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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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konnte.
    »Du hast die Wahl, Nazarener. Möchtest du sehen, wie ich deiner Mutter den Arm breche?«
    Aischa schluchzte.
    »Es reicht«, sagte Fatima und sah Hernando an. »Ibn Hamid, bitte …«
    Hernando trat einen Schritt zurück. Er atmete tief ein und schloss die Augen, um sein pochendes Herz zu beruhigen.
    Dann atmete er aus und erinnerte sich an den Rat des Gelehrten. Benutze deinen Verstand, hatte Hamid ihm einst geraten. Er durfte sich jetzt nicht von seinen Gefühlen leiten lassen … Hernando sagte kein einziges Wort mehr, ging und unterdrückte seine Rachegelüste.

23
    Mai 1570
    B armherzigkeit, mein Herr. Möge uns Eure Hoheit im Namen Seiner Majestät Barmherzigkeit gewähren und Gnade walten lassen für unsere Vergehen. Wir wissen, sie waren schwer.« Mit diesen Worten erklärte El Habaquí die Kapitulation, während er vor Don Juan de Austria kniete. »Im Namen von Aben Aboo und allen Aufständischen, die mich mit Vollmachten ausgestattet haben, überreiche ich diese Waffen und dieses Banner Seiner Majestät«, beendete er seine Ansprache. Im selben Moment warf Don Juan das Banner des Moriskenkönigs auf den Boden.
    Bevor El Habaquí in das Zelt des christlichen Oberbefehlshabers ge kommen war, hatte er Aben Aboos rote Standarte mit dem Leitspruch » Mehr konnte ich mir nicht wünschen, aber mit weniger konnte ich mich nicht zufriedengeben « den Kompanien der Infanterie und der Kavallerie übergeben, die sich anlässlich der Kapitulation in Stellung gebracht hatten. Der laute Donnerhall der Arkebusensalve begleitete die begeisterten Rufe der Soldaten, ehe die Geistlichen zum Gebet riefen.
    El Habaquí hatte erreicht, dass der spanische König auch bei den Türken und Barbaresken Gnade walten ließ. Sie behielten ihre Freiheit, um in ihre Heimatländer zurückzukehren. Philipp II. gab nach, um den Konflikt möglichst rasch zu beenden, da er die Vormacht in der Heiligen Liga von Pius V. übernehmen sollte – zudem befürchtete er, dass sich die Morisken im Frühjahr wieder mit Nahrungsmitteln versorgen und einen weiteren Aufstand anzetteln könnten.
    Don Juan ernannte Kommissare und schickte sie in die abgelegenen Weiler der Alpujarras, um die Kapitulation aller Morisken im Königreich Granada sicherzustellen, und El Habaquí bereitete alles für die Ausschiffung der Türken und Barbaresken vor. Hierfür hatte der Oberbefehlshaber bestimmte Häfen festgelegt, und Philipp II. stellte seinerseits ausreichend Schiffe zur Verfügung. Als Tag des endgültigen Friedens wurde der Johannistag 1570 festgelegt, dann mussten alle Türken und Barbaresken das Königreich Granada verlassen haben.
    Bis zum 15. Juni 1570 hatten sich dreißigtausend Morisken ergeben. El Habaquí gelang es, fast alle Türken und Korsaren zur Abreise nach Algier zu bewegen. Die meisten Barbaresken wollten den Kampf jedoch fortsetzen, woraufhin Aben Aboo seine Meinung änderte und die Kapitulation widerrief: Er ließ El Habaquí umbringen und übernahm den Befehl über dreitausend kampfbereite Männer in den Bergen.
    Heute sind die Letzten losgezogen, und zwar unter dem größten Mitleid der Leute. Denn bei ihrem Aufbruch gab es so viel Regen, Wind und Schnee, dass sie sich beschwerten, die Tochter bei ihrer Mutter, der Mann bei seiner Frau, das Kind bei der Witwe und so weiter. Man kann nicht bestreiten, dass die Entvölkerung eines Reiches das größte Leid darstellt, das man sich vorstellen kann. Aber, mein Herr, es ist vollbracht.
    Schreiben von Don Juan de Austria an Rui Gómez de Silva,
einen Vertrauten von Philipp II., 5. November 1570
    Philipp II. befahl im November 1570 die Umsiedlung aller Morisken aus dem Königreich Granada in andere Reiche der spanischen Krone. Die Morisken, die sich ergeben hatten und in die Vega von Granada gekommen waren, unterstanden Don Francisco de Zapata de Cisneros, dem Corregidor von Córdoba. Der Adlige sollte sie zunächst nach Córdoba überführen, um sie später in Kastilien und in Galicien anzusiedeln.
    Die Vega von Granada war eine fruchtbare Tiefebene im Westen der Stadt mit zahlreichen Gehöften. In den Häusern der Morisken, die früher dort gelebt hatten, wohnten nun christliche Familien, und die Morisken aus den Alpujarras verbrachten die ersten sieben Monate ihrer Vertreibung mehr oder weniger unter freiem Himmel. Sie hausten zu Hunderten auf kleinen weniger fruchtbaren Parzellen, die nicht bestellt wurden, und warteten auf die Deportation. Ihre Kleider hingen ihnen bald in Fetzen vom

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