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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Lichtkräusel, die am Boden von Schwimmbecken zu sehen sind. Muss zugeben, dass ich Angst habe, in das Licht hinauszutreten, weiß einfach nicht, was es ist, was sich da hinten in der Kammer befindet.
    Aber neugierig bin ich auch, keine Frage. Wir gehen jetzt raus. Dave.
     
    Eine Stunde nach dem letzten Eintrag
    Der Interaktionspunkt in der Mitte der Kammer ist fort. Die gesamte technische Anlage, und auch die Magneten, einfach fort, als hätten sie nie existiert. Ein Teil des Fußbodens, auf dem alles gestanden hat, ist ebenfalls weg. Eine Art Krater befindet sich dort, aber nicht wie von einer Explosion, sondern eher so, als hätte ein Riese ihn mit einem Winkelschleifer in den Boden gefräst. In der Mitte ist er etwa dreißig Zentimeter tief und flacht nach außen zu den Rändern hin mit einem Radius von, keine Ahnung, sechs Metern ab.
    Über dem Krater, genau an der Stelle, wo sich früher der Interaktionspunkt befunden hat, zieht sich ein Riss, anders kann ich es nicht nennen, mitten durch die Luft. Er hat die Form eines liegenden Ovals, gut drei Meter breit und in der Mitte etwa einen Meter hoch, und ist erfüllt von violettem und blauem Licht, das um die Ränder herumzüngelt wie kleine Flämmchen. Wenn man in den Riss hineinschaut und dabei vor und zurück und zur Seite tritt, merkt man, dass man in eine Tiefe blickt, in eine Öffnung. Es ist, als würde man durch die Klappe eines tiefen Kohleofens schauen.
    Graham und ich haben gerade, nachdem wir die Leiche vor die Kammer getragen hatten, ewig lange davorgestandenund hineingeschaut. Dann ist Graham um den Riss herumgegangen und hat aufgeregt nach mir gerufen. Ich bin zu ihm gegangen, und jetzt wird es richtig verrückt, der Riss ist von der anderen Seite aus nicht zu sehen. Er verschwindet, sobald man an ihm vorbeigeht, dann ist nur noch die leere Luft über dem Krater zu sehen. Genau an der Kante kann man noch die blau-violetten Flämmchen sehen, die aus der Öffnung züngeln, aber einen Schritt weiter ist nichts mehr zu sehen.
    Das Geräusch ist auch noch da, anders inzwischen, so wie sich auch das Licht verändert hat. Ich kann es immer noch nicht richtig beschreiben, höchstens   … dass es sich nach Stimmen anhört. Es sind natürlich keine, aber daran fühlt man sich erinnert. An Stimmen, deren Gesang aus der Öffnung dringt. Das Geräusch hat etwas Ungutes. Es schlägt einem richtiggehend auf die Stimmung. Keine Ahnung, wieso genau, aber man fühlt sich auf einmal sehr unwohl, auf vielfältige Weise. Graham hat das ebenfalls gespürt, und als wir zum Raum zurückkehrten, hatten die anderen die Tür inzwischen wieder geschlossen. Weil sie das Geräusch aussperren wollten, wofür sie sogar in Kauf nahmen, dass der Gestank nicht abziehen konnte. Ich sagte ihnen, sie hätten richtig gehandelt.
    Seither sitze ich hier und zermartere mir den Kopf darüber, was wir da erschaffen haben. Was zum Teufel ist das? Immer wieder kommen mir all die theoretischen Gebilde in den Sinn, deren experimentellen Beweis, so dachte ich, wir erst in Hunderten von Jahren erbringen können, Wurmlöcher und dergleichen. Aber da will ich jetzt lieber keine Vermutungen anstellen. Um später nicht dumm dazustehen. Dieses Phänomen muss von Experten aller Fachrichtungen untersucht werden, muss vermessen und getestet werden.Daten zuerst, Theorien später. Trotzdem, wow. Wow zum Quadrat, wie Ruben sagen würde.
    Mir ist gerade aufgefallen, dass ich das Geräusch immer noch hören kann, trotz der geschlossenen Tür. Vielleicht weil ich jetzt weiß, wonach ich die Ohren spitzen muss.
     
    Einen halben Tag oder so nach dem letzten Eintrag
    Ich bin draußen im Flur aufgewacht, ganz hinten, wo er sich zur Kammer hin erweitert. Wie ich dahin gekommen bin, ist mir unerklärlich, aus freien Stücken wäre ich dort nie und nimmer hingegangen. Beim Aufwachen habe ich heftig gezittert, konnte das Geräusch aus der Öffnung körperlich spüren, als würde es in mich eindringen und meine Knochen zum Summen bringen. Bin schnell aufgestanden und habe festgestellt, dass auch Graham und der dicke Typ, der für ihn arbeitet, Kurson heißt er, glaube ich, ganz in der Nähe lagen und schliefen. Als ich sie weckte, waren sie genauso verblüfft wie ich und konnten sich nicht erklären, wie sie hergekommen waren.
    Wir sind wieder in den Raum zurück und haben die Tür geschlossen, aber irgendwie stand ich weiter unter Strom. Eine Frau vom Energieministerium, irgendeine Assistentin, hat ein paar

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