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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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hingezogen fühlte, konnte Elsbeth nicht benennen. Sicher lag es zum Teil an ihrer Schönheit, die auch einer Frau auffiel. Elsbeth war nicht so naiv zu glauben, dass sich zwischen den Nonnen nicht ebensolche Verhältnisse entwickelten wie zuweilen zwischen den Mönchen, wo in dunklen Nächten nicht immer alle Lager im Dormitorium einen schlafenden Mönch beherbergten und manche nicht nur einen davon. Sie hatte nie den Reiz dazu verspürt, aber ein Leben ausschließlich unter Frauen ließ auch jemanden, der, wenn die Hitze ihn überkam, mit Beten und Fasten den Gedanken an den Körper eines Mannes aus seinem Herzen vertreiben musste und nicht an den einer Frau, aufmerksam werden auf weibliche Schönheit. Ein paar Mal hatte sie sich gefragt, ob etwa von Constantia ein derartiges Signal in ihre, Elsbeths, Richtung ausging. Sie hatte die junge Frau mehrmals dabei ertappt, wie sie ihr undeutbare Seitenblicke zugeworfen hatte. Dass sie nicht glücklich war in ihrem Leben, sah ein Blinder. Suchte Constantia ebenfalls nach einer Freundin? Elsbeth war nicht in der Lage, mehr zu sein als das, aber sie freute sich auf eine Gelegenheit, Constantia wenigstens dies anzubieten.
    »Schwester?«
    »Hm? Oh, verzeih, ich habe nicht zugehört.«
    Wilbrand räusperte sich beleidigt. »Ich will Euch auf keinen Fall langweilen …«
    »Das tust du nicht, Meister Wilbrand. Also, wo liegt das Problem?«
    »Ich sagte, die Schmiedearbeiten sollten auch keine Schwierigkeiten bereiten. Der Schmied der Stadt ist nicht so abweisend wie die anderen. Der weiß, wo ein langfristiges Geschäft zu machen ist …«
    »Meister Wilbrand, all die Dinge, die reibungslos funktionieren, brauchst du mir doch nicht zu erzählen. Ich verlasse mich auf dich. Was funktioniert denn nicht in deinem großen Plan für das nächste Frühjahr?«
    »Ich bezweifle, dass wir genügend Arbeitskräfte zusammenbekommen«, sagte Wilbrand unglücklich. »Schaut, ich habe Berechnungen angestellt. Wir werden etwa zwanzig Steinmetze benötigen, noch mal so viele Maurer, ein halbes Dutzend Zimmerleute, ebenso viele Hobler, der Schmied hat zugesagt, dass er eine mobile Schmiede auf dem Baugelände errichten wird, rechnet aber zusätzlich zu seinem Gesellen noch mit zwei weiteren Schmieden, die er zur Unterstützung braucht, vier oder fünf Dachdecker, ein Dutzend Glasmacher und mindestens fünfzig …«
    »Glasmacher?«
    »… und mindestens fünfzig Hilfskräfte. Ja, Glasmacher. Ich weiß, dass Ihr kein buntes Glas für die Kirchenfenster wollt, sondern nur weißes, aber auch das muss angefertigt werden.«
    Elsbeth rechnete hektisch. »Das sind … fast hundertzwanzig Menschen! Bist du verrückt?«
    »Wir brauchen sie ja nicht alle gleichzeitig. Aber speziell die Schmiede und die Glasmacher sind sehr gefragte Handwerker. Wir müssen zum Teil ein oder zwei Jahre im Voraus planen, um sie anzustellen. Hier vor Ort bekommen wir diese Talente nicht; ich habe mich umgehört. Abgesehen davon, dass nicht gerade große Begeisterung herrscht, uns zu unterstützen. Diese Stadt lebt großteils von sich selbst und der Arbeit ihrer Bürger, weil sie so abgelegen ist – es kommen zwar Händler vorbei, aber kaum wandernde Handwerker, und wenn, dann lassen sie sich nicht hier nieder. Das ist ein empfindliches Gleichgewicht; wenn wir Arbeitskräfte abziehen, stören wir es, und darüber sind sich hier alle klar. Selbst unser Freund der Notar wird uns da nicht helfen können. Schaut, die Leute, die hier geholfen haben, den Hang zu drainieren – das sind Bauernknechte und Tagelöhner, die im Herbst nach der Ernte keine Beschäftigung haben. Wenn Ihr diese Leute im Sommer sucht, werdet Ihr sie nicht finden, weil sie anderswo in Lohn und Brot stehen.«
    »Hundertzwanzig Menschen! Wie soll ich die denn alle bezahlen?«
    »Wie weit reicht denn der Kredit, den der Jude Euch gegeben hat?«
    »Daniel bin Daniel?«
    »Ja. Vielleicht lässt er sich zu weiteren Großzügigkeiten bewegen …«
    »Er war schon mehr als großzügig, Meister Wilbrand!«
    »… und vielleicht kennt er auch Handwerker. Die Juden kommen doch herum und haben Beziehungen überallhin.«
    »Jüdische Handwerker, die mithelfen, ein christliches Kloster zu bauen?«
    Wilbrand ließ den Kopf hängen. »Wohl nicht, oder?«
    »Hundertzwanzig Menschen!«
    »Es hört sich schlimmer an, als es ist«, sagte Wilbrand. »Wirklich. Seht her … wir brauchen alle Steinmetze zwischen Februar und April, wenn die erste Ladung Steine

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