Die Pforten der Ewigkeit
gebracht.
»Ist es … meins?«
»Die Frage könnt nur ihr beide beantworten.«
»Constantia ist schwanger …«
Elsbeth nickte. Ihre Brauen hatten sich zusammengezogen. Sie hatte keine Erfahrung in der Reaktion von Männern auf die Botschaft, dass sie Vater würden, aber es hatte genügend sogenannte Waisen in Papinberc gegeben und puellae oblati – der Kirche dargebrachte, neugeborene Mädchen –, die im Kloster erzogen wurden, dass ihr klar war, die Neuigkeit wurde nicht immer mit Begeisterung aufgenommen. Heilige Maria, dachte sie, was tue ich, wenn er das Kind mir überantwortet, für Porta Coeli? Constantia wird es nicht behalten können, wenn er es nicht wünscht …! Wie soll ich ihr dann jemals wieder in die Augen sehen, wenn ihr Kind für sie verloren ist und sie ihm doch täglich begegnen wird?
»Constantia ist schwanger …«, sagte Meffridus noch einmal.
»Ein Kind ist ein Geschenk von Gott«, begann Elsbeth zu plappern. »Es ist das Geschenk der Unsterblichkeit, das Gott uns dennoch gemacht hat, obwohl Adam und Eva aus dem Paradies verstoßen wurden. Über unsere Kinder leben wir weiter fort und …«
»Es gibt einen Haufen Leute, die ein Kind als Sünde gegen die Freiheit der Seele sehen und als einen neuen verlorenen Kampf des Lichts gegen die Dunkelheit, Schwester«, sagte Meffridus.
Elsbeth verstummte. Sie blinzelte und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie erschrocken sie war. Er wusste von Rogers! Es konnte gar nicht anders sein! Er wusste von Rogers, und mit dieser subtilen Botschaft hatte er ihr gedroht, und gleich würde er sagen: Das Kind ist für das Kloster vorgesehen, Schwester. Bringt es auf die Welt und behaltet es. Und solltet Ihr Euch weigern, weiß ich eine Geschichte zu erzählen …
Im gleichen Atemzug fragte sie sich, wieso sie ihm so etwas zutraute. Hatte er ihr und dem Kloster nicht stets geholfen? Wieso traute man ihm jede Schlechtigkeit zu, wenn man näher mit ihm zu tun hatte, und besonders eine, bei der man sich selbst ins Unrecht verwickelte und verstrickte, bis man hilflos zappelte und er einen nur noch aufzuheben und zu zerquetschen brauchte?
»Das Kind«, sagte Meffridus, »wird hoffentlich mehr nach ihr kommen als nach mir. Ich wünsche mir eine Tochter, und ich hoffe, sie wird so schön wie ihre Mutter.«
Elsbeth öffnete den Mund, um zu sagen, dass er diese Entscheidung nicht fällen durfte, dass es seine Pflicht war, Constantia beizustehen und ihr gemeinsames Kind … und schloss ihn wieder.
Was?
»Äh …?«, machte sie.
Meffridus grinste. »Constantia ist schwanger. Das heißt, ich werde Vater!«
»Ja …«, stotterte Elsbeth.
»Ich werde Vater der schönsten Tochter, die es auf der Welt gibt.«
»Es könnte auch ein Junge werden«, stammelte Elsbeth völlig verwirrt und ebenso vergeblich.
Meffridus fuhr herum. Ella Kalp wanderte gemächlich in Richtung auf das Klostertor zu, in einer Hand Ursi und in der anderen einen Korb, in dem zwei dampfende Steingutkrüge standen. Ella plapperte und scherzte mit dem Kind und merkte nicht, dass sie eine doppelte Tröpfchenspur hinter sich herzog – eine rote, die nach Würzwein duftete, und eine klare, die nach Hühnersuppe roch.
»Beeil dich, Ella!«, rief Meffridus. »Bring Constantia die Sachen, schnell, schnell. Und dann lauf nach Hause und koch, damit wir feiern können, wenn Constantia nach Hause kommt. Lambert, steh nicht so dämlich rum. Hilf Ella!«
»Ich soll kochen, Meffridus?«, rief der Knecht alarmiert.
»Du sollst nicht kochen, du sollst auf dem Markt holen, was immer Ella dir aufträgt.«
»Die ham nich’ mehr viel auf’m Markt, Meffridus, weil ja bald Winter is’ und so.«
»Von mir aus rennst du nach Nuorenberc und zurück, wenn Ella etwas braucht«, sagte Meffridus mit gefährlicher Stimme.
»’woll, Meffridus. ’tschuldige, Meffridus!«
» Nach Hause , Herr Meffridus?«, fragte Ella. »Wo denn? Bei Euch oder bei Constantia?«
Meffridus stutzte für einen Moment. »Dämliche Frage«, sagte er dann. »Bei Constantia, wo sonst?«
Er wirbelte wieder herum zu Elsbeth, und zu ihrer grenzenlosen Überraschung packte er ihre Hand und schüttelte sie. »Was immer Ihr oder die Schwester braucht, die sich um Constantia kümmert – sagt es mir, und Ihr werdet es haben.« Er wandte sich ab. »Ella! Bist du noch nicht bei Constantia! Hier, gib mir die Kleine, damit du Constantia füttern kannst.«
Ella quiekte, als Meffridus ihr Ursi aus dem Arm nahm. In ihr
Weitere Kostenlose Bücher