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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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der Person spielt. Ihr zu einer schmerzlichen Einsicht in eine alte Wunde verhilft, zum Beispiel. Aus dem Grund vermutlich benutzt es auch immer eine Stimme aus der Vergangenheit der Person, die diese emotional stark berührt. Ansonsten aber haben Sie recht, es wendet sich dann ziemlich rasch seinen eigenen Zielen zu, und die laufen immer auf dasselbe hinaus: so rasch wie möglich so viel Unheil wie möglich auf der Welt anzurichten.»
    «Nett.»
    «All das haben wir schon frühzeitig festgestellt. Die Gefahr war so offenkundig, dass wir überlegt haben, es einfach wegzuschließen und nicht weiter zu untersuchen. Aber dazu war sein potenzieller Nutzen zu groß. Es weiß
alles
. Und auch alles
über
alles. Es weiß, wie viele Grashalme es zurzeit in Kansas gibt, kennt Länge, Winkel und Krümmung jedes einzelnen Halms und weiß, wie sich die Krümmung ändern würde, sollte der Wind nur geringfügig auffrischen. Es kennt Heilmittel gegen Krebs. Heilmittel für alle Krankheiten.»
    «Sie haben es also gefragt, nehme ich an.»
    «Ja, richtig. Wir haben Krebskranke im Endstadium herkommen lassen und es ihnen in die Hand gegeben.Hätte funktionieren müssen, richtig? Aber es funktionierte nicht. Entweder hielt es ihre Bedürfnisse für nicht drängend genug, oder   …» Sie zögerte kurz, atmete dann tief durch und beendete den Satz. «Oder es wollte uns solche Dinge einfach nicht verraten.»
    Travis wartete geduldig, bis sie weitersprach. Sie schaute wieder aus dem Fenster, durchlebte vielleicht gerade noch einmal all die Ängste, die das Ding über die Jahre in ihr ausgelöst hatte.
    «Sie werden sich nicht mehr daran erinnern», sagte sie dann, «aber wenn es vom Hilfsmodus in den Weltvernichtungs-Modus schaltet, verändert sich das Licht.»
    Er erinnerte sich tatsächlich nicht mehr, zweifelte aber nicht an ihren Worten.
    «Unsere Forschung, Aaron Pilgrims Forschung, zielte darauf ab, herauszufinden, wie sich der erste Teil in die Länge ziehen ließ, am besten auf unbestimmte Zeit. Wie man es als Benutzer kontrollieren und davon abhalten könnte, den Modus zu wechseln. Pilgrim war der Einzige, der in dieser Hinsicht je nennenswerte Erfolge erzielte. Er entwickelte die Fähigkeit, es minutenlang im Griff zu behalten. Und schließlich sogar auf unbestimmte Zeit. Es ist ihm gelungen, es zu beherrschen, durch eine Mischung aus Konzentration und   … wer weiß?
Wie
er das hinbekommen hatte, wusste er selbst nicht genau. Jedenfalls war er am Ende in der Lage, es unter Kontrolle zu halten, es dazu zu bringen, so lange mit ihm zu reden, wie er wollte.»
    «Aber ein Heilmittel gegen Krebs», stellte Travis fest, «hat es ihm nicht verraten.»
    Erst nach einer kurzen Pause sagte sie: «Im Nachhinein betrachtet wissen wir eigentlich gar nicht, was es ihmgenau erzählt hat.» Da ahnte Travis, welchen weiteren Verlauf die Geschichte nehmen würde.
    «Es gab keinerlei Warnzeichen. Keine Hinweise darauf, dass etwas mit ihm nicht stimmte. 1995 ist es dann passiert, nachdem er sechs Jahre lang mit dem Flüstern gearbeitet hatte. Er hat das Abwehrsystem von Border Town außer Kraft gesetzt und auf seinem Weg ins Freie acht Sicherheitsleute umgebracht. Er hat drei Entitäten mitgenommen. Zum einen den Unsichtbarkeitsanzug, den Sie heute Morgen für uns wieder sichergestellt haben. Als zweite das Flüstern. Die letzte beschreibe ich Ihnen später. Sie ist sehr wichtig. Ihr Verbleib ist weiter ungeklärt, und sie muss Teil seines Plans sein.»
    «Um Border Town unter seine Kontrolle zu bringen?»
    Sie nickte. «1995 wäre er dazu noch nicht in der Lage gewesen, so ganz allein. In den letzten vierzehn Jahren hat er seine eigene Organisation aufgebaut. Man könnte sie als Tangents dunklen Zwilling bezeichnen.» Mit tiefernster Miene schaute sie ihn an. «In Border Town werden Dinge hinter Schloss und Riegel aufbewahrt, gegen die kein Militär dieser Welt etwas ausrichten kann. Pilgrim weiß, wie sie zu gebrauchen sind. Seine Leute, davon ist auszugehen, wissen das ebenfalls. Wenn er sie irgendwie da hineinbekommt, wenn sie diesen Ort auch nur eine halbe Stunde unter ihre Kontrolle bringen, besteht keinerlei Aussicht mehr, sie zu stoppen. An dem Tag haben sie die Welt in ihrer Gewalt. Und egal welchen verdammten Drecksplan sie umsetzen wollen, sechseinhalb Milliarden Menschen werden ihnen ausgeliefert sein.»
    Noch vor ein paar Tagen hätte Travis so etwas nie für möglich gehalten. Jetzt glaubte er ihr aufs Wort.
    «Aaron Pilgrim

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