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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Jerusalem. Kannst du dich erinnern, was du mir erzählt hast über die Benediktiner auf dem Michelsberg? Dass sie sagten, sie wüssten auch nicht, welcher Kongregation Wizinsten angehöre? Tatsächlich gehört das Kloster zu gar keiner Kongregation. Es ist damit beinahe wie bei uns: Die Mönche von Wizinsten hatten in Wahrheit keine Ordensheimat.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Wenn Bischof Heinrich sich entschließt, Soldaten nach Wizinsten zu senden, dich festzunehmen und sich dann eine Anklage auszudenken, wird niemand euch zu Hilfe kommen. Er mag sich vielleicht jetzt noch nicht mächtig genug dazu fühlen – aber mit jedem Monat, der vergeht und mit dem das Chaos im Reich wächst, wird er sich freier fühlen.«
    »Und hier wäre ich in Sicherheit – hier, mitten in der Höhle des Löwen!?«
    »Du hast mehr recht, als du denkst. Vor dem Portal unserer Kirche stehen zwei steinerne Löwen, wie du weißt.«
    »Jetzt geht es mir doch gleich viel besser!«
    »Elsbeth – der Bischof wird nicht wagen, mit Soldaten in unser Kloster einzudringen und dich mit Gewalt daraus zu verschleppen. Dazu ist seine eigene Stellung viel zu prekär und sein Groll gegen dich viel zu persönlich. Selbst wenn Cîteaux uns bis jetzt noch nicht anerkannt hat – spätestens dann würde der Orden es tun und uns beispringen, und dann müsste Bischof Heinrich sich mit allen Zisterziensermönchen und -nonnen anlegen, mit dem einzigen Orden, der von den Gläubigen im Reich noch halbwegs respektiert wird. Wir haben gedacht, dass dein Weggang nach Wizinsten dich in Sicherheit bringen würde. Tatsächlich bist du viel sicherer, wenn du hierher zurückkehrst.«
    »Weißt du, was das Problem bei deiner zwingenden Logik ist?«
    Lucardis senkte den Blick. Sie wusste genau, was das Problem war. Elsbeth hatte selten erlebt, dass ihre Schwester ihr nicht in die Augen sehen konnte.
    »Sprich mir nach, ehrwürdige Mutter«, sagte Elsbeth fast feindselig. »›Was wird aus Schwester Hedwig?‹«
    »Ich kann wahrscheinlich verhindern, dass eine Angehörige meiner Herde angeklagt wird, weil sich ein Bischof über sie geärgert hat«, erklärte Lucardis leise. »Ich kann es nicht bei jemandem, der sich durch seine eigenen Aussagen als Ketzer darstellt, wenn er nur den Mund auftut.«
    »Was willst du mir vorschlagen? Dass ich Hedwig ganz allein in Wizinsten zurücklasse, weil es ohnehin egal ist, wo sie sich befindet? Weil der Bischof sich ihrer bemächtigen wird, sobald er glaubt, dass niemand ihn dafür zur Rechenschaft ziehen wird?«
    »Elsbeth, schrei nicht …«
    »Ich schreie nicht!«
    »Lass deinen Zorn auf deine Schwester nicht deinen Respekt vor deiner Oberin untergraben. Das wäre Sünde.«
    Elsbeth biss die Zähne zusammen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Ich habe eine Lösung für das Problem«, sagte Lucardis langsam. »Hedwigs Familie ist wohlhabend. Sie haben dem Kaiser und König Konrad stets die Treue gehalten und haben selbst viele Verbündete. Ich habe bereits einen Brief an sie geschrieben.«
    »Du willst sie … aus dem Kloster verstoßen? «
    »Ich will sie in Sicherheit bringen. Bischof Heinrich wird es nicht wagen, einen Verbündeten des Königs anzugreifen, und Hedwigs Vater wird ihm seine Tochter nicht freiwillig überlassen.«
    »Das Kloster ist Hedwigs Leben!«
    »Wenn sich alles zum Guten gewendet hat, kann sie jederzeit zurückkommen.«
    »Und wenn sich alles zum Schlechten wendet?«
    »Dann brauchen wir uns keine Gedanken mehr über die Zukunft zu machen.«
    »Nein«, sagte Elsbeth, nun ruhiger, aber immer noch genauso wütend, »nein, ich gebe nicht schon am Anfang auf.« Sie deutete in die Richtung, in der, wären sie vor der Kirche gestanden, sich der Domberg erhoben hätte. »Ich werde das Kloster neu aufbauen, und da es niemandem gehört, weder dem Orden des heiligen Benedikt noch dem Orden von Cîteaux noch dem Burggrafen oder den Bürgern Wizinstens, werde ich das Kloster unter den Schutz des Kaisers stellen. Ich weiß, das Reich hat keinen Kaiser. Aber es wird bald wieder einen haben, und bis es so weit ist, wird uns die Macht schützen, die das Kaisertum auf Erden symbolisiert: die Macht, das Böse in Schach zu halten und dem Licht zum Sieg zu verhelfen. Hast du gewusst, dass das Asyl des Papinbercer Doms noch niemals gebrochen worden ist? Der Dom ist dem Kaiser geweiht. Niemand wird Hedwig oder mir ein Haar krümmen, solange wir unter diesem Schutz stehen.«
    »Du verlässt dich darauf, dass eine Idee

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