Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pferde vom Friesenhof 01 -  Start mit Hindernissen

Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
Vom Netzwerk:
auf das Baumaterial im Garten. »Oder ziehen Sie einen Zaun ums Grundstück. Was glauben Sie, wie viele Leute einen Schwung teurer Fliesen gebrauchen können. Oder neue Waschbecken.«
    Für einen Westerbüller war der Maurer erstaunlich gesprächig. Dr. Eichhorn blieb mit Bonny und Joker vor ihm stehen. »Sie meinen, hier wird gestohlen? Jemand hätte die Frechheit, nachts mein teures Badezimmer-Zubehör vom Grundstück zu holen?«
    Der Maurer nickte. »Genau. Was alles von Baustellen verschwindet, darüber könnte ich ein Buch schreiben.« »Danke für den Rat.« Dr. Eichhorn führte die Haflinger in den überdachten Durchgang zum Stall. »Gleich morgen bringe ich die Sachen in Sicherheit.«
    Der Maurer tippte an seinen verblichenen Hut. »Morgen erst? Du musst es wissen, Chef.« Er spuckte die kalte Zigarre aus und zertrat sie mit dem Schuh. »Wenn es dann bloß nicht zu spät ist.«
    Am Abend ging der Maurer in den Wattenkrug, wo sich die Westerbüller gewöhnlich auf ein Bier trafen. Leif Harding und drei andere Männer saßen schon rund um den Stammtisch neben der Theke. Unter den dunklen, klobigen Deckenbalken waberte der Rauch von Zigarren und Pfeifen. Vor der Wand mit alten Friesenkacheln hing ein geräumiger Vogelkäfig mit zwei Wellensittichen. Der blaue Sittich kauerte teilnahmslos auf einer Stange, der grüne wirkte quicklebendig.
    »Fünfklarä, Uwä«, krächzte der Grüne. Der Vogel war erstaunlich sprachbegabt und plapperte alles nach, was er oft genug hörte.
    Schnaufend sackte der Maurer in den breiten Armlehnstuhl und rief zur Theke hinüber: »Uwe, mach mir ein Krabbenbrot! Mit Spiegelei.«
    Die Männer tranken frisch gezapftes Bier, vor Leif Harding stand eine Tasse Tee. Wie gewöhnlich schwiegen alle die erste halbe Stunde und lauschten auf das Ticken der wuchtigen Standuhr.
    Mit großem Appetit verschlang der Maurer sein Krabbenbrot. Dann wischte er sich den Bierschaum von den Lippen und lehnte sich zurück.
    »Alles, was recht ist, dieser Tierarzt Eichhorn ist nicht übel. Sag mal, Leif, bist du sicher? Hat er Otto Tönnies wirklich übers Ohr gehauen?«
    Störrisch starrte Leif Harding in seine Teetasse und nickte. Ein Hamburger, der ein Haus in Westerbüll ersteigerte, musste ein schlechter Mensch sein, ein geldgieriger
    Blutsauger. Diese fixe Idee hatte sich bei ihm festgesetzt. Hardings bittere Erfahrung mit seinem eigenen Hof machte ihn ungerecht. Seine Verbohrtheit ging so weit, dass er seit Tagen andere gegen die Familie Eichhorn aufwiegelte.
    Ingwer Ingwersen, ein Mann mit wettergegerbtem Gesicht, der in Westerbüll Strandkörbe vermietete, wiegte den Kopf. Er verurteilte andere nicht vorschnell, allerdings hielt man in Westerbüll zusammen.
    »Zu dumm, dass Otto Tönnies verreist ist. Und so lange. Wir müssten ihn selbst fragen, wie das mit dem Friesenhof gelaufen ist.«
    »Besser wäre es!«, rief Gastwirt Uwe Jacobs herüber. Er schob seine Ärmel hoch und zapfte frisches Bier. Ärgerlich fuhr Leif Harding durch sein dünnes, helles Haar, das sich im Nacken kringelte. »Was glaubt ihr, warum Otto verreist ist? Weil ihn der Verkauf seines Hofs fertig gemacht hat. Er erträgt es nicht, die Neuen zu sehen, die ihm alles weggenommen haben.«
    Harding zog ein fleckiges Blatt Papier hervor, dem man ansah, dass es schon oft auf- und zusammengefaltet worden war. Aufgebracht ließ er den Ausdruck aus dem Internet reihum gehen. »Seht selbst! In der Beschreibung über die Zwangsversteigerung steht: Die Pferde müssen nicht übernommen werden. Das sagt alles.«
    »Aber Tierarzt Eichhorn hat Ottos vier Pferde doch übernommen«, gab der Maurer zu bedenken. »Zwei Friesen und zwei Fjordpferde.«
    Leif Harding machte eine abfällige Handbewegung. »Was heißt das schon? Wie ich Otto kenne, hat er ihm die Pferde geschenkt. Weil er wollte, dass sie auf dem Friesenhof bleiben. Und was machen die Eichhorns? Gründen einen Reiterhof und verdienen mit Ottos Pferden dickes Geld. Nee, die sind nicht sauber.«
    Immer mehr steigerte sich Leif Harding in seine Wut gegen den unbekannten Tierarzt hinein. Man wird leicht sonderlich, wenn man nur zwischen Deich und Wirtshaus pendelt und nichts als Groll mit sich herumträgt. So sonderlich, dass man auf heimtückische Gedanken kommt, wenn einen niemand zur Ordnung ruft.
    Als Leif Harding merkte, dass nicht alle am Tisch seine Abneigung teilten, griff er zu gemeinen Mitteln. Nach drei Schnäpsen ging er so weit, dass er Geschichten erfand. Giftiges

Weitere Kostenlose Bücher