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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ganz Frankreich angefangen hat, setzt der Bischof hier nun fort. Papinbercs Juden genießen nicht mehr den Schutz des ehrwürdigen Vaters.«
    »Aber welche Juden haben sich denn den Zorn des Bischofs zugezogen? Alle, oder nur die, bei denen er Schulden hat?«
    »Mir war klar, dass so etwas von dir kommen musste. Aber es geht nicht nur um die Juden – und daher bin ich so unschlüssig, was Bischof Heinrich antreibt. Er lässt Übergriffe auf die Juden zu und hat sogar eine Kleiderordnung für sie befohlen, aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Geradezu fanatisch ist er, wenn es um Ketzer geht. Man könnte glauben, er versuche mit aller Macht, die letzten Reste von Ketzerei in unseren Landen auszumerzen, damit Gott sich das mit dem Ende der Welt noch einmal überlegt.«
    »Deshalb dein Hinweis auf Colnaburg …«
    »Seit König Louis von Frankreich sich im Heiligen Land aufhält, ist sowohl der Widerstand der Albigenser im Langue d’Oc stärker geworden als auch die Repressalien gegen sie. Die Inquisition hat wohl ein paar von den einflussreichen Diakonen und Bischöfen der Albigenser gefangen und dazu bewegen können, Mitbrüder zu verraten. Seitdem arbeitet die Ketzerverfolgung in Frankreich nach dem Gleichnis vom Reiskorn auf dem Schachbrett. Noch halten die Ketzerfürsten den Frieden, den sie mit dem König vereinbart haben, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis eine von beiden Seiten eine große Dummheit begeht …«
    »… so wie in Colnaburg seinerzeit …«
    »… und ich fürchte, dass der Konflikt sich auch hier entzünden wird. Viele der Ketzer haben Freunde und Verbündete im Reich, und der Kaiser und viele seiner Getreuen sind ihnen so nahegestanden, als gehörten sie schon zu ihnen.«
    »Auch viele in unserem Orden haben ihre Position geändert …«
    »Ja, ich weiß. Seit die Dominikaner unsere eigenen Leute als Inquisitoren abgelöst haben, hat sich der eine oder andere intensiver mit den Lehren von Albi befasst.«
    »Ehrwürdige Mutter – seit sie sich damit befassen, haben sie erkannt, wo der christliche Glaube treuer und reiner im Herzen befolgt wird!«
    Lucardis seufzte. Elsbeth zuckte mit den Schultern und grinste schief. »Wie gut, dass ich in Wizinsten bin, wo niemand mich reden hört, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, ob tatsächlich das Ende der Welt bevorsteht. Aber es kann sein, dass das Ende unseres Glaubens kommt, unserer Kultur, unseres Verständnisses vom Leben in Gott. Heute schon bekämpfen sich Welfen und Waiblinger, Papsttreue und Kaisertreue. Der Spalt geht durch das ganze Land. Wenn nun auch noch ein Konflikt zwischen Ketzern und Rechtgläubigen entsteht, dann werden Söhne gegen ihre Väter kämpfen, Brüder gegen ihre Schwestern und Mönche gegen ihre Äbte. Jeder Quadratzoll des Reichs wird in Flammen stehen.«
    Die beiden Schwestern sahen sich eine Zeit lang schweigend an. »Was versuchst du mir tatsächlich zu sagen?«, fragte Elsbeth.
    »Komm hierher zurück. Du hast geglaubt, Wizinsten sei sicher, aber das ist es nicht.«
    »Was!?«
    »Mein Einfluss auf den Bischof mag gering sein, aber ich glaube, dass ich dich hier besser schützen kann, als es die Mauern eines völlig heruntergekommenen Schweinestalls von Kloster in einem unbedeutenden, feindseligen Kaff mitten im Wald vermögen.«
    Elsbeth gaffte Lucardis mit offenem Mund an. Warum kamen ihr diese Worte so unangenehm bekannt vor? Die Äbtissin nestelte einen mehrfach gefalteten Pergamentabriss aus ihrer Tunika und hielt ihn in die Höhe. »Ich habe nur zitiert«, sagte sie. »War gar nicht leicht zu lesen, so quer über einen Ausriss aus dem Johannesevangelium geschrieben.«
    »Der Brief!« Elsbeth räusperte sich und wurde rot. »Den habe ich … in einer Gefühlsaufwallung geschrieben. Den musst du nicht ernst nehmen. Wir haben versucht, die große Vorlesebibel im Refektorium zu retten, aber wir mussten viele Seiten herausnehmen, weil sie zu verdorben waren. Ich wollte einfach eine davon, die nur zur Hälfte verschimmelt war, einer Verwendung zuführen. Ich dachte ohnehin nicht, dass er dich jemals erreicht …«
    »Für die Sünde der Lüge erlege ich dir zehn Ave Maria auf.«
    Elsbeth schüttelte den Kopf. »Der Bischof hat gesagt, er würde sich meinen Namen merken …«
    »Ich habe Erkundigungen eingezogen, Schwesterchen. Niemand interessiert sich für Wizinsten. Unsere zisterziensischen Brüder in Ebra sind ebensowenig daran interessiert wie der Burggraf in Nuorenberc oder der König von

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