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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ich meine, es tut mir leid, dass ich dich belogen habe.«
    Rogers blinzelte verständnislos.
    »Der Grund, warum du mich in der Morgendämmerung draußen im Freien gefunden hast, war in Wahrheit, dass ich einige Zeit davor Walter und Godefroy weggeschickt habe.«
    »Was!?«
    Gabriels Blicke sprangen von Rogers zu seiner Mutter und zurück. Er hatte eine Augenbraue gehoben und schien mit dem gleichen milden Interesse zu lauschen, das ein Zuschauer bei einem Turnier aufbringt, wenn er nicht auf einen der Kontrahenten gewettet hat. Sariz wandte ihren Blick ab und sah Gabriel ins Gesicht.
    »Mein Sohn wollte Milan so schnell wie möglich wieder verlassen, um seiner Mission zu folgen. Ich wollte nicht riskieren, dass er wieder in Gefahr gerät; ich wollte so viele Gefährten wie möglich für ihn. Deshalb habe ich den Engländer und den Franzosen gebeten, einige heimliche Verbündete aufzusuchen. Sie haben das Hospiz nach Mitternacht verlassen.«
    »Ah«, sagte Gabriel, »wie überaus praktisch. Natürlich könnt Ihr mir die Namen dieser heimlichen Verbündeten verraten?«
    »Natürlich«, sagte Sariz und ratterte eine Handvoll Namen herunter. »Ich hoffe, Ihr begebt Euch zu ihnen. Die meisten davon leben am Fuß der Berge, und Ihr und Eure traurige Mannschaft aus Totschlägern wären ihnen gerade willkommen, um auszuprobieren, wie gut ihre Schwerter noch sind.«
    Gabriel presste das Messer wieder stärker an Sariz’ Wange. »Gräfin«, sagte er sanft, »ich glaube Euch kein Wort. Ich zähle bis drei, dann ist Euch die Wahrheit wieder eingefallen, oder Ihr geht ab sofort einäugig durchs Leben.«
    Adaliz begann zu schluchzen. Ulrich von Wipfeld machte einen Schritt auf Gabriel zu und fand einen Dolch an seiner Kehle, der sich so fest an seine Haut presste, dass eine Schnittwunde entstand. Rogers holte tief Luft.
    »Eins«, sagte Gabriel.
    Sariz sah zu Rogers. »Tut mir leid, dass ich dich nicht eingeweiht habe, mein Sohn. Ich hätte deine Gefährten nicht über deinen Kopf hinweg wegschicken sollen.«
    »Zwei«, sagte Gabriel.
    »Mama!«, rief Rogers. Zwei von Gabriels Männern packten ihn. Er wehrte sich und erhielt als Belohnung einen Faustschlag in den Bauch. Er krümmte sich.
    Sariz sah ihn voller Mitleid an. »Halt still, Rogers. Und verzeih mir, ich bin von deinem Vater verdorben. Er hat es immer akzeptiert, wenn ich meine eigenen Entscheidungen getroffen und ihn erst hinterher deswegen gefragt habe.«
    »Drei«, sagte Gabriel.
    »Wenn du ihr auch nur ein Härchen krümmst, bist du erledigt!«, ächzte Rogers, in dessen Leib ein dumpfer Schmerz tobte. »Ich weide dich aus! Ich geb dir deine eigenen Gedärme zu fressen! Ich stopfe dir deinen eigenen Arsch ins Maul und lass dich dran ersticken! Ich …«
    »Der Aufenthalt unter all den Arbeitern muss dich verroht haben, Rogers«, sagte Gabriel. Er war einen Schritt zurückgetreten und musterte Sariz de Fois. Rogers’ Mutter war unverletzt. »Wir durchsuchen jetzt das Hospiz. Finden sich Walter und Godefroy hier in irgendeinem Versteck, nehme ich Euch beide Augen und gieße flüssiges Blei in Eure Ohren.«
    Rogers richtete sich hustend auf. Adaliz war zu Boden gesunken, die Hände vors Gesicht geschlagen. Ihre Schultern zuckten. Ulrich von Wipfeld warf Rogers brennende Blicke zu, doch Rogers ignorierte sie. Er sah Hertwig von Staleberc wieder vor sich, wie er versucht hatte, Alice de Chacenay beizuspringen. Sein Tod hatte ihr nicht geholfen, kein bisschen. Er senkte die Augen und wusste, dass Ulrich ihn für einen Feigling hielt, doch die Anerkennung, die er im Blick seiner Mutter sah, bedeutete ihm mehr. In seinem tiefsten Herzen verstand er, warum Hertwig seine närrische ritterliche Tat versucht hatte. Er fühlte dasselbe Bedürfnis wie der junge Ritter damals, um sich zu schlagen.
    »Während meine Leute suchen«, sagte Gabriel und bedeutete drei von seinen Knechten loszuziehen, »erzähle ich euch, wie es weitergeht. Wir werden zusammen reisen, zurück über die Berge. Unser Zielort heißt Brugg, und dort werden wir auf einen Mann warten, der sich auf das Treffen mit euch seit Jahren freut. Ich habe gerade gesehen, wie kaltschnäuzig Ihr seid, Gräfin, wenn es um Euer Wohl geht. Na gut. Ich sage das nur dieses eine Mal: Sollten Euer Sohn oder Ihr selbst irgendwelche Ideen haben, auf dieser Reise zu fliehen oder mir sonstwelche Schwierigkeiten zu machen, werde ich Eure Tochter, die entzückende Adaliz, von meinen Männern so lange und so oft zur Hure machen

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