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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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Burnett. Verstehst du?<
    »Aber Burnett hört nicht mit N auf.«
    »Dieser Brief...« Sie sah sich hilflos um. »In welchem Buch war der noch gleich? Der Brief, den Kapitän Cook zu Anfang seiner zweiten Reise geschrieben hat. Von einer Frau, die sich als Mann ausgegeben hat. Erinnerst du dich?«
    Ich erinnerte mich an den Brief, sah aber nicht den Zusammenhang.
    »Burnett. So nannte sich die Frau doch. Mr. Burnett.«
    Ich war erst überzeugt, als wir nach oben gegangen waren und das Buch herausgesucht hatten. Katya hatte Recht gehabt.
    Drei Tage vor unserer Ankunft verließ ein Mann des Namens Burnett die Insel. Er hatte etwa drei Monate auf Mr. Banks’ Ankunft gewartet; erst sagte er, er sei wegen der Wiederherstellung seiner Gesundheit hier, dann sagte er, seine Absicht sei es, mit Mr. Banks zu reisen, zu einigen sagte er, er sei diesem Herrn unbekannt, zu anderen sagte er, er sei auf dessen Geheiß gekommen, da man ihn in England nicht mehr an Bord habe nehmen können. Als er erfuhr, dass Mr. Banks nicht mit uns reiste, ergriff er die erste sich bietende Gelegenheit, die Insel zu verlassen. Er war von seinem Äußeren her ein eher gewöhnlicher Mensch und verbrachte seine Zeit mit Botanisieren etc. - Jeder Teil von Mr. Burnetts Betragen und jede seiner Handlungen deuteten darauf hin, dass er eine Frau war, ich bin keiner Person begegnet, die Vermutungen gegenteiliger Natur gehegt hätte.
    »Was sagst du dazu?«, fragte sie triumphierend.
    »Schwer zu sagen. Könnte auch Zufall sein.<
    »Und sieh mal, da.« Katya nahm das Blatt, das ich auf den Tisch gelegt hatte. »Ihr Vater ist gestorben, als Banks unterwegs war. Es könnte doch sein, dass sie und Banks aus Gründen der Diskretion einen anderen Namen für sie benutzt haben, als sie seine Geliebte wurde. Das würde einleuchten. Und von Burnett zu Brown ist es nicht so weit.«
    Ich lehnte mich zurück und betrachtete sie, bevor ich antwortete. »Das wird denen an der Universität aber nicht gefallen«, sagte ich. »Wir müssen noch mal nach Lincoln. Wann kannst du los?«
     
    Wir fuhren durch das graue Licht eines Tages, der gar nicht richtig anzufangen schien, nach Norden. Die Ebene um Lincolnshire glitt in diversen Ocker- und Brauntönen vorüber. Die meiste Zeit schwiegen wir, während der Motor sich heiser abmühte, und fühlten uns durchaus wohl dabei, dass jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Ich fragte mich, wie viel Zeit uns noch blieb, bis wir diese wenig aussichtsreiche Jagd aufgeben und ins wirkliche Leben zurückkehren mussten. Ich brach bereits Brücken hinter mir ab, die ich später wahrscheinlich noch brauchen würde, aber solange dieses seltsame Intermezzo dauerte, war es einfacher, nicht an die praktischen Dinge zu denken, die ich hinter mir gelassen hatte. Katyas Gedanken schienen in eine ähnliche Richtung zu gehen, denn nach langem Schweigen fing sie plötzlich an zu lachen.
    »Kaum zu glauben, was?«
    Ich nickte. »Ja. Wir sind ganz schön verrückt.«
    Sie lächelte nur und berührte meinen Arm, doch als ich sie ansah, war sie schon wieder in Gedanken und schaute auf die weiten Felder hinaus.
    Wir kamen mitten am Nachmittag an, aber es schien schon später zu sein. Die Lampen im Hotel brannten bereits, und die Wärme drinnen versprach sofortige Behaglichkeit. Verträumtes Klavierspiel perlte aus der holzgetäfelten Bar herüber, und dem Geruch nach musste irgendwo ganz in der Nähe ein Holzfeuer brennen. »Wow!«, sagte Katya. »Schön. Und sehr englisch. Ob ich mir das leisten kann?«
    »Das geht auf mich. Wenn wir den Vogel finden, zieh ich’s von deinem Anteil ab.<
    Sie sah mich an, widersprach aber nicht. Das war noch so etwas, das ich nur zu gern losließ, eine Rechnung, mit der ich mich später befassen würde.
    Wir checkten ein, brachten unsere Taschen auf die Zimmer und gingen dann durch die Straßen, damit Katya sich orientieren konnte. Es war Samstagabend und ruhig in der Stadt, aber inzwischen war es dunkel geworden und bitterkalt. Nach dem trüben Winterlicht war die Nacht fast eine Wohltat. Altmodische Laternen erleuchteten die Gassen um die Kathedrale, und was noch geöffnet war - ein Café, eine Buchhandlung, ein Restaurant -, warf einen einladenden Lichtschein auf das Kopfsteinpflaster. Wir schauten nach oben. Die Kathedrale zeichnete sich gegen den Himmel ab, die Wolkendecke darüber war aufgerissen, und man sah Sterne durchblinken. Es würde Frost geben.
    An der Kathedrale angelangt, hörten wir Orgelmusik.
    »Wollen

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