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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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wurde zum meistgesuchten Menschenaller Zeiten», sagte Paige. «Die Geheimdienste aller an Tangent beteiligten Nationen haben ihre Ressourcen, ihr Wissen, ihre Mittel gebündelt. Ohne Ergebnis. Jahrelang. Je mehr Zeit verging, ohne dass Pilgrim wieder in Aktion trat, desto mehr Nervosität machte sich breit. Er befand sich irgendwo da draußen und brachte in aller Ruhe die Schachfiguren für das, was er vorhatte, in Stellung. Und das musste irgendetwas Großes sein, nicht wahr? Er verfügte über das Flüstern, das ihm helfen konnte. Er verfügte über alles notwendige Wissen, und da Wissen Macht ist, standen ihm auch Geld und Einfluss in Hülle und Fülle zur Verfügung. Und trotzdem brauchte er Jahre, um für seine Pläne alles vorzubereiten. Sie können sich vorstellen, was für eine Wahnsinnsangst uns das eingejagt hat. Als würde jemand mit einer Steinschleuder hinter einem stehen, der in der Zeit, solange er noch nicht auf einen schießt, immer weiter mit dem Gummiband ausholt. Nachdem die Geheimdienste fünf Jahre lang keinen Schritt vom Fleck gekommen waren, entschied Tangent, dass es lange genug untätig geblieben war.»
    «Sie haben die Jagd selbst aufgenommen», sagte Travis.
    Sie nickte erneut. «Das war um die Zeit herum, als ich bei Tangent angefangen habe, mit zwanzig Jahren. Mein Vater war der Ansicht, dass ich mich lieber mit Forschung befassen sollte, in der sicheren Umgebung von Border Town. Das hatte ich eigentlich auch vor. Aber ich sah, wie wichtig das neue Programm war, das gerade auf die Beine gestellt wurde, und ich wollte meinen Beitrag dazu leisten. Wir haben uns von der operativen Struktur her an der CIA orientiert, mit dem Vorteil aber, dass uns noch die Technologien aus dem Portal zur Verfügung standen.Mit dieser Initiative unsererseits hatte Pilgrim nicht gerechnet, und falls ihm das Flüstern davon berichtet hat, hat es ihm jedenfalls nichts genutzt.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Weil es funktioniert hat. Wir sind ihm nach und nach auf die Spur gekommen. Haben einige seiner Leute eliminiert, sogar ein paar Gefangene gemacht. Sie zum Reden gebracht. Dadurch noch mehr Hinweise erhalten. Einfach so. Haben ihn immer mehr eingekreist.»
    «Konnte Pilgrim nicht einfach in Bewegung bleiben?» Travis hatte die Frage kaum gestellt, als ihm auch schon die Antwort einfiel. «Oh.»
    «Theaterstraße sieben», bestätigte sie mit einem Nicken. «Er hat seinen gesamten Plan um einen einzigen Ort herum konzipiert. Rückblickend hätten wir wohl schon früher auf Zürich oder zumindest die Schweiz tippen können. Wegen der beispiellosen Informationssicherheit. Nirgendwo auf der Welt lässt sich ein großangelegtes, teures Unternehmen diskreter aufziehen. Wir haben die Adresse am 17.   Mai 2005 ermittelt und hätten ihn auch um Haaresbreite dort geschnappt. Er hat so überstürzt die Flucht ergriffen, dass er das Flüstern zurücklassen musste. Zusammen mit einigen seiner Leute. Die wir uns natürlich gegriffen und gehörig ausgequetscht haben. Nahezu alles, was wir über den Ort wissen, haben wir von ihnen erfahren. Sinn und Zweck der Theaterstraße sieben besteht ihrer Aussage nach darin – ich zitiere wörtlich   –, ‹der Beschränkung von Aaron Pilgrims Anspruch auf die Weltherrschaft durch Tangent ein für alle Mal ein Ende zu setzen›. Von ihnen wissen wir auch, dass es mehr ist als bloß ein Gebäude. Nämlich eine Waffe. Eine Waffe, die er drei Stunden später gezündet hätte,wenn wir an jenem Tag nicht gerade noch rechtzeitig gekommen wären, um ihn davon abzuhalten.»
    Schweigen senkte sich herab. Zu hören war nur noch das Brummen der Motoren und das leise Rauschen der Luft, die am Fenster vorbeiströmte.
    «Drei Stunden», sagte Travis.
    «Drei Stunden.»
    «Fällt sehr schwer, das zu glauben.»
    «Ja», sagte Paige.
    «Ist fast schon unmöglich, das zu glauben.»
    «Gewisse Faktoren deuten aber darauf hin, dass es so hätte kommen können. In den letzten Monaten vor diesem Termin waren seine Leute weit umtriebiger als gewöhnlich, besorgten hier und da essenzielle Sachen, von denen manche nur schwer aufzutreiben waren. Daher waren ihre Bewegungen leichter zu verfolgen. Gleichzeitig dürfte Pilgrim klar gewesen sein, dass wir immer näher kamen. Gut möglich also, dass er in Hektik geriet, nicht so umsichtig war wie sonst immer. Das alles hat uns geholfen.»
    «Aber drei Stunden», sagte Travis. «Klar, es läuft schon mal dumm im Leben, aber so extrem dumm läuft es doch

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