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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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Finchley von ihnen gehört hat, hätte er dann nicht geschaut, dass er sie in die Finger kriegt?«
    Gabriella nickte, die Hände noch um ihre Tasse gelegt.
    »Sollte man meinen, nicht wahr? Nur sind nie irgendwelche anderen Roitelets aufgetaucht. Es gibt nur diese Gerüchte. Wenn irgendein Sammler sie ergattert hätte, dann müsste die Kunstwelt doch davon wissen. Es sieht auch so aus, als hätte sich Finchley bewusst nicht näher dazu geäußert, wo er den Vogel gefunden hat und wem er gehört hat. Fast als wollte er seinen Freund damit ärgern. Also können die Bilder immer noch irgendwo sein. Und ein Weg, sie zu finden, würde über den Vogel führen.<
    »Man wollte mich also benutzen, um die Bilder aufzuspüren.« Das ergab einen Sinn, und der gefiel mir nicht besonders.
    »Nicht benutzen, Fitz. Karl wusste, dass du an der Sache interessiert sein würdest, und er wollte dir das Geld für den Vogel gern überlassen. Er hat etwas entdeckt, das ihm verraten könnte, wo er sich befindet.<
    »Ich weiß. Einen Brief.« Ich sah sie an. »Was du mir da erzählt hast - diese Gerüchte über verschollene Bilder -, klingt alles ein bisschen vage, findest du nicht? Anderson ist Geschäftsmann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für so etwas Geld ausgibt. Seine Chancen, überhaupt auf irgendetwas zu stoßen, müssen minimal sein.<
    »Zwölf Bilder von Roitelet, Fitz. Wenn sie nur halb so gut sind wie die bekannten, wären sie immer noch eine Sensation. Und wenn jedes für hunderttausend Dollar verkauft wird... Na, du kannst es dir ja ausrechnen. Die ganze Mappe, als Sammlung, wäre wahrscheinlich noch mehr wert. Die Sache hat nur einen Haken.«
    »Und welchen?«
    »Karl hat Probleme, den Vogel zu finden.«
    Mein Herz machte einen Satz. »Was für Probleme?«
    »Er erlebt immer wieder Rückschläge.« Gabriella beugte sich ein wenig näher zu mir, ernst und eindringlich; schön auf eine Art, wie man sie in den Cafés von Bayswater normalerweise nicht findet. »Es hängt mit einem Hausverkauf zusammen. Karl hat die Spur des Vogels bis zu irgendeinem großen Haus verfolgt, das nach dem Krieg abgerissen wurde. Er dachte schon, er wäre am Ziel, aber der Vogel war nicht da, wo er ihn vermutet hat. Jetzt gehen seine Leute noch mal alle Verkaufsunterlagen durch, um herauszufinden, was sie übersehen haben.<
    »Interessant. Weißt du, wo dieses Haus war?«
    »Nein, Karl hat es mir nicht gesagt. Aber ich weiß, dass er im Moment in Lincolnshire ist.« Sie sah auf ihre Hände hinab. »Ist dir eigentlich irgendetwas eingefallen, das dich weiterbringen könnte?<
    Ich beschloss, ihr zu vertrauen. »Hör zu, Gabriella, ich behaupte nicht, ich hätte was Brauchbares gefunden, aber ich habe eine Idee, der ich nachgehen möchte. Es geht um eine Frau, die Joseph Banks als junger Mann gekannt hat. Ich weiß nicht, was sie mit dem Vogel zu tun hatte, aber ich glaube, es gibt da eine Verbindung. Vielleicht kommt auch nichts dabei raus, aber das werde ich ja sehen.<
    »Und wenn du findest, was du suchst?«
    Ich senkte einen Moment lang den Blick. »Erst mal muss ich es finden. Dann können wir darüber reden.«
    Sie lehnte sich zurück und zog die Brauen hoch. »Wer weiß, John, vielleicht steckt doch ein bisschen was von deinem Großvater in dir.« Sie hob die Hände hinter den Kopf, begann, ihr Haar neu festzustecken, und warf mir ein warmes, liebevolles Lächeln zu. »Und da es in deinem Leben niemanden gibt, der eifersüchtig sein könnte, könntest du mich heute Abend eigentlich zum Essen einladen.«
     
    Gabriellas Einstellung zu meinem Großvater hatte mich immer fasziniert. Eigentlich war er ein Mensch von der Sorte, die sie zutiefst verachtete, ein reicher, arroganter Angelsachse, der den Rest der Welt als Erlebnispark betrachtete und nach Tier- und Pflanzenexemplaren ausplünderte, als sei es ein Spiel. Schwer vorstellbar, dass er für ihre überkorrekte Art der Konservierung Zeit gehabt hätte. Trotzdem hatte ich bei Gabriella immer so etwas wie einen widerwilligen Respekt für ihn gespürt. Vielleicht weil beide bereit gewesen wären, ihr Leben ganz in den Dienst der Verwirklichung ihrer Träume zu stellen.
    Mein Großvater Hugh Fitzgerald nahm sich schon früh eine Frau. Der Krieg hatte ihn gezwungen, seine Pläne hinsichtlich des afrikanischen Pfaus auf Eis zu legen, und nach vier Jahren an der Westfront lernte er meine Großmutter kennen, eine ziemlich scheue Siebzehnjährige, zwölf Jahre jünger als er. Wenn nicht gleich

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