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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ihren wahren Namen gesagt hatte, doch dann versank diese Wahrnehmung unter dem vollkommen unbeschreiblichen Gefühl, zum ersten Mal in ihrem bewussten Leben die nackte Haut eines anderen Menschen an der ihren zu fühlen, zu fühlen, zu fühlen … zu erkennen, warum die Sehnsucht von Mann und Frau füreinander Reiche entstehen und Welten untergehen lassen konnte. Ihre Sinne loderten auf, und was vorher noch nicht an ihr gebrannt hatte, brannte jetzt. Da war der feste Stoff des Mantels an ihrem Rücken, als sie sich zurücksinken ließ, da war das Kitzeln des Grases an ihren Fußsohlen, als sie die Beine öffnete, um ihn ganz zu sich heranzuziehen, da war der Nachtwind auf ihrer schweißnassen, glühenden Haut … aber all das war nichts gegen die Berührung seiner Lippen auf den ihren, seiner Hände auf ihren Brüsten, sein Gewicht auf ihr … sie spürte seine Männlichkeit an ihrem Körper und begann sich zu bewegen, weil ein uraltes Wissen die Herrschaft über ihren Leib übernahm und ihre Ahnungslosigkeit bedeutungslos machte, drang gegen ihn und wand sich, fühlte ihn den Rhythmus aufnehmen, fühlte ihn nach unten rutschen, fühlte, wie sein Mund sich um die eine, dann die andere Brustwarze schloss, bäumte sich ihm entgegen und spürte das Pochen, mit dem er gegen ihr Allerheiligstes drängte, sich schmiegte, sie teilte, sich zurückzog …
    Es war nicht nötig, ihm zu sagen, dass es das erste Mal für sie war. Er wusste es, nicht weil sie Nonne war, sondern weil er und sie in diesen Momenten alles voneinander wussten, und so wie sie jede Narbe, jede alte und neue Verletzung an seinem sehnigen Körper kannte, ohne ihn sehen zu können, so wie sie wusste, wie er sich anfühlen würde, wenn er sie eroberte, und dass der Schmerz kostbar war und vergehen würde …
    Sie fanden ihren Rhythmus. Es war ein Tanz zu einer Musik, die man nicht mit den Ohren, aber mit jeder Körperfaser wahrnehmen konnte, ein Tanz, der sie an die Grenze trug, der ihr den Atem nahm und der alles, alles zu einer neuen Ebene der Erregung formte, der Stoff des Mantels, das Gras, die Brise, seine Küsse und seine Hände und das Haar an seinem Körper und das Gefühl, wie sich alles wandelte, als sie die Beine um ihn schloss und ihn in Besitz nahm, aus dem Eindringen ein Umfassen machte …
    … und erkannte, dass sie nicht imstande war, die Grenze zu überschreiten.
    Und noch während der Gedanke durch ihren Kopf schoss, dass sie nur die Umarmung, mit der sie ihn an sich drückte, zu lösen brauchte, um ihre Hände nach unten wandern zu lassen und nachzuhelfen, wie sie es allein auf ihrem Lager so oft getan hatte in den letzten Wochen … dass es weder falsch war, sich zu wünschen, mit ihm zusammen über die Grenze zu treiben, noch selbst die Initiative dafür zu ergreifen … noch während all dies durch ihren Geist trudelte, löste er sich von ihr, aus ihr, keuchte und bäumte sich auf …
    Heißer Tau benetzte ihre Haut, und es war dieses Gefühl, das sie mühelos über die Grenze stieß, noch bevor sie ihre Hände hatte einsetzen können. Die Kühle der Nacht und der Bau des Klosters und die Heillosigkeit der Welt wurden bedeutungslos und vergingen in einer so machtvollen Welle der Lust, dass sie sie überspülte und ihr Bewusstsein davonschwemmte, und alles, woran sie noch denken konnte, war, Rogers festzuhalten und sich an ihn zu pressen und den Lebensquell zu spüren, den er über ihr vergossen hatte, während das Zucken ihren Körper durchlief und sie ihn ein ums andere Mal flüstern hörte: »Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich …«
    17.
WIZINSTEN
     

     
    Als sie wieder zu Atem kamen, wusste Rogers immer noch nicht, was in ihn gefahren war. Die ganze Zeit über hatten die Reflexe, die er sich mühsam angeeignet hatte, funktioniert. Er hatte gefühlt, wie die Lust sich in ihm aufbaute, wie sie danach drängte, sich zu verströmen, wie auch Elsbeth immer mehr in das Stadium geriet, das zu beherrschen für einen wahren Gläubigen Lebensaufgabe war und ein wahrer perfectus längst gemeistert hatte. Es waren die Augenblicke, in denen der tierische corpus Besitz von der anima ergriff und sie in seinen Zuckungen unterging, es war der Moment der Paarung, es waren die wenigen Herzschläge, in denen ein Mann seine Saat in den Körper der Frau einpflanzte und eine neue Seele gefangen wurde im sündigen Drama der stofflichen Welt. Die Unvollkommenen wanden sich hilflos in der Verzückung, mit der der böse Demiurg, der

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