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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Stiefbrüder und Fatima mit ihrem Kleinen gingen. Die mandelförmigen schwarzen Augen des Mädchens gingen Hernando nicht mehr aus dem Kopf, wie sie aufblitzten, wie sie sich mit Tränen füllten oder Schrecken und Angst in ihnen aufflackerten.
    »Los! Los!«, trieb er die Lasttiere an, um sich abzulenken.
    Sie erreichten Paterna, und der Moriskenkönig brachte seine Männer eine gute Meile vor dem nahezu uneinnehmbaren Bergdorf auf einem Abhang in Stellung. Er selbst begab sich mit dem Marschgepäck und den kampfunfähigen Leuten ins Dorf.
    Um nicht mit Ubaid zusammenzutreffen, wollte Hernando außerhalb des Ortes einen Stall für seine Tiere suchen. Die kleinen Gemüsegärten der Häuser im Ortskern hätten seine Herde ohnehin nicht aufnehmen können. Zu Ibrahims Leidwesen, der seine eigene Position geschwächt sah, zeigte Aben Humeya sein Vertrauen in Hernando in aller Öffentlichkeit.
    »Macht, was der Junge euch sagt«, befahl er den Soldaten, die das Gold bewachten. »Er ist der Hüter des Schatzes, der uns den Sieg bringen wird.«
    Hernando musste sich also für seine Entscheidungen noch nicht einmal rechtfertigen. Während Aben Humeya sich in einem der Herrenhäuser in Paterna einschloss, wartete Hernando auf Aischa und Fatima. Er sah, wie sie sich nur unter Mühen vorwärtsquälten und in Tränen aufgelöst waren: Aischa weinte um ihre wahrscheinlich toten Töchter, auch sie hatte sich in der schwachen Hoffnung auf bessere Nachrichten an den Kundschafter gewandt, Fatima trauerte um ihren toten Ehemann und hatte Angst vor ihrer unsicheren Zukunft mit Humam. Nur Aquil und Musa spielten vergnügt Krieg. Als alle versammelt waren, begleiteten die Soldaten sie auf der Suche nach einem geeigneten Stall. Während Hernando noch die Tiere versorgte, kehrten die Männer ins Dorf zurück und warteten auf das Eintreffen der Streitkräfte des Marquis.
    Es begann zu schneien.
    Aben Humeya hatte die Lage falsch eingeschätzt. Die christlichen Soldaten ignorierten die Anweisungen des Marquis, begannen ohne Befehl mit dem Angriff und hatten die Moriskentruppen, die den Zugang zum Bergdorf verteidigen sollten, bald aufgerieben. Der Begnadigungen überdrüssig, nahmen die blutrünstigen und geldgierigen Soldaten Paterna brutal ein.
    Chaos brach aus. Die Morisken flohen aus dem Dorf, die Frauen und Kinder suchten verzweifelt nach ihren Männern, und die freigelassenen Christinnen empfingen ihre Retter unter Jubelrufen. Doch die Soldaten des Marquis hatten es vor allem auf den Kriegsschatz abgesehen. Sie fanden die Beute unbewacht auf Dutzenden Maultieren neben der Kirche, die wie so viele andere in den Alpujarras auf einer ehemaligen Moschee errichtet worden war. Die reiche Beute entfachte unter den christlichen Soldaten sofort Habgier und Streit.
    Im allgemeinen Aufruhr und im Schneetreiben fiel niemandem auf, dass das Gold fehlte: Vor der Kirche waren so viele Maultiere, dass die Soldaten, die kein Gold vorfanden, davon ausgingen, die anderen Lasttiere seien damit beladen.
    Mit der Sierra Nevada im Rücken stand Hernando vor dem Stall und sah durch das immer stärker werdende Schneegestöber, wie sich das Moriskenheer aufzulösen begann und in die Berge flüchtete. Gut eine Meile vor dem Dorf konnte er Hunderte kleine dunkle Punkte im Schnee ausmachen: Es waren Männer, die versuchten den Hang hinaufzugelangen. Viele rutschten aus oder stürzten über die steilen Felsen, andere bewegten sich plötzlich nicht mehr. Hernando konnte zwar den Lärm der Arkebusen nicht hören, aber er sah die Mündungsfeuer und die dichten Rauchwolken aus den Waffen der Christen.
    »Wir müssen hier sofort weg!«, rief er Aischa und Fatima zu.
    Die beiden Frauen verharrten sprachlos angesichts der Flucht ihres Heeres.
    »Helft mir!«, drängte Hernando.
    Als er schließlich die Herde aufgezäumt hatte, sah er, wie Aben Humeya im gestreckten Galopp davonjagte, gefolgt von Ibrahim und anderen Reitern. Die Schüsse und Santiago-Rufe ihrer Verfolger waren deutlich zu hören.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Fatima hinter ihm. Das Schneetreiben wurde immer heftiger.
    »Wir steigen zum Ragua-Pass auf!«, antwortete er und zeigte in eine entgegengesetzte Richtung als die, in die der König und seine Männer vor den Christen flüchteten.
    Fatima wollte etwas sagen, aber sie brachte nur ein paar unverständliche Worte hervor, während sie Humam an sich drückte. Aischa stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. Weit und breit war kein Pfad zu sehen! Nur

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