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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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verarbeitet werden muss, dann brauchen wir bis in den Juni hinein nur noch die Hälfte von ihnen, und erst im Sommer …«
    Elsbeth horchte auf. Mittlerweile konnte sie die verklemmte Art der Kommunikation, derer sich Wilbrand befleißigte, halbwegs zuverlässig entschlüsseln, ebenso seine halb unbewusste Art, einen mit halb überflüssigen Informationen zuzuschütten, um von einem Thema abzulenken, das er für knifflig hielt. »Gerade eben warst du noch pessimistisch, dass wir die Arbeitskräfte nicht zusammenbekommen werden, und jetzt ist alles halb so schlimm?« Sie dachte kurz nach, was in den letzten Minuten alles gesagt worden war und was sich seither verflüchtigt hatte. »Aha«, sagte sie dann. »Was ist mit den Marmorschleifern ?«
    »Äh? Was … äh … soll mit ihnen sein?«
    »Vorhin war die Rede von Marmorschleifern. Jetzt verschweigst du sie mir plötzlich. Wofür brauchen wir sie?«
    »Für den Marmor …«
    »Und wozu brauchen wir den Marmor? Zisterzienserbauten sind schlicht!«
    Wilbrand machte eine lange Pause. »Für das Kunstwerk, das Ihr mir versprochen habt, Schwester Elsbeth«, sagte er schließlich leise. »Erinnert Ihr Euch? Ich baue das Kloster für Euch, und Ihr gebt mir die Möglichkeit, für die Kirche …«
    »Ich weiß, ich weiß.« Elsbeth war beschämt. »Gibt es sonst irgendwelche schlechten Nachrichten?«
    »Nein. Nur einen … äh … Vorschlag.«
    »Wie lautet der? Dass wir zusätzlich zu den zwanzig Steinmetzen, von denen wir nicht wissen, wo wir sie hernehmen sollen, noch hundert Minnesänger anstellen, die ihnen während der Arbeit etwas vorsingen?«
    Wilbrand druckste herum. Dann hob er den Kopf und sah ihr in die Augen, und das Funkeln darin überraschte sie. Sie hatte ihn erst einmal so lebhaft gesehen, und das war gewesen, als sie ihm das Versprechen gegeben hatte, an dessen Einlösung er sie soeben erinnert hatte. »Bauen wir den Kreuzgang!«, stieß er hervor.
    »Was? Aber wir bauen ihn doch …«
    »Nein! Nicht irgendwann! Fangen wir richtig an. Bauen wir den Kreuzgang jetzt – und so, wie Ihr ihn Euch vorgestellt habt! So, wie ich ihn gezeichnet habe! So, wie er sein soll!«
    »Wir können nicht …«
    »Doch, wir können. Anfangs sind es dieselben Arbeiten. Wir müssen die Fläche ebnen, den Untergrund vorbereiten … Wir sparen uns sogar Zeit und Arbeitskräfte und damit Geld, wenn wir gleich richtig beginnen.«
    »Aber woher sollen wir denn die Steine nehmen? Und die Steinmetze?«
    »Die Steinmetze sind Eure Sache«, sagte er und grinste. »Versucht, den Notar noch einmal um den Finger zu wickeln – oder den Juden in Papinberc. Was die Steine betrifft …«
    »Sag schon, was ist mit den Steinen?«
    »Versprecht Ihr mir, dass Ihr ernsthaft darüber nachdenkt, was ich gesagt habe?«
    »Ich verspreche gar nichts. Du hast mir ein zu gutes Gedächtnis, was Versprechen angeht, die du einem abgepresst hast.«
    »Ah, was soll’s! Kommt mit – der Anblick wird Euch überzeugen.«
    »Wohin denn?«
    »Auf den Galgenberg.«
    Elsbeth stemmte die Hände in die Hüften. »Danke, ich sehe genug von hier unten.«
    »Nun kommt schon, Schwester Elsbeth. Wenn ich so störrisch gewesen wäre, wie Ihr jetzt seid, stünden wir immer noch im Dom in Papinberc und würden diskutieren.«
    Elsbeth seufzte. Dann sah sie sich nach einer Schwester um, die sie und Wilbrand begleiten konnte. Bei allen Überschreitungen der Ordensregel, die sie sich schon geleistet hatte, kam es auf diese eine eigentlich auch nicht mehr an, aber dennoch: Es gab Grenzen. Sie dachte erneut an Constantia.
    »Was sucht Ihr?«, fragte Wilbrand, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte.
    »Glaubt Ihr, ich gehe mit Euch allein dorthin?«, schnappte sie. »Habt Ihr schon mal was von Anstand und guter Sitte gehört?«
    Er musterte sie überrascht, und es gab ihr einen merkwürdigen Stich, als sie erkannte, dass er sie nicht als Frau wahrnahm. Sie winkte einer grauen Kutte, die sie aus dem Augenwinkel erspähte, und seufzte, als sie erkannte, dass es Hedwig war. Die zarte junge Frau kam mit freundlichem Lächeln näher. Elsbeth nahm sie an der Hand und trottete hinter Wilbrand her.
    Der Ausblick vom Galgenberg ließ Elsbeth erkennen, wie einsam Wizinsten wirklich gelegen war. Rundherum rollten die Hügelkuppen des Steygerewalts auf die Stadt zu, bewaldete Buckel, schwarzgrün im Herbstlicht, wo Nadelbäume standen, golden erglühend im Mischwald aus Eichen, Buchen und Ulmen. Keine andere Stadt, keine

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