Die Pforten der Ewigkeit
damals in Colnaburg …«
»Ah! Gestotter, Rogers, Gestotter! Sag seinen Namen!«
»Ich …«
»Sag ihn.«
Rogers atmete tief aus. Seine Schultern sanken herab. »Der rote Ritter«, sagte er. »Der Mann mit dem Banner aus Flammenfarben. Der Mann, der meinen kleinen Bruder auf dem Schlachtfeld zu Tode getrampelt hat. Rudolf von Habisburch.«
Als er endlich in den Schlafraum des Hospizes stürzte, dicht gefolgt von seiner Mutter, stand Ulrich von Wipfeld mit geballten Fäusten mitten im Raum. Als Nächstes sah Rogers die Fremden mit den Armbrüsten und den gespannten Bogen. Jemand trat aus einem Winkel an ihn heran und klopfte ihm auf die Schulter.
»Da sind wir ja wieder alle beisammen. Hast du nicht etwas verloren, Rogers de Bezers, damals auf der Straße in Terra Sancta? Zum Beispiel … mich?«
Rogers stierte ihn an. Sein Knie zuckte, als führe eine Klinge hindurch. Seine Erinnerung rief den Geruch von Urin hervor, der aus einem massigen, vollkommen zerstörten Körper lief. Seine Fäuste ballten sich, dann sah er Adaliz neben einem der Fremden stehen und die Armbrust, die sich genau auf sie gerichtet hatte. Er machte ein Geräusch in der Kehle, das sich anhörte wie das Jaulen eines kleinen Hundes.
»Al-Mala’ika«, sagte er tonlos.
»Ah, der Name passt hier nicht.« Gabriel grinste. Dann fischte er in seinem Surcot und holte eine flache schwarze Kappe hervor. Er setzte sie auf. »Hier nennst du mich besser … Hochwürden Gabriel.«
8.
MILAN
»Na gut«, sagte Gabriel und schritt um Rogers herum, wie man um einen Gaul herumgeht, den man kaufen möchte. Erneut klopfte er ihm leicht auf die Schulter. »Wo sind die beiden Spaßvögel?«
»Ich habe keine Ahnung, wen du meinst.«
Gabriel schien nichts anderes erwartet zu haben. »Walter Longsword, Bastardsohn des Grafen von Salisbury, und Godefroy Arbalétrier, Deserteur und ehemaliger Sergeant bei den Johannitern. Die beiden Spaßvögel.«
»Wir haben uns getrennt, als wir Welschenbern verließen. Godefroy wollte nach Sizilien, und Walter …«
Gabriel schüttelte bedauernd den Kopf. »Du solltest es nicht übertreiben, Rogers. Du hast zwar erstaunlich viele Freunde, aber du hast einen mächtigen Feind, und das ist es, woran du dich erinnern solltest. Oh, und daran, was passiert, wenn jemand lügt. Zum Beispiel deine Freunde. Zum Beispiel der Unselige, für den du und die anderen beiden gearbeitet haben. Er hat auch versucht, uns anzulügen.« Gabriel schritt erneut um Rogers herum. Er lächelte. »Was finden die Leute nur an dir, Rogers de Bezers? Da erzählt uns ein Mann, für den du nichts weiter getan hast, als seinen Warentreck über die Berge zu begleiten, dass du ins Friûl geritten wärst, um dich nach Sizilien einzuschiffen. Eine glatte Lüge! Und das, obwohl er so besoffen war wie ein Benediktiner und eigentlich nicht mehr hätte klar denken sollen. Und obwohl ich ihm eine Geschichte erzählt habe über den Grund meiner Suche nach dir, die so überzeugend klang! Da hält dieser Mann zu dir, einfach so. Und er war nicht einmal ein Ketzer, so wie du. Ich sage war , Rogers, weil der Mann leider nicht mehr unter uns weilt. Welch ein Glück, dass wir noch den Pferdeknecht in der Schänke gefragt haben, der uns sagte, du wärst in Wahrheit nach Westen aufgebrochen, auf der Straße nach Milan – was in meinen Augen auch mehr Sinn machte, denn Milan war bis vor kurzem das größte Ketzernest hier in der Gegend, und was dein Freund mit dem lustigen Namen und der Zuneigung zum Weinkrug schließlich auch bestätigte … als ich ihn ein zweites Mal … hm … befragte. Er war von seiner Trunksucht geheilt, Rogers, noch bevor er sich zu seinem Schöpfer begab. Mit zehn gebrochenen Fingern kann man einfach keinen Weinbecher halten.«
Plötzlich wirbelte er herum, sprang zu Sariz hinüber, zückte ein Messer und presste es Rogers’ Mutter mit der flachen Seite der Klinge an die Wange. Die Spitze ruhte einen halben Fingerbreit unter ihrem Auge.
»Das passiert Lügnern, Rogers: Schmerzen. Schmerzen muss man nicht unbedingt am eigenen Körper erfahren, um sie unerträglich zu finden. Wo sind Walter und Godefroy?«
Rogers starrte seiner Mutter in die Augen. Dann senkte er den Blick. »Sie müssen hier irgendwo sein. Wahrscheinlich haben sie euch gehört und sich versteckt.«
Sariz seufzte. Ohne Gabriel mit seinem Messer zu beachten, sagte sie: »Es tut mir leid, mein Sohn.«
»Ich hätte es nicht ertragen, wenn er dich …«
»Nein,
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