Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer
ihren gefärbten Fransenhaaren, die unter den Kappen hervorblitzten, sahen die drei auf ihren Friesen wie Drillinge aus.
Sie überquerten den Deich und wollten auf dem Holzsteg weiterreiten. Doch nach wenigen Metern zwang eine Absperrung sie zum Stoppen. Rot-weißes Flatterband, wie man es auf Baustellen benutzt, war zwischen zwei Stangen über den Steg gespannt und versperrte den Weg. An einem der Pfosten hing eine Papptafel, die der Wind herumwirbelte.
Klara beugte sich von Muli hinunter und bekam das Schild an einer Ecke zu fassen. Mit schwarzem Stift war etwas darauf geschrieben. Klara las vor: »Achtung, Reiter! Zum Meer unbedingt den Weg über den Autostrand nehmen. Die Kurverwaltung.«
Lea wendete Flicka und suchte mit zusammengekniffenen Augen den Strand ab. Welchen Grund gab es für die Sperrung? Hochwasser? »Vielleicht sind einige Salzwiesen mit Wasser vollgelaufen und wir kommen mit den Pferden nicht weiter.«
»Echt nett von der Kurverwaltung«, sagte Klara, »dass sie an uns Reiter denkt. Ich ruf Papa an und sag ihm Bescheid.« Sie griff in ihre Westentasche. »Mist, hab mein Handy vergessen. Na, reicht auch, wenn ich’s ihm erzähle, wenn wir zurück sind.«
Doch so schnell würden die Reiter an diesem Tag nicht wieder auf dem Friesenhof eintreffen...
Klara lenkte Muli nach rechts und winkte den anderen, ihr zum Parkplatz zu folgen. Auf dem Weg zu diesem festen Strandabschnitt mussten die Mädchen durch tiefen Sand reiten. Nordostwind fegte warm vom Land heran. Das Wetter war ungewöhnlich für die Nordsee, wo der Sturm meistens kühl ist und von See bläst. Dünne Sandschleier trieben über den Strand und piksten auf der Haut wie feine Nadeln. Der Sand setzte sich in Ohren, Nase und Augen.
Charlotte schnaubte, um ihre Nase von Sand zu befreien. Sie war heilfroh, dass sie ihre blauen Kontaktlinsen auf dem Zimmer gelassen hatte. Sandkörnchen darunter schmerzen scheußlich, hatte ihre Mutter oft nach Dreharbeiten am Strand gesagt.
Wegen des starken Windes standen viele Strandkörbe leer. Hier und da verharrten noch einige Unverdrossene, aber auch die zogen sich jetzt etwas über, weil der Wind ihren Körper mit Sand überpuderte.
Sie erreichten den Parkplatz, der heute nur spärlich belegt war. Zahlreiche Urlauber waren wegen des Windes zurück in ihre Pensionen gefahren. An den letzten Wagen machten sich Feriengäste zu schaffen, verstauten Badetaschen und Handtücher im Kofferraum.
Lea lenkte Flicka durch die Autos hindurch und passte auf, dass sie keine Außenspiegel rammte. Rot-weißes Flatterband bildete eine Gasse, die weit auf den Strand führte.
Charlotte wurde ganz hippelig, als die Brandungswelle in Sicht kam. Nur noch an dem silbernen Personenwagen vorbei, der ganz abseits stand, dann war sie am Ziel ihrer Träume - mit Magic am Meer. Sie dachte an nichts mehr, was mit der Entführung zu tun hatte. Die freudige
Erwartung auf den Galopp entlang der Brandung war größer als die Angst vor jedem Erpresser der Welt.
»Geht ihr drei ruhig mit den Friesen an die Spitze!«, rief Klara von hinten. Sie hielt Flicka zurück, um Charlotte, Lisa und Katharina vorzulassen. »Die sind im Galopp am schnellsten.«
Die drei Mädchen ritten eng nebeneinander durch die abgesteckte Gasse auf das letzte Auto zu. In der geöffneten Tür lehnte ein Liebespaar. Die beiden hielten sich eng umschlungen, sie schienen die Reiter gar nicht zu bemerken.
Plötzlich erstarrte Magic. Mitten im Schritt blieb er stehen. Keinen Zentimeter ging er mehr vorwärts. Der Friese schnorchelte und schnaubte erregt. Er stampfte auf der Stelle und weigerte sich, an dem schmusenden Paar vorbeizugehen.
Die blonde Frau sah hoch. Charlotte fiel auf, dass ihr Gesicht stark geschminkt war. Make-up am Strand? Wer benutzte denn das, wenn die Sonne schien? Doch sie maß dem keine besondere Bedeutung bei.
»Charlotte, weiter!«, rief Klara hinter ihr, die fast mit Muli aufgeritten wäre.
Die Reitergruppe geriet ins Stocken. Energisch bemühte sich Charlotte, Magic vorwärts zu treiben. Aber der Friese hob störrisch den Kopf und stakste mit steifen Beinen zurück.
Hinten entstand Unruhe. Vanessa und Amber überholten die anderen auf ihren Shettys. Hastig trabten sie nach vorn und quetschten sich zwischen Muli und Magic, der trotz Charlottes Anstrengungen rückwärts ging. »Warnklappen-Kadetten!«, zischte Vanessa mit roten Flecken im Gesicht. Rambo zwängte sich neben seinen Pferdefreund Magic.
»Was ist?« Klara sah auf das
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