Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
Vom Netzwerk:
willst du damit machen?« Gabriella sprach ruhiger als die Männer und geradezu erotisch leise. »Du verstehst sicher, dass ich neugierig bin, Fitz.«
    Alle warteten gespannt auf meine Antwort. Anderson streifte Katya mit einem Blick, doch auch sie schaute zu mir her, ein lässiges, zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht.
    »Ja, also«, begann ich, »ich dachte, darüber könnten wir unter anderem heute Abend reden. Aber erst habe ich noch ein paar Fragen.«
    »Nämlich?« Anderson winkte endlich den Barmann heran.
    »Nämlich wer von Ihnen bei mir eingebrochen hat.« Ich wandte mich an Potts. »Waren Sie’s?«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und faltete die Hände über der ausladenden Wölbung seines Bauches.
    »Ach, Mr. Fitzgerald! Nur eine kleine Recherche. Ich hätte den Schauplatz ja gern aufgeräumt hinterlassen, aber Sie werden verstehen, dass ich mich nicht unbedingt länger dort aufhalten wollte. Mir lag daran, Ihre Notizen durchzusehen, herauszufinden, was Sie eigentlich über den Ulieta-Vogel wissen.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich beim ersten Mal getan? Was sollte das mit dem Staubwischen in meinem Regal?«
    Er sah mich verständnislos an.
    »Die Frage wird er Ihnen nicht beantworten können«, sagte Anderson in seinem üblichen ruhigen Ton.
    » Sie waren das?«
    »Ja.« Meine Überraschung schien ihn zu amüsieren. »Vergessen Sie nicht, Mr. Fitzgerald, wir sprechen hier von etwas, das möglicherweise eine Million Dollar wert ist. Nachdem Sie an dem Abend das Mecklenburg Hotel verlassen hatten, habe ich Sie noch einzuholen versucht. Aber als ich dann zu Ihrem Haus kam, war niemand da. Und Ihre Haustür hat mich förmlich aufgefordert, mich ein wenig umzusehen.«
    »Aber was haben Sie denn gesucht? Was sollte das mit dem Regal?«
    Anderson schaute mich an, als sähe er mich jetzt erst richtig. Dann lehnte er sich zurück und fing an zu lachen, ein echtes, schallendes Lachen, das vom Zwerchfell aufstieg und seinen ganzen Brustkorb hob. Als es verebbte, schüttelte er den Kopf.
    »Sie wissen’s wirklich nicht, oder? Der berühmte John Fitzgerald, weltweit die Autorität, was ausgestorbene Vögel angeht, und weiß es immer noch nicht. Dabei steht es in jedem Fachbuch.«
    »Was weiß ich nicht?« In diesem Augenblick mochte ich ihn weniger denn je. Sein Gelächter blieb nicht ohne Wirkung. Obwohl sie keine Ahnung hatten, worüber er lachte, fingen nun auch Gabriella, Potts und sogar Katya an zu schmunzeln.
    Er schüttelte noch ein paarmal den Kopf, dann setzte er sich wieder aufrecht und sammelte sich.
    »Okay, fangen wir beim Anfang an. Im Mecklenburg Hotel haben Sie gesagt, Sie wüssten nichts vom Ulieta-Vogel, aber das habe ich Ihnen nicht geglaubt. In einem wesentlichen Punkt mussten Sie Bescheid wissen, und da Sie so taten, als hätten Sie keine Ahnung, ging ich davon aus, dass Sie noch sehr viel mehr wissen.«
    Ich war völlig durcheinander, und meine Miene brachte Anderson erneut zum Lachen.
    »Als Sie an dem Abend nicht da waren, dachte ich, ich gehe rein und schaue mir mal Ihre berühmten Aufzeichnungen an. Aber in Ihrem Zimmer ist mir dann etwas in Ihrem Bücherregal aufgefallen. Sehen Sie, Mr. Fitzgerald, ein Wissenschaftler muss seine Bibliothek immer auf dem neuesten Stand halten. Fosdykes Seltene Vogelarten - Sie haben die falsche Ausgabe.« Er hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen. »Dem Umschlag nach war ich mir fast sicher, dass es die erste Ausgabe ist, aber ich musste das Buch sicherheitshalber herausnehmen und nachsehen. Vielleicht hängen Sie ja an der Ausgabe, weil sie vom Autor signiert ist. Ich weiß es nicht. Aber dann kam mir plötzlich der Gedanke, dass Sie sich womöglich gar nicht verstellt hatten. Vielleicht wussten Sie wirklich nichts.«
    Ich begriff noch immer nicht und zuckte die Schultern.
    »Sehen Sie«, fuhr Anderson fort, »Fosdyke hat wenige Jahre nach der ersten eine zweite Ausgabe herausgebracht. Es kam einiges Neue dazu, unter anderem über den Ulieta-Vogel.« Er wandte sich jetzt Katya zu. »Fosdyke hatte diesen Brief gefunden, den Brief, den Sie im Fabricius-Archiv gesehen haben. Darin wird eine Zeichnung des Ulieta-Vogels erwähnt, die in Lincolnshire entstanden sei, und Fosdyke macht einen lateinischen Witz darüber. Ich kann ihn nicht genau wiedergeben, aber er ging ungefähr so: ›Bei dem früher im Besitz von Joseph Banks befindlichen Exemplar des Turdus ulietensis könnte es sich um den später von Fabricius erwähnten Turdus lindensis

Weitere Kostenlose Bücher