Die Pfanne brät nicht!
Sie Ihre dicke Küttelskiste ja eh nicht reingezwängt!»
«Kein Wunder, dass Ihr Kind so ätzend ist – bei der Mutter!»
«Sie haben ja gar kein Shampoo auf dem Band? Ihre fettigen Haare könnten es durchaus vertragen!»
«Haben Sie nicht gestern erst ’ne Flasche Doppelkorn gekauft …?»
«Heute schon geduscht?»
«Vielleicht sollten Sie sich etwas gesünder ernähren – in Ihrem Alter!»
«Mann, seh’n Sie heute bescheuert aus!»
«Ach, das ist Ihre Frau, ich dachte, es wär Ihre Tochter!»
«Meinen Sie, die Reizwäsche nützt noch was?»
Die Briefkästen in der THEO -Zentrale würden überlaufen vor bösen Briefen. Aber nein, das würde uns im Traum nicht einfallen! Und wie schon gesagt, wir behandeln alle gleich, wie sie auch daherkommen. Ob Blaublütige oder Penner, ob Bekiffte oder Zombies, ob reich oder arm, ob hübsch oder hässlich, ob der Rollator vor der Türe parkt oder der Rolls-Royce, ob dünn oder dick. Jaaa, wir sind brave Mädchen – die reinsten Heiligen!
Aber haben Sie die Dicke eben gesehen? Das Schlachtschiff hat doch tatsächlich vier Tüten Pommes und fünf Sahnetorten aufs Band gelegt! Nun ja – die Gedanken sind frei.
Kunde zu mir: «Grinsen Sie mich nicht so hinterfotzig an!»
Ein anderer Kunde darauf: «Haben Sie ’nen Sockenschuss?»
Wie viel kriegt man eigentlich, wenn man einen Kunden haut? Eine Woche, einen Monat, ein Jahr? Vielleicht würde das Strafmaß die Genugtuung einer deftigen Watschen ja aufwiegen. Ich neige eher weniger zu Gewalttaten, aber die extremen Ekelpakete beschwören doch ein starkes Kribbeln in meinen Fingern herauf. Zuletzt, als eine ältere Dame mit unserer Auszubildenden aneinandergeriet. Diese wurde gerade in der Kasse angelernt, war demnach natürlich sehr nervös, spürte sie doch die Blicke sämtlicher Kunden. Die Neue brauchte etwas länger bei der Herausgabe des Wechselgelds und zählte, um keine Fehler zu machen, den Betrag ein zweites Mal nach. Die Olle hat sie daraufhin dermaßen zusammengefaltet, dass ich ihr mit Freude eine auf die Zwölf gegeben hätte. Es gibt wirklich dreiste Kunden …
«Dann muss ich eben Sie fragen! Ihre Kollegin ignoriert mich ja einfach. Dafür unterhält sie sich schon die ganze Zeit mit dem blöden Behinderten dort drüben. Das ist eine Frechheit! Ich werde gar nicht beachtet, aber der kriegt alles haarklein erklärt!»
Und da soll man noch Haltung bewahren?
«Der Behinderte wird bei uns genauso freundlich behandelt wie Sie, gnädige Frau!»
Auch heftig:
«Die Computer, die Sie morgen im Angebot haben, sind ja teurer als sonst. Da brauch ich doch sicher nicht um 8 Uhr schon hier zu sein, weil die ganzen Türken ja dann nicht kommen?!»
Auch diejenigen, denen man das dicke Konto sofort ansieht, lassen oft ein «Ich bin was Besseres» raushängen. Oft rotten sich die gestriegelten Krawattenträger im Designeranzug zusammen und stehen mitten im Weg und diskutieren die Entwicklungen an der Börse. Manche Kunden sind davon richtiggehend eingeschüchtert und machen einen Umweg, da es nicht möglich ist, an den Wichtigtuern vorbeizukommen. Bis endlich ein beherztes Opalein sie mit einer Salve von Beschimpfungen und mit seinem Gehstock herumfuchtelnd von ihrem selbsterbauten Thron stürzt und sie widerwillig ihrer Wege gehen.
Eine Kundin, deren Daseinsberechtigung sich vor allem darauf stützt, die Ehefrau eines in der Stadt angesehenen Mannes zu sein, kauft zwei Netze Orangen: «Zum Pressen sind die doch gut genug, oder? Was meinen Sie?»
«Stellen Sie sich bloß vor: Es gibt Leute, die ESSEN die sogar!»
Vorwurfsvoll und so laut, dass auch der arme Schlucker in der hintersten Ecke es hören kann: «Sagen Sie mal, wo finde ich denn den Kaviar?»
Um 11 Uhr morgens antworte ich nur zuckersüß: «Tut mir furchtbar leid, die Nachfrage war so groß heute Morgen – der ist leider schon ausverkauft.»
An meiner Kasse steht ein Ehepaar um die 70 . Freundlich schallt mein «Guten Morgen» zu ihnen hinüber. Keine Antwort. Ich wundere mich, denn gerade die älteren Herrschaften sind meist gut drauf und für ein nettes Wortgeplänkel zu haben. Ich mustere die beiden etwas genauer und bemerke schnell, dass sie wohl was Besseres sind: Die aufdringlich gülden blitzende Armbanduhr prangt an seinem Handgelenk, am speckigen Hals blinkt ein Goldkettchen. Die Angetraute ist nicht weniger stilvoll dekoriert. Im Gegenteil! Gold von den Ohren über den braungebrannten, faltigen Hals bis zu den Händen. An
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