondern ihr extrem «schwangerer Gesichtsausdruck»!
    Dem einen sind die Fingernägel zu lang, dem Nächsten gefallen die Ohrringe oder die neue Haarfarbe nicht. Und der Letzte hält uns vorwurfsvoll seinen klebrigen, haarigen Kamm unter die Nase, weil wir unseren wohl am Morgen nicht finden konnten. Vielleicht sollten wir den Spieß mal umdrehen und uns über das Aussehen unserer Kunden auslassen. Das wär ein Spaß:
    «Die Hose können Sie direkt hierlassen. Da kriegen

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