Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee

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Vorschein kam, egal ob federleicht oder tonnenschwer, konnte auf diese Weise sicher aufgefangen werden.
    In dem Glascontainer waren Kameras installiert, die aus zwei Richtungen auf die Pforte gerichtet waren. Sicherlich wurden die Aufnahmen von einer der oberhalb B51 gelegenen Etagen aus Tag und Nacht überwacht, sodass dieser Raum nur betreten werden musste, wenn wieder etwas aus dem Portal zum Vorschein kam.
    «Bestimmte Entitäten tauchen immer wieder auf», sagte Paige. «Es gibt zwanzig verschiedene, die schätzungsweiseneunundneunzig Prozent des Ausstoßes ausmachen. Einige davon befinden sich hinter Ihnen.»
    Travis riss seinen Blick von dem Portal los und drehte sich um. Auf einer weißen Tafel an der Wand stand vermerkt: NÄCHSTE NEUARTIGE ENTITÄT ERHÄLT DIE NUMMER 0697. Auf Stahlregalen unter der Tafel und links davon waren einige Duplikate von drei verschiedenen Objekten aufgereiht. Bei einem handelte es sich um eine Art Schnur, leuchtend weiß und etwas dicker als Zahnseide. Die Enden der etwa dreißig Zentimeter langen Schnüre waren unter Briefbeschwerer geklemmt, weil sie sonst davongeschwebt wären. So schwebten sie träge auf halber Höhe dahin, weder schwerer noch leichter als Luft, als wären sie von der Schwerkraft nicht betroffen. Im Regalfach darunter lagen einige rosarote Kristalle, etwa so lang und so dick wie Finger. Irgendwelche Auffälligkeiten vermochte Travis an ihnen nicht zu entdecken. Darunter, auf dem untersten Bord, lagen zwei Exemplare des Objekts, das Bryce beschrieben hatte. Grüne Lappen. Travis ging in die Hocke, um sie sich näher anzusehen. Sie lagen relativ flach da, nur von einigen messerscharfen Falten durchzogen, die an verhärtete Adern erinnerten. Als wäre das Material unter Vakuumdruck an die Oberfläche gezogen worden.
    «Versuchen Sie mal, einen aufzuheben», sagte Paige.
    Travis versuchte es. Er griff nach dem vorderen wie nach einem Waschlappen, umfasste ihn mit der ganzen Hand, um ihn aufzuheben. Es glich dem Versuch, ein Stück aus der Regalfläche hochzuheben. Der Stoff ließ sich nicht bewegen. Er umfasste die Ecke des Lappens mit Daumen und Zeigefinger und stellte fest, dass er sie etwa zwei Zentimeter anheben konnte. Dann aber warSchluss, das Gewebe war einfach zu schwer. Kurz fragte er sich, wie die Techniker diese Dinger von A nach B bewegten, und da fiel ihm ein Kettenzug auf Rädern ganz in der Nähe auf, mit einem Hebearm, der am Ende mit einer Schraubklemme versehen war. Die Vorrichtung, die sonst dazu diente, Motorblöcke aus Autos zu heben, kam mit dem ungeheuren Gewicht dieser Lappen vermutlich gerade noch klar.
    «Bryce war also nicht verrückt», sagte Travis.
    «Nicht in diesem Fall.»
    Sie nahm einen der rosa Kristalle aus dem mittleren Regalfach.
    «Sowenig wir sonst über das Ganze wissen», sagte sie, «eins steht fest: In technologischer Hinsicht sind uns jene, die sich am anderen Ende der Pforte befinden mögen, so weit voraus wie wir dem Javamenschen.»
    Sie ließ den Kristall aus Schulterhöhe fallen. Er fiel auch. Auf dem letzten halben Meter aber verlangsamte sich sein Fall, bis er schließlich einen Zentimeter über dem Boden in der Luft verharrte. Scharfe kleine Lichtstrahlen schossen heraus, fielen auf den Boden. Das Objekt schien seine Position und Rotation zu messen. Nach einer Sekunde erlosch das Licht, und das Ding landete mit einem
Ting
auf dem Boden. Das Geräusch hallte durch den ganzen Raum.
    «Alles, was herauskommt, stellt uns vor neue Rätsel», sagte Paige. Sie deutete mit dem Kopf auf die grünen Lappen. «Die besten Stoffwissenschaftler der Welt haben dieses Gewebe mit hochspezialisierten Mikroskopen untersucht, die in der Lage sind, einzelne Atome zu isolieren. In Erfahrung gebracht haben sie dabei nichts. Überhaupt nichts, in über dreißig Jahren Forschung. IhrenAussagen zufolge besteht das Material anscheinend nicht mal aus Atomen. Sie haben ihm den Spitznamen ‹Quark-Gitter› gegeben, aber das ist nur eine wilde Vermutung, keine verifizierbare These, und dürfte fast sicher falsch sein.»
    Travis schaute unwillkürlich wieder zum Portal.
    «Ein- oder zweimal im Monat», sagte Paige, «kommen Dinge heraus, die entweder selten oder sogar einzigartig sind. Wie zum Beispiel das Flüstern. Ihre Funktionsweise bleibt uns ein Rätsel, aber es gelingt uns in der Regel, ihren Zweck zu erraten. Nicht immer, aber meistens. Manche erweisen sich als nützlich, wie etwa die medizinischen Geräte, mit denen ich in den