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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Mund … und schloss ihn wieder. Er hatte ihr von Hertwig und vom Geheimnis des sterbenden Kaisers erzählen wollen, doch plötzlich fragte er sich, was er ihr damit antat, wenn er sie ins Vertrauen zog. Es war kein Zufall, dass die Bewohner der Burg vertrieben worden waren, und selbst wenn er sich das einzureden versucht hätte, hätten ihn spätestens die Leichen in der kleinen Kapelle eines Besseren belehrt. Wer das getan hatte, würde auch nicht davor haltmachen, eine weitere Mitwisserin umzubringen, nur weil sie zufällig Zisterziensernonne war. Erneut erkannte er, dass seine Einlassung richtig gewesen war, auch wenn sie ihm das Herz herausriss: Für Elsbeth und Rogers gab es keine gemeinsame Zukunft. »Ein Verbündeter des Hauses Staleberc war ein Kamerad auf dem Kreuzzug. Er hat mir geraten, mich dorthin zu wenden, wenn ich zurückkehrte und jemanden brauchte, der mir ein Dach über dem Kopf und Hilfe anbieten könnte.« Er hatte es so natürlich gesagt, dass er es selbst geglaubt hätte. Schon begannen die Lügen … vor kurzem hatten sie noch beieinandergelegen als Mann und Weib, und schon begannen die Lügen …
    »Reinhild und ich haben noch niemandem hier erzählt, dass die Burg verlassen ist«, seufzte Elsbeth.
    Weshalb nicht?, wollte Rogers fragen. Doch dann hatte er das Gefühl, zu viel Neugier würde verraten, dass er sich in Wahrheit aus einem ganz anderen Grund für Staleberc interessierte als dem, den er angegeben hatte. Er zuckte mit den Schultern, schwieg und wartete gleichzeitig darauf, dass sie verraten würde, was sie in Staleberc gesucht hatte. In all den Tagen hier hatte er sich ständig gefragt, wie er sie am besten darauf ansprechen und wie er sie dazu bringen konnte, ihm den Grund ihres Besuchs anzuvertrauen. Es musste mit dem Geheimnis zu tun haben, das Hertwig von Staleberc nicht mehr hatte weitergeben können. Und hatte der junge deutsche Ritter ihn nicht hierhergesandt mit seinem letzten Atem, hierher, in seine Heimat, in die Gegend um Staleberc? Elsbeth war Zisterzienserin, und Kaiser Federico hatte von allen Orden nur den Zisterziensern vertraut. Es konnte auch kein Zufall sein, dass sie hier, in relativer Nähe zu Staleberc und der größten Einsamkeit, die man im Dreieck zwischen den Bistümern Virteburh und Papinberc und der Kaiserstadt Nuorenberc fand, ihr neues Kloster errichtete. Rogers bemühte sich, ganz ruhig zu atmen. In seinem Herzen stritten zwei Stimmen. Die eine rief: Du bist so nahe dran! , während die andere – die sich irgendwie wie die seiner Mutter anhörte – enttäuscht murmelte: Ist das der Weg eines Mannes, der die Vollkommenheit erreichen will – die Frau zu täuschen, die er liebt?
    »Die Überraschung muss für dich genauso groß gewesen sein wie für uns«, sagte Elsbeth. »Ich hatte gehofft, Graf Anshelm würde mir beim Bau des Klosters mit Geld unter die Arme greifen. Ich frage mich, was aus ihm geworden ist.«
    »Du wolltest ihn … um Geld bitten?«
    »Ja. Für den Klosterbau. Was hast du gedacht?«
    »Ich? Nichts … äh … ich habe nur gefragt …« Rogers räusperte sich und versuchte, seiner Enttäuschung Herr zu werden. Was ihre einfache Aussage bedeutete, stieg langsam in sein Bewusstsein wie das dunkle Wasser aus einem überfließenden Brunnen. Er war vollkommen umsonst hier! All die Zeit hier, die viele Arbeit, die Angst um Godefroy und dessen Tortur in der Höhle, dass einer seiner Freunde beinahe umgekommen wäre – und er war seinem Ziel so fern wie eh und je! Weil er, Rogers, so überzeugt davon gewesen war, dass die Nonnen mit dem Geheimnis zu tun hatten, das Hertwig mit sich herumgetragen hatte. Weil er sich an Hertwigs abgehackte Worte erinnert hatte, dass er sein Wissen jemandem hier anvertraut hatte … und ganz selbstverständlich angenommen hatte, es wären die Zisterzienserinnen beziehungsweise deren diaconissa gewesen – Elsbeth.
    »Rogers? Deine Hände sind ganz kalt geworden.«
    Er hatte wieder einmal alles falsch gemacht. Er hätte doch versuchen sollen, sich zu Olivier de Terme im Heiligen Land durchzuschlagen, dem ursprünglichen Adressaten von Hertwigs Botschaft. Aber mit leeren Händen? Scheiterte die Mission, die der sterbende deutsche Ritter an ihn weitergegeben hatte, nun daran, dass er, Rogers, versucht hatte, die Macht seiner Familie wiederherzustellen, anstatt dem Glauben von Albi an sich zu helfen?
    »Geht es dir gut, Rogers?«
    Es war eine Katastrophe! Und doch empfand er sein Scheitern weniger

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