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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Glanz an ein boshaftes Grinsen erinnerte. Über sein Headset bekam Travis mit, wie sich die Scharfschützen in den unteren Etagen über ihren Status verständigten. In ihren Stimmen lag eine Anspannung, die neu war. Sie wussten, was Paige und er vorhatten.
    «Wollen Sie das übernehmen?», sagte Paige und deutete auf die reich verzierten Türknäufe.
    Er nickte. Warum nicht? Er legte die Hand an den linken Knauf. Hielt dann inne. Lachte nervös auf. «Mir fällt gerade ein, eigentlich musste er ja nur eine der beiden Türen mit Attrappen versehen.»
    Im Dämmerlicht sah er, dass sie lächelte. Galgenhumor, im wahrsten Sinne des Wortes.
    «Wenn das klappt», sagte er, «finden wir bald heraus, ob Sie mit Ihrer Vermutung über das zweite Verteidigungssystem recht haben.»
    So, wie sie ihr Gewehr umklammert hielt, machte sie nicht den Eindruck, als müsste sie daran erinnert werden. «Wenn das klappt und wenn man da wirklich so leicht hineinkommt», sagte sie, «kann ich mir nicht vorstellen, dass es so was nicht geben soll.»
    Erneut streckte er die Hand nach dem Türknauf aus, hielt aber wieder inne.
    Er senkte den Blick. In der anderen Hand hielt er noch immer den PDA. Die fünf Zeilen schimmerten schwarz auf weiß im Dunkel. Jetzt fiel ihm etwas an ihnen auf. Es war ein ähnliches Gefühl wie draußen neben dem Black Hawk, als er den Reifen angestarrt hatte, ohne die Fußabdrücke daneben anfangs bewusst wahrzunehmen. Die Wörter ergaben tatsächlich einen Sinn. Nicht direkt allerdings. Eher indirekt.
    «Was ist?», fragte Paige.
    Er gab keine Antwort. Um nicht den Faden zu verlieren, während er in Gedanken seiner Eingebung nachspürte.
    Dann erkannte er es. Es war so offenkundig, dass es ihm unbegreiflich erschien, warum sie darauf noch nicht früher gekommen waren.
    «Schauen Sie sich die Anfangsbuchstaben der Wörter an», sagte er dann. «Der Reihe nach.»
    Er hielt das Gerät schräg, damit sie das Display besser sehen konnte. Gleich darauf hörte er, wie sie laut die Luft ausstieß.
    Die erste Zeile: Zentraler Umkehr-Widerstand, axialchromatisches Hebel-System .
    ZUWACHS.
    Auch die folgenden vier Zeilen ergaben vollständige Wörter: Volumen, Bandbreite, Steigerung, Anstieg .
    «Ein Verstärker», sagte Paige. «Das alles sind Aspekte eines Signalverstärkers.»
    Im Schein des Displays schauten sie sich an. Die nächste Frage, die sich aufdrängte, war so offensichtlich, dass sie sie beide nicht aussprachen. Der Augenblick zog sich in die Länge. Travis konnte ihr ansehen, dass sie sich ebenso den Kopf darüber zermarterte wie er. Was zum Teufel mochte hier verstärkt werden?
    In seinem Ohrknopf meldete sich die Stimme eines der Scharfschützen. «Fahrzeug in südlicher Richtung auf der Falkenstraße, nähert sich mit relativ hoher Geschwindigkeit. Ich kann den Fahrer von hier aus erwischen.»
    Paige wandte das Gesicht ab und dachte konzentriert nach.
    «Habe ich Feuer frei?», fragte der Scharfschütze.
    Paige verengte die Augen, dachte noch eine halbe Sekunde lang nach. «Nein. Feuer halten.»
    Travis hörte über Funk, wie der Mann scharf die Luft ausstieß. Dann drang durch die offenen Fenster im siebten Stock das Motorgeräusch des heranrasenden Fahrzeugs die Treppe hoch. Es kam rasch näher.
    «Noch drei Blocks entfernt», sagte der Scharfschütze. «Zwei   …»
    Seinem Tonfall nach forderte der Mann Paige auf, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Sie schloss die Augen.
    Draußen wurde das Motorgeräusch lauter. Dann änderte sich der Klang unvermittelt. Wurde tiefer. Und entfernte sich dann nach und nach. Das Fahrzeug war direkt am Haus vorbeigerast.
    Ein weiterer Schütze meldete sich. «Fahrzeug entfernt sich nach Süden. Ich erkenne Doppeltüren am hinteren Ende. Ein Krankenwagen mit abgeschaltetem Blaulicht.»
    Paige stieß langsam die Luft aus. Dann wandte sie sich wieder Travis zu.
    «Das dürfte der letzte blinde Alarm gewesen sein», prophezeite sie und warf einen abschließenden Blick auf die Wörter auf dem PDA. Dann schaute sie die Türen an.
    Travis verstand. Das Rätsel, was genau verstärkt werden mochte, würden sie hier draußen nicht lösen. Wichtiger war, dass sie jetzt hinter diese Türen gelangten und sich um das kümmerten, was sich dahinter befand. Dass sie herausfanden, was genau die Waffe war, und sie dann zerstörten, selbst wenn sie dazu auf diesen Treppenabsatz zurückkehren und diesem erschütterungsempfindlichen Sprengkopf einen Tritt versetzen müssten, als

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