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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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entschieden, die Tür zu öffnen und jemanden loszuschicken, der nachsehen soll, ob der Aufzug noch funktioniert. (Das übernehme ich.) Er ist etwa zehn Meter weiter von der Kammer entfernt als dieser Raum, vielleicht, möglicherweise, ist er ja gar nicht betroffen. Gruselig, die Tür zu öffnen, vielleicht ist ja die Luft im Flur irgendwie vergiftet, obwohl ich nicht weiß, wie das passiert sein sollte. (Aber was können wir hier unten jetzt noch irgendwie wissen?)
     
    Ca. anderthalb Stunden nach dem letzten Eintrag
    Wir haben eine halbe Stunde gebraucht, bis wir die Tür aufbekamen. Weil der Stahl an mehreren Stellen des Türrahmens wie festgeschweißt war. Wäre die Tür passgenauer in den Rahmen gefügt gewesen, wäre sie gänzlich mit ihm verschmolzen, dann hätten wir hier in der Falle gesessen. Das Fenster in der Tür hätten wir nie und nimmer einschlagen können, es besteht aus fünf Zentimeter dickem Polycarbonat.
    Aber gebracht hat es auch so nichts. Ich bin zum Aufzuggegangen, er ist mausetot. Die Flaschenzüge sind vermutlich festgeschmort, da würde auch keine Stromzufuhr mehr helfen.
    Als ich im Flur war, konnte ich bis in die Kammer schauen, wegen des Lichts aber keine Einzelheiten erkennen. Es ist so hell, dass ich nicht direkt hinsehen konnte, aber aus dem Augenwinkel sah es aus wie ein einzelner Lichtpunkt irgendwo draußen in der Mitte, blendend weiß. Auf meiner Haut hat es sich angefühlt wie Sonnenlicht, vielleicht sogar noch etwas wärmer, was mir Angst einjagt. Ich bin schnell in den Raum zurückgekehrt.
    Aus der Kammer dringt auch ein Geräusch, sehr leise, ich bilde es mir vielleicht nur ein, aber das glaube ich nicht. Schwierig zu beschreiben, ein bisschen wie das Sirren einer Stimmgabel irgendwie. Als ich wieder im Raum war, konnte ich es durch die geschlossene Tür nicht mehr hören.
    Irgendwer muss uns bald zu Hilfe kommen. Ruben ist noch immer bewusstlos. Mir geht pausenlos durch den Kopf, welche Vorsichtsmaßnahmen ich in all den Jahren, während die Anlage errichtet wurde, hätte empfehlen können. Vielleicht einen Rettungssanitäter hier unten, wenn schon sonst nichts anderes. Hätte bloß niemals vermutet, dass so etwas wie jetzt passieren könnte, was auch immer genau passiert sein mag. Ich übernehme die volle Verantwortung für das weitere Geschick dieser Menschen. Hier schreibt übrigens immer noch Dave.
     
    Fünf bis sieben Stunden nach dem letzten Eintrag
    Ich bin eingenickt. Minister Graham hat mich geweckt, und da ist mir aufgefallen, dass sich das Licht im Flur verändert hat. Es ist viel schwächer jetzt und nicht mehr weiß, sondern blau. Alle sind mit den Nerven am Ende, ich eingeschlossen.Warum ist eigentlich noch niemand da, um uns hier unten endlich rauszuholen?
    Ruben weiter bewusstlos. Ob er möglicherweise im Koma liegt, keine Ahnung. Porters Leichnam mittlerweile leicht aufgedunsen, übler Geruch, der uns in diesem Raum ohne Lüftung sehr zu schaffen macht.
    Ich bin extrem sauer, so viel steht fest. Es mag unprofessionell sein, und vielleicht reiße ich diese Seiten später auch heraus, aber jetzt im Moment habe ich eine Stinkwut und muss mir einfach Luft machen. Ruben Ward ist mein bester Freund und einer der klügsten Köpfe auf der Welt, er kann der Wissenschaft noch so viele wertvolle Impulse geben, und jetzt erleidet er womöglich irreparable Hirnschäden, weil diese verdammten Arschgeigen da oben was genau treiben? Sitzen die gerade beim Essen und müssen erst einen Termin abstimmen, wann sie eine Konferenz darüber abhalten, wie sie uns hier genau rausbekommen wollen? Das ist unfair und unsachlich, schon klar, sicher haben die da oben alles im Griff und leiten alle notwendigen Schritte ein, aber ich bin mit den Nerven am Ende und einfach nur stinkwütend. Hier drinnen mieft es unerträglich nach Verwesung, aber wir haben Angst, den Raum zu verlassen. Wüsste ja zu gern, was es genau mit diesem Licht auf sich hat, das aus der Kammer dringt. Dave.
     
    Zwölf Stunden nach dem letzten Eintrag, geschätzt
    Der Gestank ist nicht mehr auszuhalten. Graham und ich haben uns bereit erklärt, die Leiche auf den Flur hinauszuschaffen, vielleicht sogar ein Stück näher bei der Kammer abzulegen. Danach, darüber haben wir abgestimmt, soll die Tür eine Weile offen bleiben, damit der Raum auslüften kann, falls das hier unten überhaupt geht.
    Das Licht ist mittlerweile etwas schwächer und violett und lässt Kräusel durch den Flur schillern, ähnlich wie die

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