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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sie, Hände und Unterarme zu reiben, bis sie zu keuchen begann, dann zog sie die Beine an und massierte mit fliegendem Atem ihre Füße, ihre Waden, ihre Schenkel.
    Zu spät bemerkte sie, dass Meffridus in der Tür stand und sie anstarrte. Sie starrte zurück, während ihr Herzschlag einmal aussetzte. Meffridus blinzelte.
    »Was tust du da?«, fragte er.
    Die Erleuchtung kam ihr, ohne dass sie darüber hätte nachdenken können. Sie schlug die Decke mit einer Hand zurück und presste sich die andere zwischen die Beine. Das Hemd war ihr bis zum Nabel hochgerutscht. Sie sah die Bewegung, die Meffridus’ Adamsapfel machte.
    »Ich habe mich für dich warmgemacht«, sagte sie und war fassungslos, wie rauchig sie ihre Stimme klingen lassen konnte.
    Meffridus’ Augen verengten sich. »Hör nicht auf«, sagte er leise.
    »Was?« Sie streckte beide Arme nach ihm aus. »Komm zu mir.«
    »Nein«, erwiderte er und stellte sich vor das Bett. Seine Blicke hingen an ihrer Blöße, und sie bekämpfte die Versuchung, die Beine zusammenzukneifen. »Bitte. Hör nicht auf. Lass es mich sehen.«
    »Aber …«
    »Lass es mich sehen. Bitte.«
    Ohne dass ihre Augen die seinen losgelassen hätten, schob sie die Hand wieder zwischen ihre Schenkel, versuchte, sich daran zu erinnern, wie die Berührungen gewesen waren, die sie und die anderen Mädchen damals im Heuschober einander beigebracht hatten, versuchte, sich den Widerwillen und die brennende Scham nicht anmerken zu lassen. Eine Stimme in ihr sagte: Wunderbar – auf diese Weise kommt er dir nicht gleich nahe, und nachher hast du eine Erklärung für deine kalten Füße . Aber die Stimme war nur ein Flüstern in dem See aus Abscheu und Selbstekel, in dem sie trieb, und sie knetete und massierte und spreizte und rieb und bewegte das Becken und stöhnte und drang mit den Fingern in ihren vollkommen fühllosen Schoß ein und ließ Meffridus genießen, dass er der Herr über ihren Leib und ihre Seele war.
    Als Meffridus am Morgen endgültig gegangen war, kehrte sie die Dreckklumpen, die von seinen Schuhen stammten, zusammen und trug sie zum Fenster, um sie genauer anzusehen. Es war kalkhaltiger, grauer Lehm. Es gab nur eine Stelle in der ganzen Umgebung, wo es solchen Lehm gab, und das war oben am Ufer des Sees, der den ehemaligen Steinbruch an der von der Stadt abgewandten Seite des Galgenbergs gefüllt hatte. Aber sie war sicher, dass Meffridus nicht dort gewesen war. Selbst wenn sie sich eingestand, dass ihr ein paar Minuten ihrer heimlichen Wache fehlten, weil sie eingeschlummert war, gab es keine Erklärung – die Zeit war zu kurz gewesen, als dass Meffridus zum See und wieder zurück hätte gelangen können. Selbst wenn man lief, brauchte man den vierten Teil einer Stunde, um ans Seeufer zu gelangen.
    Hatte sie gedacht, eines der Rätsel durch ihre Schnüffelei klären zu können? In Wahrheit hatten sich mehr neue Rätsel ergeben.
    Sie zerkrümelte die Lehmbröckchen zwischen den Fingern und starrte in die Gasse hinaus, noch weniger als sonst bereit für einen weiteren Tag. Sie wusste nur eins: Bei der nächsten Gelegenheit würde sie versuchen herauszufinden, was es in dem alten Turm Wichtiges gab.
    4.
WIZINSTEN
     

     
    Elsbeth betrachtete amüsiert den Eifer, den Wilbrand Bluskopf an den Tag legte, wenn er einmal nicht daran dachte, dass er eigentlich jemand anderer sein wollte. Dann konnte man seine Augen funkeln sehen und die Röte auf seinen Wangen, und er pfiff und summte den lieben langen Tag vor sich hin. Doch sobald ihm wieder einfiel, dass er seine Tätigkeit eigentlich verabscheute, verwandelte er sich zurück in den melancholischen, sturen Dickkopf, der ihm seinen Namen eingetragen hatte. Elsbeth schöpfte Trost aus der Tatsache, dass seine unbeschwerten Tage mittlerweile häufiger waren als die trübseligen.
    Unter den Arbeitern, die den sanften Hang bevölkerten, auf dem Porta Coeli entstehen sollte, war Wilbrand nicht nur deswegen auffällig, weil er überall und nirgends zugleich war und herumkommandierte wie ein Feldherr vor einer Schlacht. Wilbrand besaß auch einen … nun: exquisiten … Geschmack, was seine Kleidung anging. Bei ihren Treffen in Papinberc hatte er sich schlicht gekleidet; hier trug er, was er offensichtlich seinem Rang als baldiger Künstler schuldig zu sein dachte. Seine Tunika war von blassem Purpur und wies ein Karomuster aus schwarzweißen Längs- und Querstreifen auf; seine Hosen waren von intensivem Rotbraun, und statt hoher Stiefel,

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