Die Pfanne brät nicht!
und das aus tiefster Überzeugung: Wenn ich solche Kinder hätte, würde ich mich aufhängen! Und mir wird klar: Was habe ich selbst doch für gut geratene Kinder. Ich werde mich nie wieder über sie beklagen!
Solche Dramen spielen sich zum Glück meist nur in der Ferienzeit ab. Dann plärren Quietsche-Enten laut um die Wette. Kinder krabbeln unaufhaltsam von einem Ende der Packtische zum anderen und wieder zurück. Kinderfüße treten hinter unseren Kassen monoton scheppernd gegen die Heizung. Schön, wenn die Ferien endlich zu Ende sind! Dann sind die Kinder gut und sicher weggesperrt – sorry, ich meine selbstverständlich untergebracht – in Schule oder Kinderhort. Für uns auf jeden Fall die entspanntere Jahreszeit! Um nicht den Eindruck zu erwecken, ich sei ein Kinderhasser – NEEIIIN , mitnichten! –, möchte ich schnell bemerken, dass es selbstverständlich auch liebe Kinder gibt, die ihre Klappe halten, ihren Müttern zur Hand gehen, ihre Quengelware vom Taschengeld bezahlen, vertieft in ihre Schulbücher durch den Laden gehen und das Geschäft zum Abschied mit einem Knicks beziehungsweise Diener verlassen. Klingt auch irgendwie furchtbar, oder? Man will ja schließlich keine Marionetten heranziehen, sondern eigenständige, glückliche Persönlichkeiten.
Die folgende Mutter ist auf dem besten Weg dahin. Sie ist jung, sieht einfach umwerfend hübsch aus und hat drei kleine Kinder. Sie redet immerfort mit ihnen: «Das machen wir so, mein Engel.» – «Schatz, du hilfst mir ganz doll!» Irgendwie bewundere ich sie. Die Kinder sehen stets aus wie aus dem Ei gepellt und sie auch. Sie verliert niemals die Nerven. Auch nicht, als ihre Tochter bei uns im Kassenraum den sterbenden Schwan ausprobierte. Das niedliche, süße Mädel in ihrem hellrosa Kleidchen lag der Länge lang ausgestreckt auf dem Boden. Sie breitete immerzu die Arme und Beine seitlich aus – wie der Schneeengel. Auf jeden Fall lag das Kind so da, dass kein Kunde an ihr vorbeikam. Auf meine Frage, wem denn das sterbende Kind gehöre, erwiderte die junge Mutter, die an einer anderen Kasse stand: «Ach, die ist nur gerade in ihrer Selbstfindungsphase!» Aha … Sie machte jedoch keine Anstalten, das Kind wegzunehmen. Ich wartete förmlich darauf, dass ein Kunde mit vollem Einkaufswagen einfach drüberfährt mit der Bemerkung: «Ich auch!»
Deutschlands Zukunft in der Selbstfindungsphase – das passt ja!
Die Mütter fallen aber auch unangenehm auf, wenn sie ihre Süßen nicht dabeihaben. Zum Beispiel montagmorgens zur Großveranstaltung «Kinderkleidung im THEO ». Dann ist das Chaos immer am Größten. Die Damen greifen ungestüm mit beiden Händen tief in die hoch gefüllten Containertische, um ihre unersättliche Gier nach Schnäppchen zu stillen. Was sie dort zum Vorschein bringen, wird schnell in Sicherheit gebracht. Also fluchtartig mit der fetten Beute hinüber zu den Tiefkühltruhen. Dort wird das Ganze dann flächendeckend ausgebreitet. Packungen werden aufgerissen, T-Shirts begutachtet, Größen verglichen und Farben ausgewählt. Von den zwanzig Tüten werden dann zwei Exemplare in den Einkaufswagen geschmissen. Der Rest bleibt natürlich liegen. Dann geht es weiter zu den Hosen, den Kniestrümpfen und den Jacken. Nach einer halben Stunde sieht man unter dem Berg von Plastik, Pappe und Stoff auf den Tiefkühltruhen weder Pizza noch Pommes.
Der arme Rentner, der nur seinen Tageseinkauf erledigen will, steht mit seinem Brot und der Marmelade kopfschüttelnd im Gang. Angerempelt und eingequetscht von einer Generation rücksichtsloser Monster. Er versteht die Welt nicht mehr! Allen Nicht-Müttern kleiner Kinder kann man nur raten, vor dem Einkaufen einen Blick in die Werbebroschüre zu werfen und die Tage, an denen Kinderkleidung angepriesen wird, tunlichst zu meiden.
Andere Mütter, die nicht so viel Zeit haben, die zwanzig schnell herausgegriffenen Artikel zu prüfen, breiten diese also gar nicht erst über den Pommes aus, sondern kaufen direkt alle zwanzig. Am Abend oder am nächsten Tag bringen sie uns den ganzen Mist, der nicht passt oder gefällt, wieder zurück.
Manches Mal kann man auch ein ganz anderes Verhalten beobachten. Die Mütter raufen sich zusammen und arbeiten im Team. Die beiden Glücklichen, die sich den vordersten Platz am Containertisch ergattern konnten, hängen kopfüber darin und wühlen, was das Zeug hält. Immer wieder geht ein Arm mit einem T-Shirt hoch:
«Größe 140 , Junge,
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