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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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herein!«, sagte sie scharf. »Dies ist unsere Klausur! Du darfst hier nicht herein.«
    »Die beiden französischen Steinhauer waren hier«, sagte Meffridus milde.
    »Sie waren verletzt«, sagte Elsbeth und erwartete, dass Adelheid anfügen würde, dass Meffridus jederzeit willkommen wäre, wenn er die Güte hätte, sich zu verletzen; es hätte zu Adelheid gepasst, der die Gedanken noch immer auf der Zunge lagen. Doch Adelheid schwieg – ein Zeichen, dass die Gegenwart des Notars sie ebenso beklommen machte wie Elsbeth … oder wie offensichtlich alle anderen. Was war nur an diesem Mann, dass man wünschte, aus seiner Gegenwart zu entkommen? Er war niemals unhöflich, er drohte niemals, und sie hatte ihn niemals irgendetwas Unanständiges sagen hören oder tun sehen. Und dennoch – es war, als betrachte man eine schlafende Schlange, als sähe man etwas, das eigentlich nicht hierhergehörte, aber man wusste nicht, wohin es gehören sollte, nur, dass es falsch war und dass unter der Oberfläche des dicklichen, nichtssagenden Mannes ein Abgrund gähnte, und wer ihm zu nahe kam, der fiel hinein. Wie mochte Constantia sich fühlen, die ihm täglich so nahe kam wie niemand anderer?
    Meffridus zuckte mit den Schultern. Elsbeth ging auf ihn zu, die Hand noch immer erhoben. Meffridus lächelte sanft. Sie ließ die Hand verlegen sinken. Sie wusste, dass sie ausgesehen hatte wie ein Heiliger auf einem Gemälde, der mit erhobenem Kreuz auf den Drachen zugeht, um ihn zu bannen.
    »Ich möchte Constantia sehen«, sagte Meffridus.
    »Wir werden sie in ihr Haus bringen, sobald sie sich ausgeruht hat.«
    »Ihr versteht nicht, Schwester. Ich möchte sie jetzt sehen.« Meffridus tat einen Schritt zur Tür herein. Elsbeth stellte sich ihm in den Weg und spürte plötzlich ihr Herz bis zum Hals klopfen, als versperre sie einem Ungeheuer den Zutritt. Meffridus’ Lächeln erlosch.
    »Du darfst hier nicht herein«, sagte Elsbeth und hoffte, dass man ihrer Stimme nichts anmerkte. Dankbar spürte sie, wie Adelheid sich hinter ihr aufbaute.
    »Constantia ist …«, begann Adelheid.
    »… sehr erschöpft«, vollendete Elsbeth rasch. »Aber sie ist hier in besten Händen, das versichere ich dir. Du wirst sie sehen, wenn sie nach Hause kommt.«
    »Ihr verwehrt mir tatsächlich den Zutritt, Schwester? Alle Achtung …«
    »Weshalb?«, hörte Elsbeth sich fragen. »Braucht es Mut, dir das zu verbieten, was unsere Regeln uns vorschreiben? Dies ist unser Haus.«
    »Das ist es, Schwester, das ist es«, sagte Meffridus. Er musterte sie lange. Elsbeth hielt dem Blick stand. Plötzlich wurde ihr klar, dass er hereinkommen würde, wenn sie das Blickduell verlor, und dass er dann immer hereinkommen würde, ganz egal, wie oft sie noch versuchte, es ihm zu verbieten. Sie holte Atem und warf den Kopf zurück, ohne seinen Blick loszulassen. Meffridus begann wieder zu lächeln.
    »Werdet Ihr mir sagen, was ihr fehlt, wenn ich Euch bitte, nach draußen zu kommen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Hm.« Meffridus’ Lächeln vertiefte sich. »Darf ich Euch bitten, nach draußen zu kommen?«
    »Nach dir«, sagte Elsbeth und dachte: Ich senke den Blick nicht, und wenn ich blind werde. Du musst zuerst die Augen abwenden .
    Meffridus faltete die Hände vor der Brust und verbeugte sich, und er hätte es nicht eleganter anstellen können, um das Blickduell endlich zu beenden. Sein Lächeln schien zu sagen: Ich habe nicht aufgegeben, sondern die Entscheidung nur vertagt . Elsbeth, deren Augen im nächsten Moment zu tränen begonnen hätten, war erleichtert. Gleichzeitig bimmelte in ihrem Hirn eine Glocke so schrill wie eine Feuerglocke. Bevor Meffridus die Hände gefaltet hatte, hatte er unbewusst eine Bewegung gemacht, als wolle er sie in die Ärmel stecken. In die Ärmel … einer Mönchskutte?
    Der Notar trat nach draußen; sie sah ihn durch die Türöffnung ein paar Schritte zum Klostertor schlendern und dann stehen bleiben. Wie üblich war er in Begleitung eines vierschrötigen Mannes, der beflissen herbeigeeilt kam. Meffridus schickte ihn mit einer Handbewegung wieder auf Distanz. Dann drehte er sich zur Tür um und machte ein erwartungsvolles Gesicht. Elsbeth straffte sich und ging zu ihm hinaus.
    »Sie ist was?« , stieß Meffridus wenige Augenblicke später hervor.
    »Schwanger«, wiederholte Elsbeth. »Adelheid meint, sie sei etwa im dritten Monat.«
    Meffridus gaffte sie an, dann durch sie hindurch. Zum ersten Mal sah sie ihn aus dem Gleichgewicht

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