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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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sofort die Wahrheit erkennen konnte. Hernando sah schnell zu Boden. Hamid seufzte und blickte zum Himmel.
    Die beiden entfernten sich ein paar Schritte von den Kindern, nachdem der Gelehrte einen der Jungen aufgefordert hatte, seinen wertvollen Krummsäbel zu bewachen.
    Hamid schwieg einige Zeit.
    »Bereust du deine Tat, oder hast du Angst?«, fragte er dann ruhig.
    Hernando hatte eigentlich mit einem vorwurfsvollen Tonfall gerechnet.
    »Er wollte mich dazu bringen, den Schatz zu stehlen. Dann hat er sogar versucht, mich umzubringen, und er hat mir damit gedroht, es wieder zu versuchen.«
    »Vielleicht macht er das auch«, stellte Hamid fest. »Damit wirst du leben müssen. Hältst du das aus, oder willst du lieber fliehen?«
    Hernando betrachtete den Alfaquí, er schien seine geheimsten Gedanken lesen zu können.
    »Er ist stärker als ich. Selbst mit einer Hand.«
    »Aber du bist klüger. Benutze deinen Verstand.«
    Die beiden sahen sich schweigend an. Hernando wollte etwas sagen, er wollte wissen, warum Hamid ihn schützte. Er zögerte. Hamid rührte sich nicht.
    »Unsere Sitte verlangt, dass ein Richter niemals Unrecht walten lässt«, sagte der Gelehrte schließlich. »Wenn er die Wahrheit unterdrückt, dann nur, um nützlich zu sein. Und ich bin davon überzeugt, dass ich meinem Volk nützlich gewesen bin. Denk darüber nach. Ich vertraue dir, Ibn Hamid«, flüsterte er.
    Hernando setzte zu einer Antwort an, aber der alte Mann kam ihm zuvor.
    »Ich habe viel zu tun«, sagte er, »ich muss all diesen Kindern den Koran beibringen. Wir müssen die vielen verlorenen Jahre nachholen.«
    Er wandte sich an die Kinderschar, die in der Zwischenzeit ungeduldig geworden war.
    »Wer von euch kennt die erste Sure, die al-Fatiha?«, fragte er mit lauter Stimme, während er zu den Kindern zurückhinkte.
    Viele hoben die Hand. Hamid zeigte auf einen älteren Jungen und forderte ihn auf, die Sure aufzusagen. Der Junge stand auf.
    »Bi-smi llahi r-rahmani r-rahim. Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes …«
    »Nein, nein«, unterbrach ihn Hamid. »Langsamer, mit mehr …«
    Der Junge begann verunsichert noch einmal.
    »Bi-smi llahi …«
    »Nein, nein, nein«, unterbrach ihn der Alfaquí geduldig. »Hört zu. Ibn Hamid, sprich bitte die erste Sure.«
    Hernando folgte seiner Bitte, er begann und wiegte sich im Rhythmus seiner Worte.
    »Bi-smi llahi …«
    Der junge Mann rezitierte die Sure bis zum Ende. Hamid hielt beide Hände geöffnet und bewegte sie zu Hernandos Worten, als wäre dieses Gebet Musik. Die Kinder konnten den Blick nicht von seinen Händen lassen, die die Luft zu streicheln schienen.
    »Ihr müsst wissen«, erklärte er, »dass Arabisch die gemeinsame Sprache der islamischen Welt ist. Sie ist unser Bindeglied, ganz gleich, woher wir kommen oder wo wir gerade leben. Durch den Koran ist Arabisch zu einer göttlichen, heiligen und erhabenen Sprache geworden. Ihr müsst lernen, die Suren im richtigen Rhythmus aufzusagen, damit sie in euch und in euren Zuhörern klingen. Ich will, dass die Christen dort drinnen«, und bei diesen Worten zeigte er auf die Kirche, »diese himmlische Musik aus euren Mündern hören und sich davon überzeugen lassen, dass es keinen Gott außer Gott gibt und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist. Zeige ihnen, wie es geht«, sagte er dann zu Hernando.
    In den nächsten Tagen ergab sich für Hernando keine Gelegenheit mehr, mit Hamid unter vier Augen zu sprechen. Er erwartete Ibrahims Anweisungen, versorgte pflichtgemäß die Maultiere und arbeitete auf dem Feld, aber die meiste Zeit half er Hamid beim Unterricht.
    Am 30. Dezember kamen Farax und seine Monfí-Truppe in Juviles an. Ehe er mit der Kriegsbeute weiterzog, ordnete er auf Anweisung des Königs die sofortige Hinrichtung der in der Kirche gefangenen Christen an. Nur die Frauen und Kinder sollten verschont bleiben. Die Leichen der Männer sollten nicht begraben werden, sondern für die Aasfresser an Ort und Stelle liegen bleiben. Zudem verbot er den Dorfbewohnern unter Androhung der Todesstrafe, einem Christen Unterschlupf zu gewähren.
    Hernando und die Schüler seiner improvisierten Schule wurden Zeugen, wie die Christen aus der Kirche getrieben wurden: Sie waren nackt, einige hinkten, viele waren krank, und alle hatten die Hände auf dem Rücken gefesselt. Der junge Sakristan schien um Jahre gealtert. Er schleppte sich erschöpft neben dem Pfarrer und dem Pfründenbesitzer an ihnen vorbei. Hernandos Blick traf Andrés’

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