Die Pfanne brät nicht!
für uns ja noch gerade so vertretbar. Solange sie stehen bleiben! Auch seltsame Bauobjekte aus Toilettenpapier lockern das triste THEO -Bild doch eher auf. Aber eine kreischende Kinderhorde, die im THEO Fangen spielt? Das kleine quirlige Gemüse, das überall herumwuselt oder unerwartet hinter der Milchpalette um die Ecke geschossen kommt und das man nur um Haaresbreite mit dem Elektro-Hubwagen verfehlt! Und die Mütter interessiert das nicht die Bohne. «Liebelein, wir feiern deinen Kindergeburtstag dieses Jahr nicht bei McDonald’s. Wir fahren schön zum THEO !»
Der kleine Justin kommt immer mit seiner Oma einkaufen. Meist samstagnachmittags, wenn wir alle Hände voll zu tun haben mit dem Freiräumen der Aktionsfläche für Montag. Also 20 Tische oder Container stapeln und ins Lager fahren. Justin hilft dabei in keinster Weise. Ist jedoch hochinteressiert an jedem einzelnen Handgriff, den wir tun. «Wo fährst du das hin?» – «Warum?» – «Wie funktioniert der Hubwagen?» – «Was machst du jetzt?» – «Warum klingelt es jetzt?» – «Wo gehst du hin?» Schrei! Und Oma ist unauffindbar! Die einzige Frage, die ich von ihm akzeptieren würde, wäre: «Warum würgst du mich?»
Ich mache die Warenbestellung und stehe vor dem Tiefkühlschrank, Abteilung Fisch. Es dauert nicht lange, da höre ich ihn schon: «Was machst du da?»
Ich knurre: «Ich bestelle neue Ware.»
«Waruhum?»
«Ich muss mich konzentrieren.»
«Wie geht das mit dem Gerät?»
«Wenn du jetzt nicht still bist und dich ganz schnell schleichst, stecke ich dich gleich zu den Fischstäbchen! Das verspreche ich dir!»
Das lässt er sich nicht zweimal sagen. Er zischt ab und nervt meine Kollegin weiter.
Quengelnde Kinder, schreiende Kinder, schlafende Kinder, zickige Kinder, weinende Kinder, nervige Kinder, neunmalkluge Kinder, auf dem Boden strampelnde Kinder … alles vollkommen «normale» Kinder! Viele Kunden fühlen sich extrem gestört durch die Eskapaden der kurzen Bürgerlein. Sie vergessen wohl, dass ihr eigener Sprössling ebenfalls jede einzelne dieser Phasen durchgemacht hat, oder – falls sie kinderlos sind – dass sie selbst auch mal so waren und damit ihre Mütter zur Verzweiflung gebracht haben. Wir sparen uns vorne an der Kasse meist jede Bemerkung. Die Mütter der heulenden Kleinen sind schon gestresst genug. Und auch die wohlwollenden Ratschläge vieler Kunden, das Baby hätte Hunger, oder man solle doch nachgeben und den Schokoriegel kaufen, oder gar, das seien aber schlecht erzogene Kinder, bringen die Erziehenden nur näher an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Da hilft ein herzliches und ehrlich gemeintes «Einen schönen, ruhigen Feierabend wünsche ich Ihnen!» sehr viel mehr!
Doch bei manchen Kindern sind die Rollen vertauscht. Das heißt, WIR befinden uns am Rande des Nervenzusammenbruchs. Und die Mütter? Was in deren Köpfen vor sich geht, weiß wohl niemand: Da ist Frau Schürmann mit ihren Blagen. Vier an der Zahl. Die halten sich locker eine geschlagene Stunde im Laden auf, und wenn sie endlich raus sind, ist der Griff zur Kopfschmerztablette schon Ritual. Die hat ihre kleinen Rotzlöffel so was von überhaupt nicht im Griff. Lauthals fordern die kleinen Monster Schokoladenriegel, Kekse und Spielzeug. Die Mutter ist nicht gewillt, ihnen ihre vielfältigen Wünsche zu erfüllen, und schon geht das Theater los. Die Kinder flippen aus, schreien, brüllen ihre Mutter an und beschimpfen sie sogar aufs Ärgste. Sie lässt sich auch noch darauf ein und schreit zurück. Und so geht die Diskussion weiter von Gang zu Gang, über die gesamte Dauer des Einkaufs. Zudem rast der eine mit
A-Ühh-A-Ahh
durch die Gänge, der andere klettert auf den Paletten herum, und der Dritte zerrt an dem Einkaufswagen und fährt damit Auto-Crash-Rennen. Dabei schlägt er immerzu die metallene Rückenlehne des aufklappbaren Kindersitzes mit voller Kraft auf und zu. Die Geräuschkulisse, die diese nette Kleinfamilie schafft, ist schier unerträglich! Die Ausdrücke auf den Gesichtern der übrigen Kunden sprechen Bände: verkniffene Gesichter, wo man auch hinschaut! Leidende Blicke werden ausgetauscht. Die Stimmung ist gereizt, sowohl bei der Kundschaft als auch unter uns Verkäuferinnen. Sind die Rabauken endlich raus, ist es, als hätte man eine Kettensäge abgestellt. – Diese Stille! An der Kasse hört man dann Kommentare wie: «Mein Gott, waren die schrecklich!» Oder: «Die arme Frau!» Mir fällt dazu nur eins ein –
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