Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
einem plötzlichen Fieber. »Wir bringen dich zu Schwester Adelheid.«
    Sie lag in Wilbrands Armen, der sie trug, als wäre sie wieder das junge Mädchen von damals. Elsbeth ging neben ihr und hielt ihre Hand. Die Übelkeit kam in Wellen, die immer leichter wurden, doch sie fühlte sich so schwach, dass sie sich einfach in Wilbrands Arme sinken ließ und ihren Kopf in seiner Brust vergrub.
    Sorg dich nicht?
    Aber Rudeger war soeben nach Wizinsten zurückgekehrt, in Begleitung von Meffridus Chastelose, einäugig, schweigend, finster, und nun war alles, was sie getan und geplant hatte, am Ende.
    14.
WIZINSTEN
     

     
    »Kein Zweifel«, sagte Schwester Adelheid. Elsbeth zog sie aus der Zelle. Schwach dachte sie daran, dass es den Anschein hatte, dass sie selbst am allerwenigsten auf dem Lager in dem kleinen Raum schlief – immer war es von jemand anderem besetzt. Nun lag Constantia darauf und starrte mit weit aufgerissenen Augen an die niedrige Decke.
    Draußen zog sie die Tür zu. Schwester Adelheid krempelte den Ärmel ihrer grauen Kutte zurück.
    »Woran erkennst du das?«, fragte Elsbeth.
    Adelheid schenkte ihrer Oberin einen mitleidigen Blick. »Das erkennt man halt«, sagte sie.
    Elsbeth biss sich auf die Unterlippe. »Ich hätte schon viel früher mit dem Notar sprechen sollen. Wenn du es erkennst, erkennt es bald jeder in der Stadt. Dann wird sie noch mehr Ausgestoßene sein, als sie es jetzt schon ist.«
    »Mit Meffridus Chastelose sprechen? Worüber? Dass er hätte aufhören sollen, ihr beizuwohnen?« In Adelheids Blick konnte man lesen, dass Elsbeth, sollte sie diesen Gedanken gehabt haben, noch mehr zu bedauern war als vorhin wegen ihrer Naivität.
    »Nein, dass er sie heiratet.«
    In Adelheids Blick war eine weitere Steigerung des Mitleids zu erkennen. Du magst die beste Oberin sein, die man sich vorstellen kann, Schwester Elsbeth , sagte der Blick, aber von der Welt hast du keine Ahnung!
    »Welcher Monat?«
    Adelheid zuckte mit den Schultern. »Dritter?«, sagte sie. »Weiter auf keinen Fall.«
    »Glaubst du, es ist ihr selbst gar nicht bewusst?«
    »Ich glaube eher, dass sie sich zwingt, nicht daran zu denken.«
    »Wir müssen es ihr sagen.«
    »Ehrwürdige Mutter, sie weiß es. Was wir tun müssen, ist, sie aufzuwecken, damit sie es auch anerkennt.«
    »Soll ich jetzt gleich …?«
    »Nein. Lass sie ein wenig mit sich allein. Ich bin nicht weit – ich wollte ohnehin nach Hedwig sehen.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Wie einem Fisch im Wasser. Mach dir keine Sorgen, ehrwürdige Mutter.«
    »Und Reinhild?« Noch jemand, der ihr irgendwie aus dem Sinn gekommen war. Elsbeth musste zugeben, dass sie, wenn sie nicht an den Bau gedacht hatte, mit ihrem Kopf und ihrem Herzen bei Rogers gewesen war. Auf ihre Weise war sie nicht besser als Wilbrand. Sie räusperte sich verlegen.
    »Ehrwürdige Mutter, du hast getan, was das Beste war. Reinhild ist nicht glücklich mit ihrer Aufgabe, sich um Hedwig zu kümmern, aber sie ist die Beste dafür. Und dass es gut war, Hedwig eine eigene Aufgabe zu übertragen, weißt du ja selbst.«
    »Aufgabe? Ich habe ihr keine Aufgabe übertragen …«
    »Sie sieht es als ihre Aufgabe, den Menschen ihre Visionen von Gottes Licht näherzubringen. Und jetzt, da sie ihre eigene Klause hat, kann sie es tun.«
    »Ich dachte eigentlich, ich hätte sie aus dem Verkehr gezogen …!«
    Adelheid zuckte mit den Schultern. »Was wir planen und was daraus wird …« Sie rollte die Augen beziehungsvoll in Richtung der Tür, hinter der Constantia lag. »Jedenfalls hast du den Menschen hier in dieser merkwürdigen Stadt auf zwei Arten Hoffnung geschenkt: durch den Klosterbau und dadurch, dass sie Hedwig zuhören können.«
    »Wie viele sind es denn inzwischen?«, fragte Elsbeth.
    »Der Herr hatte nicht so viele Jünger.«
    »O Himmel. Ich glaube, ich werde mal nach ihr sehen.«
    »Tu das, ehrwürdige Mutter. Ich komme hier zurecht. Und wenn die Unselige dort drin nach dir verlangt, lasse ich dich holen.«
    »Warum sollte sie nach mir verlangen?«
    »Bist du nicht die einzige Freundin, die sie hier hat?«
    »Ich muss Ella Kalp noch Bescheid geben!«, stöhnte Elsbeth. »Ich glaube nicht, dass es jemand anderer tun wird.«
    » Ich habe es getan, Schwester. Ella wird in Kürze mit Suppe und heißem Wein hier sein.«
    Adelheid und Elsbeth blickten auf. Meffridus Chastelose stand in der Tür, die nach draußen führte. Elsbeth sah ihn überrascht an, dann hob sie Hand. »Du darfst hier nicht

Weitere Kostenlose Bücher