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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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sind gierig nach unseren Schätzen.«
    »Und was ist aus den alten Männern und den Frauen und Kindern in Juviles geworden?«, fragte jemand.
    Mehr als zweitausend Morisken hatten ihre Familien in der Burg zurückgelassen, und Hernandos Bericht sorgte für Unruhe.
    »Fast eintausend Frauen und Kinder wurden auf der Plaza de Bib-Rambla in Granada als Sklaven …« Dem Kundschafter versagte die Stimme.
    »Sprich lauter!«, riefen die Männer, die etwas abseits standen.
    »Sie haben unsere Frauen und Kinder versteigert!« Der Mann strengte sich an, laut zu sprechen. »Sie wurden der Öffentlichkeit in Lumpen vorgeführt und erniedrigt. Die christlichen Händler begrapschten sie und behaupteten dann, nur ihren körperlichen Zustand überprüfen zu wollen, während die Bewohner von Granada sie beleidigten, mit Steinen bewarfen und bespuckten. Das viele Geld ist in die Truhen des christlichen Herrschers gewandert!«
    »Was ist mit den Kindern?«, fragte jemand. »Haben sie unsere Kinder wirklich als Sklaven verkauft?«
    »Auf der Plaza de Bib-Rambla haben sie nur die Jungen über zehn und die Mädchen über elf Jahre verkauft. Das war der Befehl des spanischen Königs.«
    »Was ist mit den Jüngeren passiert?«
    »Die Jüngeren haben diese Bastarde auch verkauft. Aber nicht bei den öffentlichen Versteigerungen, sondern hinter dem Rücken des Königs. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Die Christen haben die Kleinen mit Brandzeichen im Gesicht gekennzeichnet … Dabei sind es doch nur Kinder … Dann schickten sie sie sofort weiter nach Kastilien und … ja, bis nach Italien.«
    Hernando sah, wie ein Mann in sich zusammensackte und zu Boden stürzte. Niemand sagte ein Wort.
    »Und was ist mit den alten und kranken Männern aus Juviles geschehen?«, fragte jemand verzweifelt. »Es waren doch mehr als vierhundert in der Burg.«
    Hernando spitzte die Ohren. Hamid war einer von ihnen!
    »Die Deserteure des Marquis von Mondéjar haben auch sie als Sklaven verkauft.«
    Hamid war ein Sklave! Hernando merkte gerade noch rechtzeitig, wie ihm die Knie wegsackten, und stützte sich auf einen Mann neben ihm.
    Aber eine Frage war noch offen! Die Frage, die keiner der Anwesenden zu stellen wagte. In all den Tagen in Ugíjar war Hernando von den Morisken förmlich bestürmt worden, sie wollten aus seinem Mund das Gerücht bestätigt haben, das im Lager umging. Alle hatten Frauen und Kinder in Juviles, und Hernando berichtete ihnen wieder und wieder von dem schrecklichen Blutbad. »Aber es war doch tief in der Nacht, als du vom Dorfplatz geflohen bist, oder?« Einige wollten den Bericht über so viele Tote nicht glauben. »Da hast du doch gar nicht richtig sehen können, wie viele Frauen und Kinder wirklich gestorben sind.« Hernando nickte dann nur. Er war in jener Nacht über zahllose Leichen gestolpert, und er hatte den Hass und den Wahn der christlichen Truppe nicht nur hören, sondern auch spüren können. Aber warum sollte er die Ehemänner und Väter hier in noch tiefere Verzweiflung stürzen?
    »Alle, die nicht in der Kirche von Juviles waren, sind gestorben! Alle!«, beantwortete der Kundschafter die unausgesprochene Frage der Männer. »Es waren mehr als eintausend Frauen und Kinder! Niemand hat überlebt.«
    Kurz darauf verkündeten Signalfeuer auf den Hügeln und Bergen den Morisken, dass der Marquis von Mondéjar sein Heer nach Ugíjar bewegte. König Aben Humeya ließ sich von den Monfíes davon überzeugen, dass sein Schwiegervater Miguel de Rojas einen Pakt mit dem Marquis von Mondéjar geschlossen habe, der ihm und seiner Familie persönliche Freiheit sowie die Kriegsbeute garantierte, wenn er dem Generalkapitän im Gegenzug den Kopf des Moriskenkönigs brachte. Also ließ Aben Humeya seinen Schwiegervater sowie viele Mitglieder der Großfamilie Rojas ermorden und verstieß seine erste Ehefrau.
    Der Moriskenkönig und sein Heer brachen in Richtung Paterna del Río auf, einen Ort am Rand der Sierra Nevada. Oberhalb des Dorfes gab es nur noch Felsen, Schluchten, Berge und Schnee. Hernando befand sich an der Spitze der Kolonne in der Nähe des Königs und des Generalstabs. Seine Maultiere waren mit den Gold- und Silbermünzen, Juwelen und kostbaren Gewändern beladen, während die anderen Tiere mit dem Rest der Beute wie üblich weiter hinten im Tross gingen.
    Immer wenn es der kurvenreiche Bergpfad zuließ, wandte sich Hernando um. Dann konnte er das Ende der sechstausend Mann starken Kolonne erkennen, wo Aischa, seine

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