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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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das geschehen?«
    »Ich wurde vor zwei Monaten in der Straße vor dem Hotel Russe niedergeschlagen.«
    »Ein Raubüberfall, oder?«
    »Ja.«
    »Du siehst ziemlich ramponiert aus.«
    »Glücklicherweise ist es nicht ganz so schlimm. Außer einem Finger- und einem Knöchelbruch nur Schnittverletzungen und Prellungen - davon allerdings mehr als genug. Ich bin bald wieder auf dem Damm.«
    »Du hättest mich viel früher informieren sollen! Wir müssen dich hier rausholen. Ich schicke dir meinen Hausarzt und kümmere mich um eine Krankenschwester ...«
    »Nein danke, alter Junge. Das ist zwar sehr großzügig von dir, aber ich liege hier nicht nur des Geldes wegen. Es ist auch sicherer. Außer dir kennt hier nur noch ein Mensch meine wahre Identität - ein zuverlässiger Kollege, der mir ab und zu Frikadellen und Brandy bringt und mich auch über die Entwicklungen in Cordoba auf dem laufenden hält. Ich hoffe, du hast niemandem gesagt, wohin du fährst.«
    »Nicht einmal meiner Frau«, sagte Hugh. »Gut.«
    Hugh fiel auf, daß von Tonios alter Unbekümmertheit nichts mehr zu spüren war, ja, es sah so aus, als habe sie sich ins andere Extrem verkehrt. »Aber du kannst dich doch aus Angst vor Straßenräubern nicht für den Rest deines Lebens in einem Krankenhaus verkriechen«, sagte er.
    »Die Kerle, die mich überfallen haben, waren keine einfachen Straßenräuber, Pilaster.«
    Hugh nahm seinen Hut ab und setzte sich auf den Bettrand. Er bemühte sich, das stoßweise Stöhnen des Mannes im Nachbarbett zu überhören, und sagte: »Erzähl mir genau, was vorgefallen ist.«
    »Das war kein normaler Straßenraub. Die Diebe nahmen mir den Zimmerschlüssel ab und drangen damit in mein Hotelzimmer ein. Sie haben keinerlei Wertsachen gestohlen, sondern nur die Unterlagen für den Times-Arti k el, einschließlich der notariell beglaubigten Zeugenaussagen.«
    Hugh war entsetzt. Die Vorstellung, daß die makellos seriösen Transaktionen, die in den heiligen Hallen der Pilaster-Bank getätigt wurden, auch nur entfernt etwas mit gewalttätiger Straßenkriminalität und Tonios zerschlagenem Gesicht zu tun haben könnten, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. »Das klingt ja fast, als hättest du die Bank in Verdacht!« sagte er. »Nein, nicht die Bank«, erwiderte Tonio. »Das Bankhaus Pilaster ist eine mächtige Organisation, aber ich glaube nicht, daß es in der Lage wäre, Mordanschläge in Cordoba zu organisieren.«
    »Mordanschläge?« Das wurde ja immer schlimmer! »Wer ist denn ermordet worden?«
    »Alle Personen, deren Namen und Anschriften sich bei den beglaubigten Zeugenaussagen befanden, die aus meinem Hotelzimmer gestohlen wurden.«
    »Das ist ja unglaublich!«
    »Ich kann von Glück reden, daß ich überlebt habe. Sie hätten mich wahrscheinlich auch umgebracht, wenn sie nicht wüßten, daß Morde hier in London gründlicher untersucht werden als daheim. Sie hatten einfach Angst vor den Wellen, die ein Mord hier schlägt.«
    Hugh war noch immer wie vor den Kopf geschlagen von der Enthüllung, daß wegen der Anleihe-Emissionen der Bank Menschen umgebracht worden waren. »Aber wer steckt denn dahinter?« fragte er.
    »Micky Miranda.«
    Hugh schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich kann Micky nicht leiden, das weißt du. Aber solche Untaten traue ich ihm nicht zu.«
    »Die Santamaria-Bahn ist für ihn lebenswichtig. Sie macht seine Familie zur zweitmächtigsten Dynastie im Land.«
    »Das ist mir klar. Und wie ich Micky kenne, läßt er sich auf eine ganze Reihe von Gesetzesverstößen ein, um seine Ziele durchzusetzen. Aber er ist kein Killer.«
    »Doch, er ist ein Mörder.«
    »Ach, komm ...«
    »Ich weiß es hundertprozentig. Nur habe ich mich nicht immer entsprechend verhalten. Tatsache ist, daß ich mich, was Miranda betrifft, wie ein Idiot angestellt habe. Aber das liegt ganz einfach an seinem teuflischen Charme. Eine Zeitlang gelang es ihm sogar, mir weiszumachen, er sei mein Freund. In Wirklichkeit ist er durch und durch bösartig - und ich weiß das seit unserer Schulzeit.«
    »Wieso?«
    Tonio veränderte seine Lage im Bett. »Ich weiß, was damals vor dreizehn Jahren geschah, als Peter Middleton in diesem Badesee im Bischofswäldchen ertrank.«
    Hugh war sofort wie elektrisiert. Seit vielen Jahren schon beschäftigte ihn diese Frage. Peter Middleton war ein guter Schwimmer gewesen, und daß er einem Unfall zum Opfer gefallen sein sollte, war Hugh von Anfang an höchst unwahrscheinlich vorgekommen. Seit

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