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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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die Tiere versorgte.
    »Frau«, brüllte der Maultiertreiber.
    Hernando war erstaunt. Was hatte er denn nun schon wieder falsch gemacht? Und warum rief Ibrahim nach seiner Mutter? Aischa eilte zu den beiden. Aber noch ehe sie eine Frage stellen konnte, versetzte Ibrahim ihr mit dem Handrücken einen heftigen Schlag ins Gesicht. Aischa taumelte, Blut rann aus ihrem Mundwinkel.
    »Sieh dir das gut an!«, knurrte Ibrahim. »Wenn du den Pfaffen auch nur ein Wort von den Höhlen oder den Tieren erzählst, verpasse ich deiner Mutter hundert davon. Verstanden?«
    Hernando verbrachte den ganzen Nachmittag in der Höhle, bis kurz vor Einbruch der Dunkelheit der letzte Moriske gekommen war. Erst dann stieg er wieder ins Dorf hinab. Er kümmerte sich um die Maultiere, versorgte ihre Wunden und prüfte ihre körperliche Verfassung. An seinem Schlafplatz, in einer Ecke des Stalls, entdeckte er eine Schale mit Mehlbrei und einen Becher Limonade. Hungrig schlang er sein Abendessen herunter und verließ eilig die Hütte. Als er an der kleinen Tür des Wohnhauses vorbeikam, spuckte er aus. Im Haus lachten seine Stiefgeschwister, und aus dem Stimmengewirr war deutlich die raue Stimme seines Stiefvaters herauszuhören. Raissa entdeckte Hernando durch das Fenster und lächelte ihm flüchtig zu: Als einzige der Geschwister hatte sie manchmal Mitleid mit ihm, auch wenn ihre seltenen Liebesbekundungen – wie die von Aischa – nur hinter Ibrahi ms Rücken geschehen durften. Hernando ging eilig weiter und rannte dann schließlich zu dem Haus, in dem der alte Hamid wohnte.
    Der hagere Moriske mit dem faltigen Gesicht war Witwer und zog sein linkes Bein beim Gehen leicht nach. Hernando wusste nicht ge nau, wie alt er war, aber er hielt ihn für einen der Ältesten im Dorf. Hamid lebte in einem armseligen Haus, das man bereits tausende Male nachgebessert hatte – ohne sichtlichen Erfolg. Die Tür stand leicht offen, aber Hernando klopfte dennoch dreimal an.
    »Salam aleikum«, antwortete Hamid auf das dritte Klopfen. »Ich habe Ibrahim heute ins Dorf gehen sehen«, sagte er noch, als Hernando über die Schwelle trat.
    Eine rauchende Öllampe brachte etwas Licht in den kleinen Raum. Von den Wänden bröckelte der Putz, und an der Decke gab es Wasserflecken, aber insgesamt wirkte es sauber und ordentlich. Im Kamin brannte kein Feuer, und das einzige Fenster hatte man verblendet, damit es nicht in sich zusammenfiel.
    »Hast du schon gebetet?«
    Hernando hatte mit dieser Frage gerechnet. Er wusste auch, was nun folgen würde: »Das Nachtgebet ist das einzige Gebet, das wir in Sicherheit verrichten können, weil die Christen dann schlafen.«
    Der Sakristan hatte sich bemüht, Hernando nicht nur das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, sondern auch die christlichen Gebete. Der alte Hamid, der von den zwangsbekehrten Muslimen im Dorf als Alfaquí – als Gelehrter – geachtet wurde, tat das Gleiche mit dem Islam. Nachdem die Morisken im Dorf Hernando verstoßen hatten, hatte Hamid diese Aufgabe mit einem Eifer verfolgt, als stünde er nicht nur mit dem Sakristan, sondern mit der gesamten Gemeinde im Wettstreit. Draußen auf den Terrassenfeldern ließ er Hernando vor neugierigen Blicken geschützt beten, oder sie rezitierten gemeinsam die Suren, wenn sie allein in der Sierra Heilkräuter suchten.
    Noch bevor Hernando antworten konnte, stand Hamid auf und verriegelte die Tür. Das Wasser stand bereits in sauberen Krügen bereit. Sie entkleideten sich schweigend und nahmen die Richtung der Qibla ein, gen Mekka.
    »Ach, Gott, mein Herr«, betete Hamid, während er mit den Händen in den Tonkrug fuhr und sich dreimal wusch. Hernando tat es ihm gleich. »Mit deiner Hilfe hüte ich mich vor der Unreinheit und der Bosheit des zu steinigenden Satans!«
    Dann wuschen sie sich, so wie es Vorschrift war: den Schambereich, die Hände, die Nase und das Gesicht, den rechten und den linken Arm von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen, den Kopf, die Ohren und die Füße bis zu den Knöcheln. Jede Waschung begleiteten sie mit den entsprechenden Formeln. Manchmal war Hamids Stimme nur noch ein kaum hörbares Flüstern. Das war das Zeichen des Alfaquí, dass Hernando die Führung übernehmen sollte. Der Junge lächelte, und die beiden setzten das Ritual fort.
    »… am Tag des Gerichts …«, betete der Junge laut.
    Hamid hielt die Augen halb geschlossen, er nickte zufrieden und stimmte wieder mit ein.
    »…dem sein Buch in die Rechte gegeben wird, der wird

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