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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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zu nennen, solange Sie mir keinen anderen liefern.«
    »Mein Name dürfte von keinerlei Interesse für Sie sein, Sir.«
    »Im Gegenteil, ich finde Sie höchst faszinierend. Ich habe oft bedauert, dass ich nie Gelegenheit hatte, Sie in gleicher Weise kennen zu lernen wie Sie mich. Da wir nun beide in London sind, könnten wir das Versäumte ja nachholen.«
    »Das glaube ich kaum, Sir.«
    Er ging noch immer neben ihr her, und da sie ihn so schnell wie möglich abschütteln wollte, war Martha ein kleines Stück zurückgeblieben.
    »Ach, nein?«, fragte er in spöttisch-belustigtem Ton. »Ich frage mich, ob Ihr derzeitiger Gentleman von Ihren früheren Heldentaten weiß? Vielleicht legen Sie ja gar keinen Wert darauf. Möglicherweise möchte er lieber nicht wissen, dass er sich in Gesellschaft eines ehemaligen Schiffsjungen befindet.«
    »Sir!« Sie blieb stehen, und Martha kam schnaufend heran. Auch er verhielt den Schritt und betrachtete beide mit seinem gelassenen Lächeln. »Nun, Sie müssen doch zugeben, dass man sich schwer tut, gute Gründe für Ihr ungewöhnliches Verhalten zu finden. Ich bin sicher, Ihr gegenwärtiger Beschützer würde sie nur ungern aufdecken.«
    Sie sprach so ruhig und langsam, wie es ihr möglich war.
    »Sir, ich muss Sie bitten, uns augenblicklich zu verlassen. Ich bin sicher, Sie haben noch anderweitig zu tun.«
    Sein Lächeln wurde noch breiter, und er nickte anerkennend. »Es freut mich zu sehen, dass Ihr Mut nicht unter Ihrer Abkehr von männlicher Kleidung gelitten hat. Dieser Mut war es, den ich bewundert habe, als Sie mir beim Baden zuschauten. Ich war überzeugt, Sie würden erröten und die Flucht ergreifen.« Er verneigte sich leicht. »Da Sie mich gebeten haben, Sie zu verlassen, werde ich das auch tun. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass meine geschäftlichen Angelegenheiten nicht annähernd so interessant sind wie die überraschende Miss Burnett. Ich werde weiter nach Ihnen Ausschau halten. Für eine so große Stadt versteht London es erstaunlich schlecht, Geheimnisse zu wahren.«
    Mit einer erneuten Verbeugung wandte er sich ab und ging davon. Die beiden Frauen blieben stumm zurück.
     
    Sie versuchte, Joseph zu warnen. Sie schrieb ihm eine Nachricht, in der sie von der Begegnung berichtete und ihm sagte, sie befürchte einen Skandal, wenn Maddox die Geschichte ihrer Reise publik mache. Um ihm die Gefahr vor Augen zu führen, bat sie ihn dringend zu kommen. Dann wartete sie. Fünf Tage ließ er sich nicht blicken. Er sei nicht in der Stadt gewesen, sagte er, als er endlich erschien, er habe ihre Nachricht nicht erhalten. Wie ein schmollender Jüngling stand er vor ihr, bewusst verspätet, ungehalten, weil man ihn herbeizitiert hatte, und zugleich beschämt über seinen Ärger. Als sie das alles sah, wandte sie sich ab und wollte hinausgehen, doch diese Zurückweisung verstimmte ihn noch mehr, und ehe sie an der Tür war, hielt er sie auf.
    »Ich bin hier, weil du mit mir zu reden wünschtest.«
    »Es hat keinen Sinn«, erwiderte sie. »Ich sehe, dass nicht mit dir zu reden ist.«
    »Das ist beleidigend. Ich komme gerade von sehr guten Freunden, die mich als Gesprächspartner nicht so gering schätzen.«
    »Ach, Joseph!« Sie sah ihm in die Augen und schüttelte, plötzlich ermattet, den Kopf. »Dann geh und rede mit ihnen. Das wäre besser für uns beide. Du hast mir einmal dein Wort gegeben, dass du mich niemals gegen meinen Willen halten würdest. Heute erinnere ich dich daran.«
    Die Schärfe ihrer Worte erschreckte beide, und sie verstummten. In dem Schweigen, das darauf folgte, trat er zur Seite, sodass sie den Raum jederzeit verlassen konnte.
    »Du hast Recht«, murmelte er. »Ich werde dich nicht gegen deinen Willen festhalten.«
    In diesem Augenblick sah sie in seinem traurigen Gesicht zum letzten Mal den jungen Mann, den sie liebte, sah ihn verletzt und verwirrt und ihrer nicht mehr sicher. Für diesen kurzen Moment geriet ihre Entschlossenheit ins Wanken. Sie berührte sein Gesicht.
    »Mein Liebster«, sagte sie. »So sollte es nicht sein.«
    Er nahm ihre Hand und drückte sie mit geschlossenen Augen an seine Lippen. So standen sie, bis sie ihm ihre Hand entzog.
    »Wie ist es nur so weit gekommen?«, fragte er. »Ich weiß, dass ich dich liebe, wie ich dich nur je geliebt habe. Doch mitunter vergesse ich es. Ich gebe dir die Schuld daran, dass es nicht mehr so ist, wie es einmal war. Ich hege solchen Groll. Zugleich aber denke ich mit solchem Stolz und solcher

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