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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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die Antwort doch auf der Hand liege.
    »Ich dachte, ich halte Ihnen den Brief mal vor die Nase und sehe, was passiert. Sie sind der Fachmann, Mr. Fitzgerald. Etwas wie diesen Vogel zu finden würde Ihnen viel bedeuten, hat man mir gesagt. Und da habe ich mir ausgerechnet, dass Sie John Ainsbys Brief entweder ignorieren würden - dann hätte ich gewusst, dass es sich um eine Sackgasse handelt -, oder aber dass Sie schleunigst hierher kommen würden, und dann könnte etwas an der Sache dran sein. Und nun sind Sie da.«
    Ganz offensichtlich war er ein Mensch, der gern redete. Während er sich am Feuer aufwärmte, erzählte er mir, ohne dass ich ihn dazu ermuntert hätte, noch mehr über den Ainsby-Brief. Anderson sei anscheinend von einem Professor darauf aufmerksam gemacht worden, der über den Ersten Weltkrieg forsche. Ausgestorbene Vögel seien nicht unbedingt das Fachgebiet des Norwegers, aber er habe vom Ulieta-Vogel gewusst und die Bedeutung des Briefes sofort erkannt. Als Erstes habe er Ted Staest eine Kopie davon vorgelegt, und die beiden Männer seien zu einer Art Abmachung gelangt, was den Wert des Vogels angehe - was genau sie vereinbart hatten, darüber äußerte sich Potts allerdings nur vage. Erst als Gerüchte über den Vogel durchsickerten, hatte sich Potts eine eigene Kopie des Briefes beschafft.
    »Wenn auch nicht über offizielle Kanäle, wenn Sie verstehen, Mr. Fitzgerald.«
    »Sie meinen, Sie haben jemanden bestochen?«
    Er wirkte gekränkt. »Bitte, Mr. Fitzgerald, wir müssen ja nun nicht in die Details gehen. Ich habe eine Kopie, das soll genügen. Und Sie haben jetzt auch eine.«
    Er zeigte auf das Blatt.
    »Ein hochinteressanter Brief, nicht wahr? Die Verbindungen zu Cook und Banks, das einmalige Objekt... Und außerdem war er nach Lincolnshire adressiert, Banks’ Grafschaft. Alles sehr viel versprechend. Eines allerdings... ›Ich möchte bei meiner Rückkehr nicht erleben, dass dein kleiner Vulpes ihn mir entrissen hat!‹ Was halten Sie davon? Konkurrenz für den Vogel?«
    Ich zuckte die Schultern. » Vulpes heißt Fuchs - wahrscheinlich meint er jemanden, der schlau ist und ein bisschen räuberisch. Es klingt liebevoll, wie er das sagt, finden Sie nicht? Ich habe mich gefragt, ob es sich vielleicht um einen Verehrer seiner Schwester handelt, jemand, der um sie herumstrich, während er weg war.«
    »Ein Verehrer. Ein Liebhaber...« Er spielte mit dem Gedanken. »Hm, ja. Interessant...« Seine Augen umwölkten sich gedankenvoll hinter den Brillengläsern, aber gleich darauf trug er wieder seine unerschütterliche Miene zur Schau und erzählte mir, wie ihn der Ainsby-Brief erst nach London und dann nach Stamford geführt hatte. Doch in Stamford hatte er eine Niete gezogen. Keine Spur von den Ainsbys, keine Spur vom Old Manor, kein ausgestopfter Vogel. Und keine Spur von Anderson.
    »Das hat mich am meisten beunruhigt«, vertraute er mir an. »Ich dachte mir, wenn ich nicht da bin, wo Anderson ist, dann bin ich am falschen Ort. An meinem vierten Tag hier ist mir dann im The George ein Mann aufgefallen.« Er nahm eine Karte aus seiner Brieftasche.
    Edward Smith
Diskretion garantiert
63 North Hill Road, London N17
    »Dieser Smith arbeitet für Anderson, das hat er auf etwas Druck hin schnell zugegeben. Scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein. Hat angedeutet, das Ganze sei mehr oder weniger schon gelaufen. Aber trotzdem: Nachdem ich ihn kennen gelernt hatte, war mir wohler. Und noch wohler wäre mir, wenn ich wüsste, wo Anderson ist.«
    »Was macht Smith hier?«
    Potts zuckte die Schultern.
    »Fährt früh weg, kommt spät zurück. Mit seinem Auto. Einmal wollte ich ihm folgen, aber er muss mich gesehen haben. Sechseinhalb Stunden sind wir in der Grafschaft herumgekurvt. Die Straßen hier - o Gott!«
    Er lehnte sich zurück und sah mich freundlich an.
    »Ohne Smith hätte ich längst aufgegeben, denn wenn hier etwas zu finden ist, dann finde ich es nicht, und das Wetter ist eine Katastrophe. Aber an dem Punkt kommen Sie ins Spiel. Wir können doch genauso gut offen miteinander reden.« Er beugte sich verschwörerisch und fast ein wenig verlegen vor. »Sie haben Recht, Mr. Fitzgerald: Die Sache liegt nicht auf meiner Linie. Aber ich bin ungeheuer scharf darauf, den Vogel zu finden, bevor Anderson es tut. Ich schlage Ihnen deshalb Folgendes vor: Sie beschaffen mir den Vogel, und dann gehen wir zusammen zu Staest. Sie können ruhig mit ihm direkt verhandeln. Alles, was ich verlange, ist

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