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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Felsen und Schnee!
    »Los, vorwärts!« Hernando packte sein Lieblingsmaultier am Führstrick und ließ es die Karawane anführen. »Du musst für uns einen Weg zum Gipfel finden«, flüsterte er und klopfte der Alten auf den Hals.
    Sie kamen zwar nur langsam voran, doch der heftige Schneefall verbarg sie vor den Augen der Christen.

12
    D er hohe Ragua-Pass führte geradewegs über die felsige Sierra Nevada in Richtung Granada. Hernando kannte sich in der Gegend aus. In der Hochebene gab es einige saftige Frühjahrsweideplätze. Vermutlich waren die Morisken dorthin geflohen, denn ansonsten gab es kaum Orte, an denen sie sich verstecken und neu sammeln konnten.
    Hernando ging seiner kleinen Gruppe im unwegsamen Gelände voraus, dicht an die Alte gepresst, um nicht plötzlich ins Leere zu treten. Er trieb sie beharrlich an. Mit Raureif im Haar und an den Augenbrauen drehte er sich im Schneetreiben immer wieder um, um die Lasttierkolonne im Blick zu behalten. Er trug seiner Mutter und Fatima auf, sich am Schweif eines Tieres festzuhalten oder sich an den Hufspuren zu orientieren, die unter dem Neuschnee allerdings schnell wieder verschwanden. Sein jüngerer Stiefbruder Musa hielt sich dicht bei Aischa, Aquil stapfte allein durch den Schnee. Die Maultiere folgten der Alten, und die ganze Kolonne bewegte sich langsam vorwärts. Bald würde die Sonne untergehen, und selbst die Alte würde sich in der Dunkelheit nicht mehr zurechtfinden können. Ein falscher Schritt, und sie würden alle den steilen Abhang hinabstürzen.
    Sie brauchten unbedingt einen Unterschlupf. Hernando hatte versucht, die Gebiete zu umgehen, in denen er Christen vermutete, aber jetzt mussten sie möglichst schnell den Weg zum Pass finden. Bald wurde ihm jedoch klar, dass dies vor Sonnenuntergang nicht mehr möglich war. Hernando glaubte, im Schneesturm eine Felsformation erkennen zu können, und trieb die Alte dorthin.
    Es gab dort zwar keine Höhlen, aber die Felsvorsprünge konnten ihnen während des Unwetters zumindest etwas Schutz bieten. Hinter der Tierkolonne kamen die anderen zum Vorschein: Sie waren entkräftet, ihre Lippen waren blau gefroren, und ihre steifen Finger umklammerten die Schweife der Lasttiere. Fatima nahm dafür nur eine Hand, mit der anderen presste sie Humam an ihren Körper.
    Hernando verschaffte sich einen ersten Überblick über ihre Lage: Sein Feuerstein war ihm im Schnee keine Hilfe, außerdem brauchte er für ein Feuer dünne Zweige oder trockenes Laub. Hier oben gab es aber weit und breit nur Felsen, Eis und Schnee! Vielleicht wären sie doch besser den Christen in die Hände gefallen, überlegte Hernando verzweifelt, als das letzte Tageslicht der Dunkelheit wich.
    »Wie geht es dem Kleinen?«, fragte er. Fatima gab keine Antwort. Sie fuhr immer wieder sanft über den kleinen Körper des Säuglings. »Bewegt er sich noch? Lebt er noch?« Die letzte Frage blieb ihm fast in der Kehle stecken.
    Warum nur waren sie geflohen? Hernando wandte sich seiner Mutter zu und umarmte dann seine Stiefbrüder. Aquil zitterte am ganzen Leib, sein Zähneklappern war trotz des Schneesturms nicht zu überhören. Der vierjährige Musa schien stocksteif gefroren. Warum hatte er sie bloß zu diesem Irrsinn gezwungen? Die Nacht brach über sie herein.
    Hernando nahm eine Handvoll Schnee und wusch sich damit sorgsam Gesicht, Haar und Nacken. Dann kniete er auf der dichten Schneedecke nieder und fing laut an zu beten. Er flehte den Barmherzigen an, für den sie kämpften und für den sie ihr Leben aufs Spiel setzten. Er möge sie … Plötzlich unterbrach er sein Gebet und sprang auf. Die Beute! Zum Kriegsschatz gehörten ja auch die Stoffe! Da waren unzählige seidene Priestergewänder. Was hatte ihr Volk von den kostbaren Messgewändern der Christen, wenn sie hier starben? Hernando wühlte in den Quertaschen der Maultiere und konnte schon bald alle in die kostbaren, wärmenden Kleidungsstücke hüllen … und das Zaumzeug konnte er ebenfalls gut gebrauchen! Hernando verstaute alles Gold in einem großen Quersack aus Espartogras und stapelte den Inhalt der anderen auf einen Haufen. Er breitete die leeren Säcke und das Sattelzeug wie einen Teppich neben der Felswand auf dem Schnee aus.
    »Bleibt nah bei den Felsen!«, forderte er die anderen auf. »Setzt euch und passt auf, dass ihr nachts nicht mit dem Schnee in Berührung kommt. Ihr dürfte nicht nass werden.« Er selbst zog sich nun auch einige Schichten Kleider übereinander an. Dann

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