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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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lassen, bis ihr letzter Widerstand gebrochen ist, und dann werde ich sie als Sklavin an die Mameluken verkaufen. Rogers, du kennst meine Verbindungen ins Heilige Land und weißt, dass ich es ernst meine. Ob deine kleine Schwester nun vor deinen Augen geschändet wird, weil wir dich wieder eingefangen haben, oder ob du es dir nur vorstellen musst, weil du entkommen bist, spielt keine Rolle. Es wird geschehen, und du wirst ihre Schreie ewig als Echo in deiner Seele hören. Selbstverständlich«, er verneigte sich vor Sariz, »steht Euch das gleiche Schicksal bevor, es sei denn, ich muss Euch noch hier und heute blenden. Dann kann ich Euch nicht mehr nach Ägypten verkaufen. Aber glaubt mir, Ihr werdet wissen, was mit Eurer Tochter geschieht, auch wenn Ihr es nicht sehen oder hören könnt, weil ich meine Knechte mit Euch das Gleiche tun lasse, bis Ihr tot seid. Also, Rogers, das sind die Regeln. Was sagst du dazu?«
    »Du bist ein toter Mann«, sagte Rogers. »Du und das Aas, das dich als seinen Köter hält.«
    Gabriel lachte. Er stellte sich hinter Rogers und flüsterte ihm wie ein guter Vertrauter ins Ohr. »Jeden Tag im Leben ist man vom Tod umfangen. Aber wenn er dich umarmt, werde ich zusehen.«
    Und dann wusste Rogers plötzlich, was geschehen würde, doch bevor er herumwirbeln konnte, fühlte er schon die Kühle einer Klinge in seiner Kniekehle und die rasche Bewegung, mit der Gabriel sie hindurchzog. Er keuchte und knickte ein und erwartete jeden Moment den blinden, heißen Schmerz des Schnitts, der seine Sehnen durchtrennt hatte. Gabriel begann leise zu lachen. Rogers stellte fest, dass sein Bein ihn immer noch trug. Er drückte das Knie durch. Gabriel hielt ihm sein Messer vors Gesicht. Statt der Klinge sah der Messerrücken nach außen. Das Messer war unbefleckt.
    »Du erinnerst dich an das, was ich als Empfehlung ausgesprochen habe, in jenem Zelt neben der Straße in Terra Sancta.«
    Rogers nickte. Ein Zittern ergriff seinen ganzen Körper, und er fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. »Warum tust du’s nicht?«, fragte er rau.
    »Weil ich jetzt für dich verantwortlich bin. Und weil Guilhelm de Soler ein Schwachkopf war, bei dem es nur eine Frage der Zeit war, bis du ihm entkommen wärst. Wenn ich dir die Sehnen durchtrenne, besteht die Gefahr, dass die Wunde sich entzündet und du stirbst. Wenn ich die Verantwortung habe, will ich die Beute so heimbringen, wie es mir aufgetragen worden ist. Und«, Gabriel klopfte ihm freundlich auf die Schulter, »du hast ja einen guten Grund, um zu bleiben.« Er sah zu Adaliz, die sich auf dem Boden zusammengekauert hatte und sich die Hände vors Gesicht hielt.
    Rogers fühlte die gleiche unbändige Wut, wie er sie damals gespürt hatte, als sein kleiner Bruder unter den Hufen des Schlachtrosses zermalmt worden war. Sie schoss so schnell in ihm hoch, dass selbst Gabriel von seiner Aktion überrascht wurde. Er packte den schlanken, lächelnden Mann an den Schultern, zog ihn zu sich heran und rammte ihm das Knie mit einem solchen Ruck zwischen die Beine, dass ihm selbst die Zähne klapperten.
    Gabriel zuckte zusammen. Seine Hände fuhren nach oben und schlugen Rogers’ Arme auseinander. Ein Stoß mit dem Handballen traf Rogers vor die Brust; die Luft blieb ihm weg. Gabriel neigte sich zur Seite, sein rechtes Bein schoss hoch und trat Rogers in den Leib. Er flog nach hinten und über einen der Tische, rutschte am anderen Ende von der Platte und prallte hart auf den Boden. Er rang nach Luft und hatte das Gefühl, zu ersticken. Gabriel schwang sich über die Bank. Rogers versuchte sich wegzurollen. Er fragte sich schwach, wieso Gabriel nicht auf dem Boden lag und sich wimmernd um seine zerquetschte Leibesmitte zusammenrollte. Immer noch schien es, als könne sich seine Lunge nicht mehr mit Luft füllen. Gabriel trat über ihn hinweg und stellte ihm einen Fuß auf die Brust. Er sah grimmig auf Rogers hinunter.
    Dann schlug er die Schöße seiner Tunika beiseite und griff sich in die Hose. Rogers sah einen kleinen feuchten Fleck in Gabriels Schritt. Es war kein Blut. Gabriel zog seine Hand heraus und musterte sie. Der grobe Stoff seiner Hose legte sich wieder über seinen Schoß.
    Rogers’ und Gabriels Blicke trafen sich. Rogers tat einen mühsamen Atemzug. »Du bist ein Kastrat«, gurgelte er.
    »Man glaubte, ich könne gut singen«, sagte Gabriel scheinbar unbeteiligt. Doch sein verzerrtes Gesicht sprach davon, dass Rogers ihn zwar nicht körperlich, aber doch in seiner

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