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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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begann er die Waren, die sein Stiefvater von den Tieren ablud, in das sichere Versteck zu bringen.
    »Das Öl hier ist für Juan«, sagte Ibrahim und reichte ihm einen bauchigen Tonkrug. Angesichts des fragenden Blicks seines Stiefsohns fügte er noch den muslimischen Namen hinzu: »Ich meine Aisar. Und der hier ist für Faris.« Hernando verstaute die Waren in der Höhle und versuchte sich die Namen der jeweiligen Besitzer zu merken.
    Als die Maultiere von der Hälfte ihrer Last befreit waren, brach Ibrahim nach Juviles auf. Hernando blieb am Höhleneingang zurück und ließ seinen Blick über die weite Landschaft bis zur Sierra Contraviesa schweifen. Aber er hielt sich nicht lange damit auf, da er diesen Ausblick in- und auswendig kannte. Er ging in die Höhle und betrachtete neugierig die Gegenstände, die sie soeben abgeladen hatten, und die vielen anderen, die dort bereits seit Längerem lagerten. Hunderte ähnliche Höhlen dienten den Morisken in den Alpujarras inzwischen als Versteck für ihren Besitz. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit würden die Männer kommen und die Dinge mitnehmen, die sie brauchten. Jeder Transport lief gleich ab. Von wo auch immer der Stiefvater aufgebrochen war, bevor er Juviles erreichte, band er die Alte los und schickte sie nach Hause. »Sie kennt die Alpujarras besser als jeder von uns. Ich habe mein ganzes Leben auf diesen Wegen verbracht, und trotzdem hat mir das Maultier schon einige Male das Leben gerettet«, erzählte der Treiber immer wieder. Wenn Ibrahim sie losließ, trottete die Alte allein nach Hause, und Hernando lief sofort zu den Höhlen, um seinen Stiefvater zu treffen. Dort luden sie die Hälfte der Handelswaren ab, um so die hohen Steuern zu halbieren, die sein Stiefvater zu entrichten hatte. Die vielen Pachtherren, die den Zehnt oder die Erstlingsabgabe erhielten, und die zahllosen Büttel, die die Geldstrafen einzogen, hatten es sich angewöhnt, in die Häuser der Morisken einzudringen und alles mitzunehmen oder zu pfänden, was ihnen in die Hände fiel, selbst wenn der Wert der Gegenstände die eigentlichen Schulden überstieg. Später notierten sie nicht einmal den Erlös aus der Versteigerung, und die Morisken verloren auf diese Weise langsam, aber sicher ihren Besitz. Sie hatten bereits viele Klagen beim Richter von Ugíjar, beim Bischof und sogar beim Corregidor von Granada, dem Vertreter der Krone, vorgebracht, aber sie stießen nur auf taube Ohren, und die christlichen Steuereintreiber beuteten sie weiterhin ungestraft aus. Deshalb taten es alle Ibrahim gleich.
    Hernando lehnte an der kalten Höhlenwand. Nun lag zwar eine lange Wartezeit vor ihm, aber er verstand die Notwendigkeit dieses Betruges. Anderenfalls würden die Christen sie noch ruinieren. Er half auch dabei, den Zehnt der Rinder, Ziegen und Schafe zu umgehen. Obwohl ihn seine Glaubensbrüder ansonsten mieden, hatte man ihn hier für zum Mithelfer bestimmt. Es war wichtig, gut mit Zahlen umgehen zu können, wenn man den Steuereintreiber im Frühjahr um den Zehnt betrügen wollte. Zuerst wurden die Tiere auf einer ebenen Fläche zusammengetrieben. Dann wurde aus Ästen ein enger Gang gebildet, durch den ein Tier nach dem anderen getrieben wurde. Jedes zehnte Tier gehörte der Kirche. Aber die Morisken wussten, dass kleine Herden von dreißig oder weniger Tieren nicht der Zehntzahlung unterlagen und dass sie für solche Herden nur wenige Maravedíes bezahlen mussten. Wenn es wieder einmal so weit war, teilten sie deshalb in allgemeiner Übereinkunft die Herden in kleinere Gruppen. Dieser Kniff verlangte später sehr gute Rechenkünste, damit die ursprünglichen Herden wieder richtig zusammengestellt werden konnten.
    Doch Hernandos Beteiligung an dieser List kam ihn teuer zu stehen. Der Junge blickte wütend in Richtung Höhlenwand und erinnerte sich an den Nachmittag, an dem man ihn für diese besondere Aufgabe ausgewählt hatte.
    »Viele von uns können zählen, aber alle haben selbst Ziegen und Schafe, und das könnte zu Misstrauen führen«, hatte ein alter Moriske angeführt, der Hernando für die Aufgabe vorgeschlagen hatte. »Ibrahim und der Junge dagegen haben kein Interesse an den Tieren.«
    »Was ist, wenn er uns verrät?«, wandte ein anderer Moriske ein. »Er verbringt zu viel Zeit bei den Pfaffen.«
    Plötzlich schwiegen die anwesenden Männer.
    »Keine Sorge. Ich kümmere mich darum«, versicherte Ibrahim ruhig.
    An diesem Abend kam er zu seinem Stiefsohn in den Stall, als der gerade

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