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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Salzkräcker in den Müll geworfen, weil sie ihr auf den Boden gefallen waren, und ich bin deswegen total ausgerastet, habe sie furchtbar angebrüllt, hätte ihr am Ende vielleicht sogar noch eine runtergehauen, wenn mich die anderen nicht zurückgehalten und wieder beruhigt hätten. Ich habe mich später bei ihr entschuldigt.
    Scheiße, wann kommt denn endlich jemand, um uns rauszuholen? Wie lange hocken wir jetzt schon hier unten, ein paar Tage? Nicht mal das weiß ich mehr. Das ist doch das Letzte. Wenn das hier vorbei ist, bekommt aber der eineoder andere was von mir zu hören, und ein gerichtliches Nachspiel wird die Sache auch haben. Ernsthaft, das kann doch wohl nicht wahr sein?
     
    Einige Stunden nach dem letzten Eintrag
    Ich habe längere Zeit neben Ruben gesessen und ihm aus einem Taschenbuch vorgelesen, das in seinem Schreibtisch lag, für den Fall, dass er irgendwie hören kann. Vielleicht wollte ich damit aber auch nur das Geräusch ausblenden, das aus der Kammer dringt.
    Dann, keine Ahnung, warum, bin ich aufgestanden und nach hinten gegangen. In die Kammer. Hab lange dagestanden und in den Riss/die Öffnung gestarrt. Es ist ein wunderschöner Anblick, und noch etwas kommt hinzu: Wenn man hineinschaut, ist das Geräusch gar nicht so schlimm. Werde Graham den Tipp geben, das auch mal auszuprobieren, weil ich glaube, dass ihm das auch gefallen könnte.
     
    Schätzungsweise einen Tag später
    Ziemlich gereizte Stimmung zwischen den Leuten hier unten, wie wohl nicht anders zu erwarten, da wir auf so engem Raum zusammengepfercht sind. Ich komme mit dem Rest der Gruppe überhaupt nicht klar. Kann es kaum erwarten, endlich hier rauszukommen und keinen von denen je wiederzusehen. Vorhin schon wieder eine heftige Auseinandersetzung (die dritte oder vierte), ich allein gegen fast alle anderen, nur Graham und Kurson haben zu mir gehalten.
    Ein paar der Typen haben sich zusammengetan und allen Ernstes verlangt, dass wir nicht mehr in die Kammer gehen, um uns das Geräusch aus der Nähe anzuhören. Es verändert uns, behaupten sie, angeblich stiften wir seitherlaufend Unfrieden. Aber es liegt wohl kaum allein an UNS, dass es hier ständig Krach gibt, von wegen. Also, netter Versuch, Leute, aber ihr könnt mich alle mal. Ich sollte mich wirklich nicht so in Rage bringen lassen.
    Das Geräusch empfinde ich inzwischen als ausgesprochen beruhigend. Es ist der einzige Grund, warum ich hier unten noch nicht den Verstand verloren habe. Wann kommt endlich Hilfe?
     
    Schwer zu sagen, wie viel Zeit vergangen ist, einen Tag später, glaube ich
    Ich habe ein ganz komisches, beschissenes Gefühl wegen Ruben Ward, will es aber lieber nicht zu Papier bringen.
    Außerdem muss ich zugeben, dass ich zunehmend unter Konzentrationsstörungen leide, und als ich heute drüben in der Kammer war, hat mein Arm etwa eine Stunde lang gezittert. Aber an dem Geräusch kann das nicht liegen. Es gefällt mir wirklich immer besser.
     
    Sehr viel später
    Ich habe das Gefühl, dass Ruben nur simuliert. Dass er anfangs natürlich wirklich bewusstlos war, sich inzwischen aber bloß verstellt, um sich aus dem ewigen Gezänk heraushalten zu können und nicht für mich gegen dieses Drecksgesindel Partei ergreifen zu müssen. Wenn das stimmen sollte, fände ich das wirklich das Letzte. Eben habe ich noch versucht, ihn aufzuwecken, habe ihm sogar ein paarmal ins Gesicht geschlagen. Dann haben mich mehrere von denen von ihm weggezerrt (logisch, wenn er heimlich auf ihrer Seite ist, der elende Feigling). Jetzt sitze ich draußen im Flur bei der Kammer und schreibe das hier.
    Nur die Stimmen aus dem Portal (so nennen wir es inletzter Zeit, Portal, das ist ein sehr passender Name dafür, finden wir) bieten mir Trost.
    Ich werde mich bemühen, diese Leute zu tolerieren. Aber ich würde ihnen keine Träne nachweinen, wenn sie alle von einem gottverdammten Bus überfahren würden.
     
    Viele, viele Stunden (vielleicht einen Tag oder länger) später
    Warum? Warum macht ihr das? Das ist doch überhaupt nicht nötig.
    Graham und Kurson und ich waren lange in der Kammer, und als wir zum Raum zurückkamen, stellten wir fest, dass die anderen die Tür von innen mit einem der Schreibtische verrammelt hatten. Graham hat sich sehr darüber aufgeregt, zu Recht, und hat versucht, das Fenster einzuschlagen, aber das Polycarbonat ist sehr robust.
    Kein Witz, am liebsten würde ich die ganze Bande umbringen, und Graham geht es genauso. Kurson nickt nur wortlos. Ist er

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