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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Seele getroffen hatte. Auch ein Mann wie Gabriel hatte Geheimnisse. »Als ich sechs Jahre alt war, glaubte man das. Weil Kaiser Federico ein paar Kastraten aus seinem Kreuzzug mitgebracht hatte. Soll ich dir was sagen? Ich konnte nicht gut singen. Aber man nahm es mir nicht allzu übel, dass man die ganze Arbeit und das Blut und das Geschrei und das Fieber und die Entzündung und dass man immer mehr wegschneiden musste und danach die jahrelange unkontrollierbare Pisserei umsonst mit mir gehabt hatte.« Er lächelte, aber das Lächeln war verkrampft. Plötzlich holte er aus und trat Rogers in den Leib. Rogers krümmte sich zusammen und kämpfte gegen den Drang an, sich zu übergeben. »Du wirst noch erfahren, wie das ist, Rogers de Bezers«, wisperte Gabriel. »Du wirst es noch erfahren.«
    9.
MILAN
     

     
    Gabriels Männer stellten das Hospiz gründlich auf den Kopf. In den Ställen, Werkstätten und Scheunen drehten sie Fässer um, stachen in Strohhaufen und schnüffelten in Truhen herum. Im Haupthaus begannen sie im Erdgeschoss mit den Schlaf- und Essensräumen, durchstöberten die Vorratskammern, trieben das Gesinde in der Küche zusammen. Sie spähten in den Kamin und stocherten mit einem Stecken in der Latrine, wobei sie jedoch nichts fanden, was nicht in einer Latrine zu erwarten gewesen wäre, und einen Riesengestank verursachten, der sich in ihren Kleidern festsetzte. Sie sahen im Obergeschoss im Speisesaal für die adligen und begüterten Gäste nach. Sie erschreckten die Ratten im Trockenspeicher und stöberten ganze Armeen von Spinnen auf.
    Von Walter und Godefroy fanden sie keine Spur.
    Als sie wieder nach unten trabten, fiel ihnen die Tür zu einer Kammer auf, die direkt über der Küche liegen musste. Sie grinsten sich an. Dies musste der einzige Raum sein, in dem sie noch nicht nachgesehen hatten – ergo waren die Gesuchten dort drin. Der Anführer drückte die Klinke behutsam nach unten, öffnete die Tür einen Spalt … und dann stürzten alle drei mit gezückten Waffen hinein.
    Die Kammer war eng und miefig und hauptsächlich mit einem Bett zugestellt. Das Bett schien aus einem reichen Haus zu stammen; wie es seinen Weg in die enge Stube oberhalb der Hospizküche gefunden hatte, würde für ewig ein Rätsel bleiben. Es war riesig, mit einem Bettkasten, der zwischen vier mächtigen Pfosten aufgehängt war, statt einfach auf dem Boden zu stehen wie die Bettkästen gewöhnlicher Menschen. Über den Pfosten spannte sich ein Baldachin. Auf dem Bett lag ein Gebirge aus Decken und Kissen, aus dem zwei Gesichter starrten. Die Gesichter bestanden aus aufgerissenen Augen und Mündern. Nicht jeder verträgt es, in der Morgendämmerung dadurch geweckt zu werden, dass drei Barbaren mit einem lauten »Aargh!« in das Zimmer platzen.
    »Raus aus den Federn!«, kommandierte der Anführer von Gabriels Männern.
    Die beiden Gesichter gafften ihn an. Er seufzte. »Scheiß Welsche!« Er dachte nach. » Exeat !«, rief er dann. Anders als von Meffridus’ Chasteloses Gehilfen wurde von Gabriels Männern ein gewisses Niveau erwartet.
    Die Leute im Bett zuckten zusammen, aber sie machten immer noch keine Anstalten, unter den Decken hervorzukommen. Mittlerweile hatte der Anführer sie identifiziert – es waren der Wirt und seine Frau.
    »Warum kommen die Trottel nich’ aus’m Bett raus?«, murrte einer der anderen beiden.
    Der Anführer kniff die Augen zusammen. Er hatte plötzlich einen Verdacht. Der Verdacht umfasste mindestens einen der Gesuchten, wie er versteckt unter der Bettdecke zwischen dem Wirt und seiner Frau lag, das Messer an den Eiern des Wirts, damit dieser ihn nicht verriet. Er schritt zum Bett, zog die Decke mit einem Ruck weg, sprang zurück und hob seinen Dolch.
    Zwischen dem Wirt und seiner Frau lag niemand. Es hätte auch niemand dazwischengepasst. Sie lagen eng nebeneinander. Sie waren beide von großer Körperfülle. Und sie waren nackt.
    »Ich werd zum Fuchs«, staunte einer der Männer. »Wir ham die Säue beim Vögeln gestört.«
    Die Frau des Wirts schrie auf und versuchte, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. Es war ein fruchtloses Unterfangen angesichts der Menge an Blöße. Der Wirt kam ungeschickt auf die Knie und versuchte, die Decke zu grabschen, aber der Anführer zog sie aus seiner Reichweite. Er begann zu grinsen.
    »Heilige Scheiße«, sagte er anerkennend zum Wirt und starrte dabei die Wirtin an. »Ist das alles deins?«
    Der Wirt fluchte. Die Wirtin kreischte

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