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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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ein kleiner Anteil, sagen wir fünf Prozent. Als Vermittlungsgebühr, wenn Sie so wollen.«
    Da dämmerte mir allmählich, was Potts mit seinem onkelhaften Benehmen in Wahrheit bezweckte. Die nächsten zwanzig Minuten fragte er mich sehr behutsam und überaus höflich über den Verbleib des Ulieta-Vogels aus. Er hätte dafür nicht halb so viel Zeit investieren müssen, aber wie Anderson schien er nicht glauben zu wollen, dass ich so wenig wusste. Nicht einmal mein leeres Glas konnte seinen Fragen Einhalt gebieten, bis ich schließlich darauf bestand, an die Bar zu gehen und mir noch ein Pint zu holen. Er selbst wollte nichts mehr trinken, und als ich zurückkam, zwängte er sich gerade in seinen Regenmantel. Er gab mir die Hand.
    »Denken Sie an meine Worte, Mr. Fitzgerald. Mein Job hier ist, den Vogel vor Anderson aufzuspüren. Sollten Sie aber schneller als wir beide sein, vergessen Sie nicht, dass ich Ihnen gern helfe, einen Höchstpreis dafür herauszuschlagen.«
    Als er weg war und ich schweigend mein Pint trank, war ich mir sicher, dass bei der ganzen Sache irgendetwas im Spiel war, was ich nicht ganz begriff. Potts war zwar durchaus erpicht darauf, den Vogel an sich zu bringen, aber wie Anderson schien es ihn nicht allzu sehr zu kümmern, ob er etwas daran verdiente. Ging es den beiden wirklich nur darum, Ted Staest einen Gefallen zu tun? Wie viel war das Wohlwollen eines kanadischen Milliardärs wert? Oder war ich hier auf dem Holzweg? War der Vogel so unvorstellbar wertvoll, dass sie mich gern meinen Preis nennen ließen, weil sie wussten, dass ich mir seinen wahren Wert auch nicht annähernd vorstellen konnte? Ich überprüfte diese Theorie eine Weile und verwarf sie dann. Der Vogel konnte einfach nicht so viel wert sein. Es sei denn, diese DNA-Geschichte war sehr viel lukrativer, als ich dachte.
    Vor mir auf dem Tisch lagen die beiden Prospektestapel, Potts’ und meiner. Ich sah sie noch einmal durch - andere Anhaltspunkte hatte ich schließlich nicht.
    Erst viel später, als ich die Prospekte einstecken wollte, stieß ich wieder auf die Kopien, die ich im Natural History Museum für Katya gemacht hatte, die beiden Blätter über Joseph Banks’ Geliebte. Ich sah mich um. Es war noch warm im Raum, und die Bar war noch besetzt. Es wäre schade gewesen, schon schlafen zu gehen. Also nahm ich wieder Platz und las die Kopien erst jetzt genauer.
     
     
     
    Der Tod ging um auf der Endeavour , als sie sich endlich heimwärts wandte. Nachdem sie Batavia verlassen hatten, schien die Luft von Fieber erfüllt zu sein, und fast täglich verloren sie Leute. Beinahe wäre Banks selbst unter ihnen gewesen, und auch Solanders Gesundheit war angegriffen. Dreiundzwanzig Mann starben zwischen Batavia und dem Kap der Guten Hoffnung, und als das Schiff atlantische Gewässer erreichte, waren Parkinson, Monkhouse und Molineux tot und mit ihnen ein Drittel der Besatzung. Die Überlebenden blickten nordwärts und hofften, die Heimat wiederzusehen.
    Doch die letzten Tage einer Reise können die schwersten sein. Auf See hatte sich jeder an eine Ordnung zu halten, hatte klar umrissene Pflichten zu erfüllen. Man kannte die täglichen Abläufe, man hatte seine Befehle, und man hatte zu jeder Zeit ein Ziel vor sich. Doch als das Land näher rückte, schmolzen diese Gewissheiten dahin, und für manch einen versprach die Rückkehr schwierig zu werden. Je näher sie dem Ärmelkanal kamen, desto häufiger hielten die Männer in ihrer Arbeit inne und suchten den Horizont ab. So auch Banks. Schon jetzt, lange bevor sie London erreichten, wusste er, dass die Rückkehr von großer Tragweite sein würde. Sie hatten Dinge gesehen und aufgezeichnet, welche die Vorstellungen derer, die sie ausgesandt hatten, weit überstiegen. Er brachte eine Sammlung mit - Tiere, Pflanzen, Artefakte -, wie man sie nie zuvor gesehen hatte. Und er war zu jung, um die Vorfreude auf den Triumph nicht zu genießen, war zu sehr Mensch, um sich dadurch nicht ein wenig zu verändern.
    Trotz allem aber war er unruhig. Er beneidete Cook, weil die Reputation des Mannes aus Yorkshire gesichert war, und er beneidete ihn um die Ehefrau, die zu Hause auf ihn wartete, darum, dass er so unerschütterlich wusste, wo er hingehörte. Was ihn selbst anging, so merkte Banks, dass sich die Bilder der Heimat, die ihm in der Südsee so teuer gewesen waren, kaum merklich veränderten, je mehr er sich der Realität näherte.
    Es fiel ihm leicht, sich vorzustellen, wie er in den

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