Die Pflanzenmalerin
bemüht, ihm zu Gefallen zu sein. Vorbehalte von einst hatte sein neu erworbener Ruhm und Reichtum hinweggefegt. Das ließ ihn innehalten und zurückdenken, und erst dieser Empfang in Revesby brachte ihn wirklich nach Hause. Doch inmitten all der Willkommensgrüße erlebte er auch einen traurigen Moment, als er erfuhr, dass Dr. Taylor zwei Jahre zuvor gestorben war. Seine Familie, so berichtete man ihm, sei verarmt, sie habe Revesby wenig später verlassen und sei zu Mrs. Taylors Verwandten nach Clerkenwell gezogen. Miss Taylor, die ältere der beiden Töchter, habe einen Kuraten geheiratet, ihre erst siebzehnjährige Schwester einen Mann von vierzig, der ein kleines Gut in den Fens besitze.
Wahre Trauer erfüllte Banks bei dieser Nachricht, doch er fand Trost darin, dass seine Güter während seiner Abwesenheit gut verwaltet worden waren. Drei Tage saß er über Wirtschafts- und Pachtbüchern, dann stellte er befriedigt fest, dass nirgends größere Versäumnisse zu beklagen waren, die der Abhilfe bedurft hätten. Anfangs hielt er sich lange Stunden im Dämmer der Abtei auf, doch an den Nachmittagen ging er mit Nicholson, seinem Verwalter, in die Sonne hinaus, um sich persönlich vom Stand der Dinge zu überzeugen. Die Pachtgüter, die Behausungen der Leute, der Wildpark und die Gärten - alles wurde inspiziert und für zufriedenstellend befunden.
Am Nachmittag des sechsten Tages, als er mit Nicholson von einem solchen Gang zurückkam, nahmen sie den Wald zwischen der Abtei und dem Dorf in Augenschein. Es war ein heißer Spätsommernachmittag, und beiden war der Schatten unter den Bäumen willkommen. Nach einigen Minuten blickte Banks sich um, als sei er überrascht, sich hier wiederzufinden. Mit Nicholson an seiner Seite hatte er nur an Geschäftliches gedacht, und es war wie ein Schock, als er erkannte, wo er sich befand.
»Hier entlang, mit Verlaub«, sagte er leise zu Nicholson und bog nach rechts ab. »Ich glaube, dort vorn ist eine kleine Lichtung.«
Der Verwalter folgte ihm, und sie gelangten an eine Stelle zwischen den Bäumen, an der sich das Blätterdach teilte und die Sonne durchließ. Banks lächelte still vor sich hin.
»Wie wenig sich die Dinge verändern«, murmelte er. »Es ist seltsam, nach so vielen Jahren die Pfade und selbst die Form bestimmter Bäume genauso vorzufinden wie damals, als ich zuletzt hier stand.«
Nicholson sah sich um. »Der Wald verändert sich nur langsam, das lässt sich nicht bestreiten, Sir. Eines Tages werden vielleicht Ihre Kinder diese Wege entlanglaufen und glauben, sie seien die Ersten, die sie entdecken.«
Banks nickte. Er mochte Nicholson.
»Sagen Sie«, begann er, »als ich das letzte Mal hier war, ist eine junge Dame in diesen Wäldern umhergestreift, als wären es ihre eigenen. Sie wohnte mit ihrem Vater in dem Haus am Ende des Dorfes. Er war so etwas wie ein Freidenker, immer skandalumwittert. Und er sprach gern dem Alkohol zu und beleidigte seine Nachbarn.«
»Ja, Sir, ich weiß, wen Sie meinen. Im Frühjahr vor zwei Jahren ist er gestorben. Ein unbeliebter Herr hier in der Gegend.«
»Und die Tochter? Wo ist sie jetzt? Ist sie verheiratet?«
»Sie ist weggegangen, Sir, wohin weiß ich nicht. Aber verheiratet ist sie ganz gewiss nicht. Nicht, wenn es stimmt, was man sich erzählt.«
Banks hatte auf der Lichtung umhergeblickt, doch bei Nicholsons Worten hielt er inne und sah den Mann neben sich scharf an.
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Nun, Sir«, erwiderte der Verwalter unbehaglich, »ich gebe nicht vor, irgendetwas mit Sicherheit zu wissen, aber die Frauen im Dorf waren immer der Meinung, dass sie als Tochter ihres Vaters... Sie wissen ja, Sir. Aus einer solchen Familie...<
Hatte er gehofft, sein Herr werde sich angesichts seiner Verlegenheit erbarmen, so sah er sich enttäuscht. Banks’ fragender Blick zwang ihn fortzufahren.
»Nun ja, es wurde viel geredet, Sir. Darüber, wohin sie ging und mit wem. Von einer Heirat hat man nichts gehört.«
»Also, wirklich, Nicholson! Das klingt wie vulgärer Klatsch.«
»Ich weiß auch nicht. Aber ich habe sie selbst gesehen, Sir, ein einziges Mal, seit sie Revesby verlassen hat. In Louth, am Markttag. So weit fahre ich sonst nicht, aber ich wollte mir ein paar Pferde anschauen. Ich konnte sie deutlich erkennen, in der Nähe der Kirche. Sie war sehr elegant gekleidet, Sir; in Revesby, als ihr Vater noch lebte, hat man sie nie so gesehen.<
Banks sah auf seine Füße hinab, während er diese Worte auf sich
Weitere Kostenlose Bücher