Die Pforten der Ewigkeit
zurückgelächelt. Die ganze Zeit über. O Herr im Himmel, ich bin verflucht! Verflucht, verflucht, VERFLUCHT!«
»Schsch! Hör auf zu schreien!«
»O Gott, und Yrmengard macht sich Sorgen wegen Hedwigs ketzerischer Visionen. Heiliger Johannes, wenn sie erst einmal anfängt, darüber zu reden, was Hertwig, dieser Narr, ihr anvertraut hat …! Lieber Gott, ich muss zurück! Ich muss zurück!«
»Rogers!« Er fühlte, wie seine Mutter ihn packte und sanft schüttelte. »Sag mir, worum es geht!«
Er stierte sie an. »Kaiser Federico hat Hertwig von Staleberc auf dem Totenbett eine Botschaft aufgetragen. Es waren seine letzten Worte. Und sie waren an Olivier de Terme gerichtet – im Heiligen Land!«
Sariz’ Augen wurden weit. »Olivier …«, hauchte sie.
»Als Hertwig starb, versuchte er, sie mir mitzuteilen. Aber er hatte keine Zeit, fertigzureden. Er gab mir den Gruß der perfecti , Mama! Was immer Kaiser Federico gesagt hat, es hat mit uns und unserem Glauben zu tun. Du hast gehört, was Scior di Ponte gesagt hat – dass der Kaiser sich möglicherweise auf unsere Seite geschlagen hätte, wenn er länger gelebt hätte. Olivier de Terme ist derzeit der einzige Bonhomme, der noch so etwas wie Macht besitzt. Es ist kein Zufall, dass der Kaiser Hertwig zu ihm senden wollte. Das Geheimnis hat die Macht, unsere Kultur zu retten.«
»Weshalb hast du es dann nicht zu Olivier weitergetragen?«
»Weil ich seinen Inhalt nicht kenne. Und weil nicht Olivier der Beschützer der Bonhommes ist, sondern das Geschlecht der Trencavel.«
»Ach, mein Sohn. Rogers! Welche Last haben wir dir auf die Schultern geladen. Die Pflicht der Trencavel ist es, das Leben zu schützen. Dazu gehört auch dein Leben! Was willst du denn tun?«
»Ich kehre sofort nach Wizinsten zurück. Ich muss herausfinden, was Hedwig weiß.«
»Rogers, du weißt doch so gut wie ich, dass das Leben keine Ritterfahrt ist wie in den Liedern. Deine Mission ist es nicht, einem Phantom hinterherzujagen!«
»Ich höre erst dann auf, es zu jagen, wenn ich feststelle, dass es wirklich ein Phantom ist. Ebenso gut könnte es nämlich die Lösung für all unsere Probleme sein.«
»Könnte. Hätte. Würde. Die Lösung unserer Probleme. Genau das ist die Beschreibung eines Phantoms, Rogers.«
»Und ich muss Yrmengard beschützen. Sie hat keine Ahnung, wie gefährlich Hedwigs Existenz ihr und den anderen Schwestern tatsächlich werden kann.«
»Du musst mit deinem Vater darüber sprechen«, sagte Sariz. »Du brauchst unserer beider Meinung, um zu deiner eigenen zu gelangen.«
Er breitete die Arme aus. »Was glaubst du, wie gern ich das tun würde.«
Sie senkte den Kopf. »Ich weiß, wo er sich aufhält.«
»Wie? Ich war der Meinung …«
»Was? Dass dein Vater mir nicht anvertrauen würde, wo er sich versteckt hält? Du hast ja noch weniger verstanden, als ich dachte.«
Rogers räusperte sich beschämt. Dann riss er sich zusammen. »Benachrichtige ihn. Bitte! Ich muss so schnell wie möglich zu Yrmengard. Er soll auch dorthin kommen. Bitte, Mama!«
Sariz biss sich auf die Unterlippe. »Also gut«, sagte sie.
Rogers wirbelte herum, um in das Hospiz zu stürmen und Walter und Godefroy zu alarmieren. Er kam nicht weit. Sariz hielt ihn fest.
»Rogers! Du hast das Wichtigste vergessen. Was ist mit der Lüge, die du Yrmengard erzählt hast?«
»Darum kümmere ich mich später!«
»Nein«, sagte sie. »Nicht so. Versprich es mir. Versprich es mir, dass das Erste, was du sagst, wenn du ihr gegenüberstehst, die Wahrheit ist. Sag ihr, wer du bist. Sag ihr, wer der Mann ist, von dem sie glaubt, du wärst es gewesen. Sag es ihr.«
»Ja, Mama …«
»Sieh mir in die Augen, Rogers!«
»Mama, bitte … die Zeit drängt.«
»Rogers, wer, glaubst du, ist für die Zerstörung Stalebercs verantwortlich? Für die Morde?«
Rogers blinzelte fassungslos. »Was? Das war … er ?«
»Ulrich hat es erzählt. Nicht heute. Als er hier ankam und berichtete, woher er stammte und was ihn hergeführt hatte. Rogers, wenn du dachtest, der Mann sei eine Bedrohung, die sehr weit weg ist, dann bist du auf dem Holzweg. Er ist uns so nahe, wie er es immer war. Und dir ist er näher als jedem anderen von uns, weil er im Herzen der Frau ist, die du liebst, ohne dass es ihr bewusst wäre. Du musst es ihr sagen.«
»Ja!«
»Was sagst du zu ihr?«
»Ich … Mama, ich muss Walter und Godefroy … ich … ich sage: Ich bin nicht der, von dem du glaubst, ich wäre es, weil du
Weitere Kostenlose Bücher