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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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euch schützt?«
    Elsbeth wies auf die Betenden ringsherum. »So wie sie sich darauf verlassen. So wie sich die Gläubigen seit tausend Jahren darauf verlassen, dass es am Tag Armageddon Hoffnung gibt, weil der Kaiser sie beschützt.«
    »Du brauchst aber mehr als nur Zuversicht. Du brauchst vor allem Geld.«
    »Ich weiß. Ich werde als Erstes Hedwigs Vater aufsuchen – auf diese Idee hast du mich soeben gebracht. Es muss in seinem Interesse sein, dass ich für seine Tochter ein schützendes Haus baue. Er wird mich unterstützen; und andere werden es ebenfalls tun.«
    »Du hast dir alles genau überlegt.«
    »Nein, habe ich nicht. Aber ich bin dennoch davon überzeugt, dass es der einzige Weg ist.«
    Lucardis musterte sie von der Seite. »Komm zurück zu uns«, flüsterte sie.
    Elsbeth schüttelte den Kopf. »Nein. Sankt Maria und Theodor ist meine Heimat, aber die Antwort lautet Nein. Der Pfad, der für mich bereitet ist, führt mich endgültig von hier fort.«
    »Wie kann ich dir helfen?«
    »Indem du mir vergibst, dass ich vorhin so zornig war. Ich schäme mich dafür.«
    »Ich habe es mir nicht zu Herzen genommen. Ich dachte mir einfach, die Klügere gibt nach.« Lucardis lächelte Elsbeth von der Seite her an.
    »Aber es war grob und ungerecht …«
    »Ja, war es. Ich verzeihe dir trotzdem. Keine Widerrede.«
    »Ich liebe dich«, sagte Elsbeth.
    2.
PAPINBERC
     

     
    »Was?«, japste Wilbrand.
    »Du hast richtig gehört. Der erste Plan ist ab sofort der zweite. Wir brauchen ein Provisorium. Etwas, wo man leben kann, und natürlich Vorratsräume und Hütten für die Pächter, die im Schutz des Klosters arbeiten wollen. Ich dachte ursprünglich, wir könnten in das alte Benediktinerkloster ziehen, aber wenn es regnet, wird man unter seinem Dach nässer, als wenn man draußen im Freien steht. Es ist nicht viel mehr als eine Ruine.«
    »Und was habt Ihr Euch da vorgestellt, Schwester Elsbeth?«
    »Stell dir vor …«, sagte Elsbeth, aber als sie erkannte, dass sie ihr erstes, optimistisches Gespräch mit Wilbrand wegen des Klosterplans ebenfalls so begonnen hatte, empfand sie ihre eigenen Worte plötzlich als Hohn. »Eine Kapelle mit einem Umgang, daneben ein Haus, in dem sich das Refektorium, die Küche und das Dormitorium befinden, und ein Dach, das beide Bauten überspannt.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist der Anfang, Meister Wilbrand!«
    »Und woraus soll dieser … Anfang  … gebaut werden?«
    »Aus Holz.«
    »Es wird verwittern und zusammenfallen.«
    »Dann musst du es so bauen, dass es eine Weile hält. So viel Vertrauen habe ich in dich als Baumeister.«
    »Ich dachte, wir bauen ein Kloster, und jetzt ziehen wir Hütten in die Höhe.« Wilbrand schüttelte den Kopf. »So habe ich mir das nicht vorgestellt, Schwester Elsbeth.«
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich auch nicht. Aber am Ende werden wir etwas viel Größeres geschaffen haben, als du dir vorgestellt hast, Meister Wilbrand.«
    3.
STALEBERC
     

     
    Zuerst war es zu kalt gewesen, dann zu schlammig, dann hatte es viel zu lange gedauert, bis er genügend Kriegsknechte zur Verstärkung seiner eigenen Leute gefunden hatte, weil nämlich König Konrad wie verrückt im ganzen Land rekrutierte … dann hatte sich der Sommer als ungewöhnlich regnerisch erwiesen und der Platz, an dem die Burg erbaut war, ungewöhnlich gut gewählt … und am Ende hatte die Belagerung sechs Wochen gedauert anstatt der geplanten sechs Tage. Die Wut über seine Lage rumorte in Rudolf von Habisburchs Magen und ließ alles, was er zu sich nahm, bitter schmecken.
    Rudolfs Knappe kam ins Zelt und wartete, bis sich der Blick seines Herrn auf ihn richtete. »Sie schicken einen Unterhändler«, sagte der Knappe.
    »Woran erkennst du das?«
    »Er trägt eine Parlamentärsflagge und hat alle Waffen abgelegt.«
    »Schade.«
    »Herr, die Unantastbarkeit des Parlamentärs ist eine heilige …«
    »Halt mir keine Predigten. Wo ist der Kerl?«
    »Er wartet draußen mit dem Sergeanten.«
    »Hol die beiden rein.«
    Wenige Augenblicke später stand ein Mann vor Rudolf, der ungewaschen und ausgemergelt aussah und Schwierigkeiten hatte, sich auf den Grafen zu konzentrieren. Seine Blicke schweiften ständig zum Tisch, auf dem Rudolfs halb gegessene Mahlzeit kalt wurde. Der Geruch nach gebratenem Fleisch, der in der sommerlichen Wärme des Zeltinneren hing, ließ den Adamsapfel des Parlamentärs tanzen. Rudolf folgte seinem Blick, schlenderte dann beiläufig zum Tisch, spießte einen

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